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Hängepartie für Dorea-Häuser in Bad Nauheim

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Die Zukunft von Haus »Christa«, aber auch von »Sprudelhof« und »Regina«, ist noch nicht geregelt. Unter anderem ist die Zustimmung seitens der Vermieter entscheidend. ARCHIV © Petra Ihm-Fahle

Dass Interessenten die Bad Nauheimer Dorea-Häuser übernehmen möchten, hat positiv geklungen. Doch für die Häuser »Christa«, »Regina« und »Sprudelhof« noch ein böses Erwachen geben.

Es ist eine Verheißung für die Zukunft gewesen: Die Ende vergangener Woche verkündete Neuigkeit, für die drei Dorea-Häuser »Christa«, »Regina« und »Sprudelhof« sei ein Übernahmevertrag geschlossen worden (die WZ berichtete), hat darauf hingedeutet, dass sich den Einrichtungen und ihren 113 psychisch kranken Bewohnern eine langfristige Perspektive eröffnet hat. Seither brodelt es allerdings heftig hinter den Fassaden, denn in den Belegschaften gibt es erhebliche Vorbehalte gegen den von Dorea bzw. seinen Insolvenzverwaltern ausgewählten Übernahme-Interessenten. Die Hängepartie für die Häuser dauert an.

Bei Haus »Württemberg« andere Situation

»Christa«, »Regina« und »Sprudelhof« gehören ebenso wie Haus »Württemberg« zur Margarethenhof GmbH, die von der in Berlin ansässigen Dorea Family (ihrerseits Teil der französischen Holding »Maisons de Famille«) betrieben wurde. Im April musste Dorea offenbar für alle seine deutschen Pflegeheime (es sollen um die 70 sein) Insolvenz anmelden. Ende Juli gab es Schließungsverfügungen für »Christa«, »Regina« und »Württemberg« zum 31. August. »Sprudelhof« blieb davon ausgenommen, weil für dieses Haus bereits mit einem Übernahme-Interessenten verhandelt wurde. Inzwischen hat sich die Situation teilweise gedreht.

Direkt nach der Hiobsbotschaft meldete die Vonberg-Gruppe aus Ebsdorfergrund bei Marburg Interesse an »Württemberg« an, die Vorbereitungen für die Übernahme des Hauses zum 1. November liegen nach Auskunft von Geschäftsführer Thomas Oertner »voll im Plan«.

Für »Christa« und »Regina« wurde die Schließungsfrist zwischenzeitlich bis zum 30. September verlängert, da sich für die beiden Häuser ebenso wie für »Sprudelhof« Interessenten meldeten. Den Zuschlag für alle drei Häuser erhielt Ende vergangener Woche dann die Agora Holistic Service GmbH mit Sitzen in Bärnbach (Österreich) und München.

Welche Ziele hat Agora?

Unmittelbar nach der Veröffentlichung in dieser Zeitung meldeten sich Insider mit erheblichen Zweifeln an den Zielen von Agora. Auf der Website des Unternehmens gebe es kaum Informationen, hieß es, und bei einem Auftritt vor Ort habe man den Eindruck einer »komischen Truppe« gewonnen. Auf der Homepage (agora-holding.com) findet sich zwar eine Karte mit Landmarken, die beim Anklicken einen Kasten öffnen, doch die tabellarischen Angaben dort sind vergleichsweise spärlich. Man erfährt, dass Agora in Bayern »Projekte: 7, Pflegeplätze: 688, Wohneinheiten: 170, Gewerbeeinheiten: 25« betreut. Von keinem der Häuser gibt es ein Foto, auch fehlen sämtliche Angaben zur Philosophie der pflegerischen Betreuung, wie sie aufseiten anderer Anbieter üblich sind. Unter dem Stichwort »Betriebsführung« heißt es kurz und knapp. »Wir sind auch selbst in der Betriebsführung tätig. Unter dem Dach der Agora Pflegebetriebs GmbH führen wir selbst Betriebe der Gesundheits- und Pflegebranche und arbeiten im Rahmen strategischer Beteiligungen.«

Etwas ausführlicher beschreibt die Holding, die ihren Geschäftsbereich insgesamt mit »Immobilienservice, Innovationsmanagement, Betriebsführung, Managementunterstützung« definiert, die von ihr angebotene »Anpassung von überalterten Pflegeimmobilien an neue Landesheimgesetze und an neue Herausforderungen der Zukunft: Die Anpassung erfolgt entweder mittels Sanierung, Zu-, Um- und Ausbau von Bestandsimmobilien oder - in den meisten Fällen - mittels eines Ersatzneubaus mit einer Zuführung der Altbestandsimmobilie an eine alternative Nutzung.« Außerdem »entwickeln, produzieren und vertreiben wir unter der Marke ›Alpha‹ innovative Produkte und Assistenzsysteme für die Gesundheits- und Pflegebranche.«

Geschäftsführer nimmt Stellung

Der Übernahmevertrag sei sehr kurzfristig geschlossen worden und der bisherige Verlauf der Angelegenheit »nicht ganz glücklich« gewesen«, räumte Karl Heinz Lukofnak, Geschäftsführer der von Agora im Herbst 2022 für den Betrieb von Pflegeeinrichtungen gegründeten Ambiente GmbH, am Mittwochnachmittag in einem Telefonat mit dieser Zeitung ein. Ein Grund: Die Website von Ambiente werde derzeit überarbeitet und sei deshalb offline. Ambiente baue mit seinen Plänen für Bad Nauheim auf die Expertise von Reinhold Gutmann und Wolfgang Grasnick, die beide bereits Pflegeunternehmen mit 3500 bzw. 3200 Mitarbeitern geführt hätten. Beide werden heute in Bad Nauheim zu einer Information der Mitarbeiter der drei betroffenen Häuser erwartet.

Wohl mit Räumung gedroht

Unterdessen mehren sich die Zweifel an der Wirksamkeit des zwischen Dorea und Agora geschlossenen Übernahmevertrags. Dieser enthält einen Passus, wonach ihm die Eigentümer der Immobilien zustimmen müssen. Nachdem offenbar mindestens einer der Eigentümer bekundet hat, dies nicht tun zu wollen, soll der Anwalt von Dorea mit einer Räumung der Häuser gedroht haben. Das letzte Wort in dieser Angelegenheit dürfte noch lange nicht gesprochen sein.

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