Farbe, Form, Bewegung, Zeitgeist

Bad Nauheim (cf). Kaum hatte Karin Merchel, stellvertretende Vorsitzende des Kunstvereins Bad Nauheim, die ersten Skulpturen, Installationen und Bilder in der Galerie in der Trinkkuranlage aufgestellt und gehängt, standen Bürger vor der Tür und wollten sich die Mitgliederausstellung »inside.art 2023« ansehen.
Doch die Kunstfreunde müssen sich bis heute Abend gedulden. Da wird die Ausstellung mit 73 Werken von ebenso vielen Künstlern, von denen 13 erstmals ihre Werke präsentieren, um 19 Uhr von Kuratorin Merchel eröffnet. Freuen dürfen sich die Kunstfreunde auf eine »bunte, vielfältige und lebendige Ausstellung voller Überraschungen« wie die Kuratorin ankündigt.
Die Mitgliederausstellung steht unter dem Motto »Farbe, Form, Bewegung und Zeitgeist«. »Mit dieser Ausstellung, in der unsere Künstler ihre neuesten Arbeiten präsentieren, blickt der Kunstverein nach innen«, sagt Merchel.
Wie immer gab es für die Mitglieder keine Begrenzung auf bestimmte Genres oder Techniken.
Zweiter Blick für Details
Damit bietet der Verein den Besuchern einen spannenden Querschnitt künstlerischer Arbeiten, zeigt ein möglichst breites Spektrum des Schaffens der Mitglieder. Die sind zwischen 26 Jahre und 86 Jahre alt und lassen ihrer Kreativität und ihren unterschiedlichen Positionen mal abstrakt, mal expressiv, auf Bildern wie Elvira Heimann »Evolution of the Senses« und Tuschezeichnungen wie Nina Pietsch »Trippy«, mit Installationen und Skulpturen wie Francisco Aguilar-Oswald »Ayahuasca«, freien Lauf.
Mitten in der Rotunde hängt die Hyperbolistische-Häkel-Installation »Sterbende Koralle« von Eva Maria Kappes von der Decke.
Die Themen Krieg, Sterben, Tod und das Verarbeiten des Grauens der Überlebenden, historisch und aktuell, greifen auf ganz unterschiedliche Art auch Bärbel Rach-Cost in ihrer Tonskulptur mit Collage »War«, Dr. Steffen Benzing in seinem Acrylgemälde »War in Europe«, Hans-Jürgen Leim in seiner Mixed-Media-Arbeit »Oma Elli Erinnerungsblitz 44-22« und Hanni Schäfer mit ihrer abstrakt-figurativen Porträt-Acryl-Collage »Hiergeblieben«, auf. Bei diesen Werken lohnt sich ein zweiter Blick, um Details und Botschaften zu erkennen.
Mit intensiv leuchtenden Farben haben mehrere Malerinnen ihre Bildflächen dynamisch bespielt und sorgen so für bunte Farbtupfer im grauen Novembereinerlei. Zu ihnen gehören beispielsweise Gabriele Kleist mit »Colorcrash«, Marie-Luise Riegers »Träumende Blumen« oder Sara Wagners »Shame«. Wie sehr die moderne Technik jegliche Kommunikation unterbindet, zeigt Barbara Scholz-Evans ironisch-humorvoll auf ihrem Ölgemälde »Ohne Worte«.
Starke Frauen wie Marilyn Monroe und Frida Kahlo oder Idole wie Elvis Presley blicken den Besuchern von den Ausstellungswänden entgegen, wie auch der von Jörg Hofmann aus 4500 Nägeln auf Holz zum Leben erweckte »T-Rex«.
Sehnsuchtsorte hat Martha Hoffmann mit »Mystic Mountain«, Frauke Ahlers in Wort und Bild in »Moment« und Myeong-Ja Zimmerer mit dem buddhistischen Tanz »Sung-Mu« eingefangen.
Dies ist nur ein Ausschnitt aus der vielfältigen, sehenswerten Gruppenausstellung, in der die Künstler die Besucher einladen, in ihre einem elementaren, geschichtsbezogenen, kritischen oder ironisch-humorvollem Kunstverständnis entsprungen Bild- und Objektwelten einzutauchen.
Begrüßt wird das Publikum heute Abend zur Vernissage vom Kunstvereinvorsitzenden Johannes Lenz. Eröffnet wird die Ausstellung von Stadtverordnetenvorsteher Oliver von Massow. Informationen zu den Werken und Künstlern gibt es anschließend von Kuratorin Karin Merchel. Und dazu reichlich Gelegenheit mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen.


