Eine wilde Woche in Buxton

Städtepartnerschaften haben auch in Bad Nauheim viele Freundschaften entfacht. Gerne erinnert sich auch das Fußball-Team »Willy’s Pub« an die aufregende Zeit in der englischen Stadt.
Bad Nauheim ist eine Fundgrube der Erinnerung. Wer im »Deutschen Haus«, in der »Krone« oder in »Willy’s Pub« zu Gast ist, stößt allerorten auf Fotos der alten Stadt-Bewohner. »Da waren wir in den 80ern in Buxton«, erzählt Willy van Basshuisen und deutet auf das Foto einer Fußballmannschaft, auf dem viele Legenden der Kurstadt zu erkennen sind.
»Das ist der Pille«, sagt Willy, der sein Pub vor einem Jahr übrigens in gute Nachfolger-Hände übergeben hat. Klar, er meint Peer Ilian, der mal in der Altstadt in der Gartenfeldstraße gewohnt hat. Und er deutet auf den »Eimer«, einen kopfballstarken Mittelstürmer, den viele auch als Achim Stamm kennen. Und der »Bobo« war dabei, der eigentlich Norbert Mischke heißt, heute als Stadtführer die Besucher erfreut und einst ein eisenharter Verteidiger beim VfL, dem SV 06 oder der Spvgg. 08 war.
Die Schönheit im Bezirk High Peak
So richtig kann die vielen Vereinsnamen in Bad Nauheim beim Rückblick keiner mehr zuordnen. An seiner Seite spielte Detlev Schmidt, früher einer der bekanntesten Taxi-Fahrer der Kurstadt. »Bobo und ich waren bei Gasteltern untergebracht«, berichtet Schmidt, der sich im Gegensatz zum Willy noch genau an den Spielausgang in Buxton erinnern kann. »Wir haben gewonnen«, betont er und ist sich dabei ganz sicher.
»Die Fußballmannschaft von Willy’s Pub wird am 17. bis 21 Juni 1987 nach Buxton reisen und gegen die Mannschaft des Pubs Bakers Arms spielen«, hatte im Vorfeld die WZ angekündigt.
Was folgte, war ein Riesentrubel in England. 120 bis 150 Bad Nauheimer seien dabei gewesen, schätzt Willy van Basshuisen, der natürlich eine wilde Woche in England erlebt hat. Einige mitgebrachte Fässer Licher Bier hätten die Engländer schnell geleert, hört man. Auch der deutsche Wein sei in England sehr beliebt gewesen.
Von der Schönheit in der englischen Grafschaft Derbyshire im Vereinigten Königreich und Buxton im Verwaltungsbezirk High Peak waren sowieso alle begeistert. »Im Gegensatz zu Bad Nauheim haben sie dort die kulturellen Gebäude in Kombination mit modernen Läden schon im trendigen Stil genutzt«, schwärmt Willy van Basshuisen.
Verschwisterungen und Partnerschaften mit anderen Städten waren einst Brücken für viele heimische Bürger in die Welt. »Die Eintragung in das Goldene Buch der Stadt Bad Nauheim und die Verschwisterung mit Buxton am 21. August 1986 schlagen wir vor. Möge ein reger Austausch auf vielen Gebieten das gegenseitige Verstehen und Kennenlernen fördern und der Partnerschaft für den Frieden und einem geeinten Europa dienen«, stand in einer Bad Nauheimer Magistrats-Erklärung, die Leslie Ernest Proctor, Bürgermeister von Buxton, und der damalige Bad Nauheimer Bürgermeister Bernd Rohde unterschrieben haben.
Auch die Verschwisterung mit der französischen Stadt Chaumont wurde anfangs gepflegt, später entschied man, dass in Buxton die sprachlichen Barrieren weniger hoch seien. Erklärtes Ziel, so war in den Schreiben zu lesen, sei bei den Städtepartnerschaften auch gewesen, die Schülerkontakte zu fördern. Denn natürlich waren nicht nur Fußballer aus Bad Nauheim auf der Insel. Die Schüler der Ernst-Ludwig-Schule mit dem Musical »Joseph and the amazing technicolor Dreamcoat« traten dort auf und begeisterten mit den glänzenden Sängerinnen Denise und Nadja die große Musik-Nation der Insel.
Neues Meeting ist schon geplant
Mit dabei im Team »Willy’s Pub« war auf dem Sportplatz auch Hans-Jürgen Merkle, der von Bad Nauheim aus Karriere gemacht hat als Bürgermeister von Heringsdorf auf Usedom. Natürlich war auch Bernd Rohde mit in England. Und die frühere WZ-Redakteurin Hedwig Rohde nannte man mit Hochachtung die »First Lady der Stadt«, die sogar der Königin Konkurrenz gemacht habe, wie sich einige erinnern.
Im Pub in der Schnurstraße haben sich die Buxton-Reisenden kürzlich wieder getroffen. »Und bald steht erneut ein Meeting auf dem Programm«, berichtet Willy, der auch die Kontakte in den Osten lobend erwähnt. Nach der Maueröffnung entstanden viele Freundschaften mit den Bürgern der Stadt Bad Langensalza in der einstigen DDR.
In der heutigen Zeit, sagt Alexander Jung vom Bad Nauheimer Stadtarchiv, sei es ein allgemeiner Trend, Städtepartnerschaften und Verschwisterungen einschlafen zu lassen. Dabei könnte das Team von »Willy’s Pub« noch immer in England groß auftrumpfen.