Ein bewegender Tag in Frankfurt

Bad Nauheim (pm). Auf die Suche nach Spuren jüdischen Lebens in Frankfurt haben sich die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 10 der Lioba-Schule gemacht. Begleitet wurden sie von ihrem Lehrer für evangelische Religion, Georg Jung. Bei einem bewegenden Rundgang besuchte die Gruppe wichtige historische Orte und entwickelte so ein tieferes Verständnis für die jüdische Kultur und Tradition, heißt es in einem Text der Schülerin Alina Korolenko.
Eigene Beiträge der Jugendlichen standen ebenfalls auf der Tagesordnung. Zuerst besuchte die Gruppe die Paulskirche und versuchte anschließend, am Römerplatz eine Vorstellung von der mittelalterlichen Frankfurter Altstadt zu entwickeln. An verschiedenen Stationen wie der ehemaligen Judengasse, dem Museum Judengasse, der Gedenkstätte am Börneplatz und dem jüdischen Friedhof erweiterten die Jugendlichen ihr Wissen und bekamen einen Einblick in das Leben der jüdischen Gemeinde in Frankfurt, deren Bräuche und Traditionen sowie der tragische Geschichte im Mittelalter wie in der Neuzeit, heißt es weiter.
Die Schüler hielten auch Referate zu verschiedenen Themen, die sie im Vorfeld intensiv recherchiert hatten. Dabei behandelten sie wichtige Aspekte der jüdischen Geschichte in Frankfurt - von den dunklen Kapiteln der Bücherverbrennung bis hin zu den wegweisenden Beiträgen, die die Rothschilds zur Entwicklung der Stadt geleistet haben.
Mikwen im Gewölbe
Der Besuch des Museums Judengasse Frankfurt bot einen umfassenden Einblick in die Vergangenheit der in den 1980er Jahren ausgegrabenen Fundamente der Judengasse. Das Museum ist in verschiedene Bereiche unterteilt, die sich mit der kulturellen und künstlerischen Bedeutung der Gemeinde, der nationalsozialistischen Verfolgung sowie mit dem religiösen Leben beschäftigen. Die Gruppe konnte dort Kunst, Literatur und Ritualgegenstände der Gemeinde begutachten, aber auch tief in die Gewölbe dreier Häuser aus der alten Judengasse mit ihren Mikwen und Brunnen hinabsteigen. Der Besuch des Museums zeigte, wie wichtig es ist, die Erinnerung an die jüdische Geschichte in Frankfurt zu bewahren, schreibt Korolenko. Der jüdische Friedhof beim Börneplatz hatte alle nachdenklich gestimmt. Besonders berührend seien die über 11 000 in den Verputz der Mauer integrierten Steine mit den Namen jüdischer Bürgerinnen und Bürger Frankfurts gewesen, die an deren Schicksal erinnerten. Die von Georg Jung geplante und organisierte Exkursion wurde so zu einem bedeutenden Beitrag zur Sensibilisierung für historische Zusammenhänge, heißt es abschließend.