Digitale Intelligenzexplosion nicht zu stoppen

Bad Nauheim (hms). Wie groß ist die Diskrepanz zwischen dem Schulstoff und den Anforderungen der Zukunft? Wie ist der aktuelle Entwicklungsstand der Prozessoren und Algorithmen für Künstliche Intelligenz (KI)? Welche Studienmöglichkeiten haben Schülerinnen und Schüler? Diese und andere Fragen behandelte ein Vortrag von Dr. Sighard Schräbler in der St.
-Lioba-Schule.
Es kenne sich kaum jemand besser aus als Dr. Sighard Schräbler, Manager für neue Technologien bei Continental Automotive Systems in Frankfurt, kündigte Studienleiter Hans-Winfried Auel den Gast an. Für die Mitglieder der Informatik-, Chemie- und Mathematik-Leistungskurse der 12. Klasse ging es nicht in erster Linie um die populäre Anwendung von KI, sondern um die Software.
Schräbler stellte Szenarien vor, wie weit sich die Menschheit über Millionen Jahre noch vergrößern kann, wie KI eine Ansammlung von Philosophen, nur mit Namen und Stichworten eingegeben, nach Bedeutung und Aussagen einordnet, auf welche zukünftigen Arbeitsweisen sich Kreditinstitute einstellen müssen. Anhand von Filmsequenzen aus den 1980er und 90er Jahren zeigte er den danach Geborenen auf, dass schon damals die Wissenschaft die Fiktion innerhalb von fünf Jahren eingeholt habe.
Auch KI schützt vor Dummheit nicht
Die digitale Intelligenzexplosion hänge von den menschlichen Bemühungen ab. ChatGPT könne auf Anforderung auch programmieren, und die Suchmaschine Perplexity.AI gebe sogar Quellen an, eine wichtige Anforderung der EU Richtlinie zur KI.
Aber künstliche Intelligenz schütze nicht vor natürlicher Dummheit. Es sei immer wichtig, ein umfassendes Grundwissen zu beherrschen. »Das Programmieren kann die KI zu 90 Prozent übernehmen. Der Mensch muss nur verstehen, ob das Ergebnis gut ist. Auftretende Fehler kann man meist an die KI zurückgeben«, antwortete er auf die Frage, ob die derzeitigen Lehrpläne die Voraussetzungen für die Zukunft überhaupt noch liefern könnten. KI sei insofern hilfreich, weil man in kürzerer Zeit viel mehr Aufgaben umfassender lösen könne.
Das zeigte er beim anschließenden Gespräch mit den Fachlehrern und der stellvertretenden Schulleiterin Astrid Finkeldey am Smartphone: Er gab eine Anfrage an die Suchmaschine Perplexity.AI und erhielt in Sekundenschnelle nicht nur die Antwort, sondern auch einen ausführbaren Programmcode. »Wichtig ist, dass die Schule Werte vermittelt und dass die jungen Leute das Lernen an sich erlernen. Der Rest ist natürliche Neugier«, betonte Schräbler, der sich im Physikalischen Verein auch mit Astronomie beschäftigt.
Viel zu viel »German Angst« befürchtet
»Wir müssen lernen, mit den neuen Errungenschaften zu arbeiten«, forderte er. In Deutschland nehme man nicht alles ohne Widerspruch hin, was richtig sei. Dennoch habe man viel zu viel ›German Angst‹. »Ich habe selbst ein hoch automatisiertes Fahrzeug. Das ist wunderbar entspannt zu fahren. «, erklärte er.
Joachim Becher, MINT-Koordinator der Schule, interessierte, was die Abiturienten studieren sollten, wenn sie sich für diese Richtung entschieden. »Alles, was in MINT steckt: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik«, rät Schräbler. Die Chance, einen Arbeitsplatz zu bekommen, sei sehr groß. Continental beispielsweise stellt Studienplätze parat zum dualen Studium. Der Vorteil sei, dass die Firma das Studium zahle. Die Lioba-Schule strebt nun eine Kooperation mit Continental an.