Ein umweltfreundlicher Garten - Biologe Stefan Stübing aus Wisselsheim zeigt wie er gelingt
Mit einfachen Mitteln zum naturnahen umweltfreundlichen Garten. Schon die deutsche Lyrikerin Anke Maggauer-Kirsche schrieb: »Der grüne Daumen besteht aus Aufmerksamkeit und Zuwendung.«
Hinter dem Gartentor geht es einige Stufen hinab, vorbei an einem Bienenhotel, ins Grüne. Im Garten von Diplom-Biologe Stefan Stübing und seiner Familie in Wisselsheim herrscht bereits reges Treiben: Hier summt eine Honigbiene von Kornblume zu Kornblume. Dort hämmert ein Specht und hofft auf fette Beute. Ein vielfältiger Garten ist ein umweltfreundlicher Garten, sagt Stübing. Er hat einige Tipps parat.
Neben der Sitzecke fällt ein kleiner Zitronenbaum ins Auge. Zehn Früchte hängen an dem nicht einmal zwei Meter großen Bäumchen. »Man kann inzwischen in der Wetterau Zitronen ernten«, sagt Stefan Stübing. Hätte er das jemandem vor 30 Jahren erzählt, der hätte ihm nicht geglaubt, sagt der 50-Jährige und lacht. »Der Klimawandel ist real«.
Die meiste Zeit steht der Zitronenbaum draußen, erzählt Stübing. Nur bei Frost kommt er für etwa drei Wochen im Jahr nach drinnen. Der Zitronenbaum war ein Geschenk von Arbeitskollegen seiner Frau. Die besten Nahrungsquellen für Insekten bieten aber heimische Pflanzenarten. Bei den Stübings gibt es davon reichlich. Ein Fußweg trennt den oberen und unteren Hang im Garten ab. Hier wachsen unter anderem Margeriten, Rosen, Kornblumen, Klatschmohn und Wiesenklee.
»Ein ungemähter Rasen macht noch keine Wildblumenwiese«
Eine Blumenwiese ist nicht nur schön anzusehen, sondern auch nützlich. Aber, sagt Stübing: »Ein ungemähter Rasen macht noch keine Wildblumenwiese«. Bunte Samenmischungen gibt es reichlich im Handel zu kaufen. Wer möchte, könne aber auch behutsam Samen von heimischen Wildblumenwiesen sammeln. Im Gegensatz zum satten Rasengrün brauche es zur Blütenpracht dann auch keinen Dünger. »Wildblumen sind an nährstoffarme Bedingungen angepasst.«
An heißen Sommertagen kühlen Wasserstellen im Garten Vögel und Insekten. Die beste Wasserquelle sei dabei der Gartenteich, sagt Stefan Stübing. Er biete nicht nur Libellen, Fröschen und Molchen eine Heimat sondern erfrische auch Vögel, Schmetterlinge und Bienen. Angst vor einer Mückenplage müsse dabei niemand haben. »In einem eingespielten Gartenteich spielen Mücken tatsächlich keine Rolle«, sagt Stübing. Libellen und Molche sind die natürlichen Fressfeinde der Stechmücke. Lange gestandenes Wasser, beispielsweise in platten Fußbällen oder Töpfen, sei viel attraktiver für sie.
Wer um kleine Kinder Sorgen hat oder nur über wenig Platz verfügt, für den könnten Vogeltränken etwas sein. »Bei kleinen Vogeltränken muss aber darauf geachtet werden, dass man sie sauber hält.« Sonst können Krankheiten von einem auf den anderen Vogel übertragen werden. Der NABU Hessen empfiehlt, Tränken mindestens einmal die Woche mit einer Bürste und heißem Wasser (ohne Spülmittel) zu reinigen. Mit der richtigen Pflege überwiegt der Nutzen das Infektionsrisiko, sagt Stübing, der auch als Fachreferent bei der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz tätig ist.
»Man hilft nicht nur der Natur, es gibt auch jeden Tag eine Überraschung.«
Auf dem Boden gelte: »Totholz ist toll.« Nicht für den Baum, aber dafür umso mehr für Hirschkäfer, sagt Stübing. Erst einen Tag zuvor habe ein Igel im Garten nach den Larven des Hirschkäfers gewühlt. Auch Steinhaufen machten sich gut in einem naturnahen Garten. Am Ackerrand aufgelesen wird aus ihnen ein Unterschlupf für Zauneidechsen und Blindschleichen.
»Die Blindschleiche sieht aus wie eine Schlange, ist aber eine Eidechsenart«, erklärt Stübing. An Bäumen und der Hauswand hat der Vogelexperte zudem Nistkästen und Unterschlüpfe für Wildbiene, Spatz, Star und Fledermaus angebracht.
Stefan Stübing: Am Ende ist die Vielfalt ausschlaggebend. Wer etwas für die Umwelt tun möchte und den einen oder anderen Tipp beherzige, müsse sich nicht von seinen Kakteen oder dem Zitronenbäumchen trennen.
»INFO: NABU-Aktion »Fledermausfreundliches Haus«
»Sie fliegen mit den Händen, sehen mit den Ohren und erwachen, wenn die meisten von uns schlafen gehen«, schreibt der Naturschutzbund Deutschland (NABU). Geeignete Quartiere für Fledermäuse würden in Hessen aber immer knapper. Unter anderem mit dem Anbringen von Fledermauskästen am Haus kann den geschützten Tieren geholfen werden.
Der NABU Hessen vergibt Eigentümern, egal ob privat oder öffentlich, nach Prüfung der Quartiere eine Urkunde und eine Wandplakette. Hessenweit wurden bereits 1204 Häuser ausgezeichnet. Informationen zur Teilnahme an der Aktion unter www.hessen.nabu.de