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Erinnerungen an einen Pionier der Sehforschung

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Von: red Redaktion

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Eberhard Dodt © pv

Bad Nauheim . Prof. Dr. med. Dr. h.c. Eberhard Dodt wurde am 22. Februar 1923 in Bielefeld geboren und wäre heute 100 Jahre alt geworden. In den fast 40 Jahren seiner Tätigkeit am Kerkhoff-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Bad Nauheim hat er international beachtete und heute noch nachwirkende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Sehvorgang zwischen der Netzhaut und dem Gehirn erarbeitet.

Die wegweisenden Forschungen in der von ihm aufgebauten Abteilung am Bad Nauheimer Institut haben die elektrophysiologische Diagnostik in der Augenheilkunde nachhaltig geprägt. Der engen Verbindung zwischen der Grundlagenforschung und den konkreten Anwendungsmöglichkeiten in der Augenheilkunde hat Dodt große Aufmerksamkeit gewidmet. Nahezu 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus fast allen Kontinenten wurden von ihm im Bad Nauheimer Institut und an den Dependancen des Instituts in der Universitätsaugenklinik in Frankfurt bei Prof. Doden und in München bei Prof. Lund wissenschaftlich ausgebildet und gefördert. In ihren Heimatländern haben seine Schüler die neuen elektrodiagnostischen Möglichkeiten für viele Patientinnen und Patienten weltweit in Augenkliniken und Instituten etabliert.

Der Weg in eine wissenschaftliche Spitzenposition war Dodt nicht vorgezeichnet. In Bielefeld geboren, besuchte er nach der Grundschule in Dortmund das dortige städtische Gymnasium, wo er 1941 das Reifezeugnis erhielt. Nach dem Arbeitsdienst wurde er zur Wehrmacht eingezogen und gehörte zu dem im Zweiten Weltkrieg stark dezimierten Jahrgang 1923. Als 18-Jähriger an die Ostfront geschickt, kehrte er am Fuß schwer verwundet zurück und wurde 1943 als »Bleibend Verstümmelter« zum Medizinstudium an der Universität Freiburg abkommandiert. Nach der Doktorarbeit 1950 trat er in das Physiologische Institut der Uni Freiburg ein, arbeitete 1951 in Stockholm am Nobel-Institut für Neurophysiologie, wo er anschließend zwei Jahre als Dozent tätig war.

Der junge aufstrebende Wissenschaftler habilitierte sich 1954 und bekam ein Rockefeller-Stipendium, das ihm erlaubte, in den USA und in Schweden weitere wichtige wissenschaftliche Erfahrungen zu machen.

Am 1. Oktober 1955 trat er in das Kerkhoff-Institut Bad Nauheim als wissenschaftlicher Assistent ein, er wurde 1960 außerplanmäßiger Professor an der Universität Gießen, 1962 wissenschaftliches Mitglied des Kerkhoff-Instituts der Max-Planck-Gesellschaft und schließlich 1968 Direktor der 2. physiologischen Abteilung am Bad Nauheimer Max-Planck-Institut für physiologische und klinische Forschung.

Für seine Leistungen hat er zahlreiche hochrangige Ehrungen und Preise erhalten, darunter die Mitgliedschaft in der Deutschen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und den Kaiserlichen Orden vom Heiligen Schatz am Halsband, den ihm der japanische Kaiser Hirohito persönlich verlieh.

Eberhard Dodt verstarb am 25. November 1994 nach schwerer Krankheit in Bad Nauheim. Anlässlich seiner Beerdigung spendeten viele seiner Schüler erhebliche Mittel in den Eberhard-Dodt-Fonds der Neuroophthalmologischen Gesellschaft, um aus diesem Preiskapital jährlich den Eberhard-Dodt-Preis zu finanzieren. Elke Dodt, seine Witwe, stockte die Mittel erheblich auf. PROF: EBERHART ZRENNER/FOTO: PV

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