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Zwischen den Mitarbeitern unter anderem von Haus »Christa« auf der einen Seite und der Ambiente GmbH, die die Einrichtungen gerne übernehmen möchte, auf der anderen Seite, herrscht aktuell kein Einvernehmen. ARCHIV

Unmut in der Kurstadt

Dorea-Häuser in Bad Nauheim: Mitarbeiter boykottieren Termin

  • VonHedwig Rohde
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Die Zukunft der drei Bad Nauheimer Dorea-Häuser »Christa«, »Regina« und »Sprudelhof« ist nach wie vor unklar. Klar ist hingegen die Haltung der Mitarbeiter.

Man wolle Ruhe ins Verfahren bringen, so hatte Karl Heinz Lukofnak, Geschäftsführer der von Agora im Herbst 2022 für den Betrieb von Pflegeeinrichtungen gegründeten Ambiente GmbH, am Dienstag im Gespräch mit der WZ die für Donnerstag angekündigte Mitarbeiter-Information in den drei Dorea-Häusern »Christa«, »Regina« und »Sprudelhof« begründet. Die Initiative scheiterte zumindest fürs Erste am Widerstand der Mitarbeiter. Nach WZ-Informationen nahmen die Belegschaften geschlossen nicht an der Info-Veranstaltung teil.

Die interne Ablehnung ist offenbar immens. Wie die WZ am Nachmittag erfuhr, waren die Ambiente-Abgesandten in den drei Dorea-Häusern am Donnerstag nicht willkommen, lediglich in »Sprudelhof« zeigte sich die Leitung bereit, die Gäste aus Österreich herumzuführen. Eigentlich sollten Reinhold Gutmann, einer der Ambiente-Gesellschafter, sowie Wolfgang G. Grasnick, Diplom-Psychologe und Senior Consultant des Unternehmens, vor dem Hintergrund ihrer persönlichen Kompetenzen bei den Mitarbeitern für die Zusammenarbeit mit Ambiente werben.

Wohlfahrtsverband ist verwundert

Stellenweise unklar erscheint derzeit die juristische Dimension der geplanten Übernahme. »Christa«, »Regina« und »Sprudelhof« sind sogenannte Häuser der Eingliederungshilfe. Zusätzlich zu Unterbringung und Verpflegung, die vertraglich geregelt vom zuständigen Sozialhilfeträger gezahlt werden und von einem Insider im WZ-Gespräch der Einfachheit halber unter dem Begriff »Hotelvertrag« subsumiert wurden, stehen den psychisch kranken Bewohnern dieser Häuser Fachleistungen zu, deren Finanzierung dem Landeswohlfahrtsverband (LWV) obliegt.

Dort beurteilt man nicht nur die Kommunikationsstrategie von Dorea seit Ende Juli 2023 als »unterirdisch«, sondern ist auch einigermaßen verwundert über das aktuelle Vorgehen von Ambiente. »Ein neuer Betreiber müsste mit uns eine Leistungs- und Vergütungsvereinbarung abschließen, um Häuser der Eingliederungshilfe betreiben zu können. Mit uns hat aber noch niemand von Ambiente gesprochen«, betonte Dr. Andreas Jürgens, Erster Beigeordneter des LWV Hessen, auf Anfrage. Aus seiner Sicht wäre »dies einer der ersten Schritte, die ich tun würde, am besten noch vor der Unterzeichnung eines Übernahmevertrags«. Dabei geht es nach Jürgens’ Auskunft keineswegs nur um eine Formalie: »Wir prüfen in jedem Fall, ob ein potenzieller Betreiber die Gewähr bietet, ein Haus der Eingliederungshilfe zuverlässig zu betreiben.«

Kontakt zum LWV aufgenommen haben tatsächlich schon vor einiger Zeit zwei weitere Bewerber um die drei Dorea-Häuser. »Sprudelhof«, mit 80 Plätzen (von denen zurzeit sechs leer stehen) das mit Abstand größte von ihnen, möchte die SWB Wohnstift Betriebsgesellschaft mbH übernehmen, die seit 1979 am Markt ist und aktuell bundesweit 17 Senioren- und Pflegeeinrichtungen mit insgesamt 2000 Plätzen betreibt.

Eine davon, Speitel Living in Karlsruhe-Grötzingen mit 42 Plätzen, gehört seit 2017 zur Gruppe und betreut nach Auskunft von SWB-Geschäftsführer Hubertus Seidler (der in der Vergangenheit für zweieinhalb Jahre in zwei Seniorenresidenzen in Bad Nauheim tätig war) als Haus der Eingliederungshilfe suchtkranke Menschen.

Stadt könnte notfalls eingreifen

Nach wie vor interessiert an »Christa« und »Regina« ist der ASB Hessen. »Solange das Spiel nicht abgepfiffen ist, gehe ich mit meinem Team nicht vom Platz«, erklärte Geschäftsführer Matz Mattern mit Blick auf die komplexe juristische Gemengelage. Er geht davon aus, dass die ASB-Gremien bis Ende September grünes Licht für eine Übernahme der beiden Häuser geben, und will als Nächstes Dorea vorschlagen, als »Plan B« einen Übernahmevertrag Dorea-ASB vorzubereiten.

Hauptleidtragende der nach wie vor ungeklärten Situation sind die Bewohner der Häuser. »Für die Betroffenen ist das ganze Hin und Her eine Katastrophe, eine riesige zusätzliche Belastung«, sagt der gesetzliche Betreuer Harald Stipp. Angst vor einer vom Dorea-Insolvenzverwalter angedrohten Räumung mit anschließender Obdachlosigkeit müssen die Bewohner allerdings nicht haben. »In einem solchen Fall würden wir als Stadt von unserem Ordnungsrecht Gebrauch machen und die Bewohner wieder in die Häuser einweisen«, versichert Bürgermeister Klaus Kreß.

Dieser Artikel stammt aus der Wetterauer Zeitung.

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