Heldentheater spielt erstmals in Bad Nauheim

Der Friedberger Theaterverein Heldentheater spielt am ersten Februarwochenende auf Einladung des Theaters Alte Feuerwache (TAF) erstmals in der Nachbarstadt.
Aufgeführt wird das »Double Feature« aus dem Herbstprogramm der Kulturtaucherreihe des Alten Hallenbads: Harold Pinters »Der stumme Diener« und Slawomir Mrozeks »Auf hoher See« als abendfüllendes Doppelprogramm.
Schon viele namhafte Theater waren dem Ruf des TAF nach Bad Nauheim gefolgt, wie die Frankfurter Landungsbrücken und das hr2 - RadioLive-Theater. Dass nun ein Theaterverein aus der Nachbarstadt ein Gastspiel auf einer nicht einmal vier Kilometer von ihrer eigentlichen Spielstätte entfernten Bühne gibt, erscheint auf den ersten Blick ungewöhnlich. Wer jedoch die Geschichte zwischen den beiden Vereinen kennt, dürfte nicht überrascht sein. Alles begann im Jahr 2017. Das TAF war mitten in der Vorbereitung zu Arthur Millers »Hexenjagd«, als eine männliche Rolle ausfiel. Was lag näher, als beim benachbarten Heldentheater anzufragen, ob ein rascher Ersatz gefunden werden kann.
Regisseurin Viola Tscheuschner kontaktierte kurzerhand »Helden«-Vorstandsmitglied Andreas Arnold. Der Friedberger Verein probte gerade für Robert Thomas’ »Acht Frauen« - die Wahrscheinlichkeit für eine männliche Aushilfe war hoch und erwartungsgemäß schnell von Arnold organisiert.
Mit dem Besuch der Bad Nauheimer Inszenierung mit Unterstützung eines Friedberger »Helden« begann eine Geschichte gegenseitiger Besuche. Als Tscheuschner von der aktuellen »Helden«-Produktion »Auf hoher See« erfuhr, musste eine neue Lösung gefunden werden, denn das TAF war mitten in der Spielzeit von Schillers »Don Carlos«.
1998 bereits hatte die Bad Nauheimer Theatergruppe Mrozeks Stück aufgeführt - mutig und erfolgreich auf einem im Usa-Wellenbad vertäuten Floß.
Das Ensemble war neugierig. »Vor allem die alten TAFler fanden es eine schöne Idee, die Einakter anzuschauen«, sagt Tscheuschner. Was lag näher, als die Nachbarn einzuladen, wenn deren Aufführung im Theater Altes Hallenbad aufgrund der eigenen Spieltermine schon nicht besucht werden kann. Arnold machte den Termin sofort fix. »Das ist ein weiterer schöner Beweis, dass Kultur im Kreis von Freundschaft und nicht von Konkurrenz bestimmt ist«, meint der Friedberger, der beim ersten der beiden Einakter selbst auf der Bühne steht.
In Pinters »Der stumme Diener« warten die Auftragskiller Ben (Andreas Arnold) und Gus (Burkhard Struve) im spärlichen eingerichteten Keller eines scheinbar verlassenen Hauses auf die Ankunft ihres Opfers. Wie ein altes Ehepaar reden die beiden aneinander vorbei und strapazieren gegenseitig ihre Nerven, bis ein Speisenaufzug (bedient von Claudia Lieb) Spannung in das unerträgliche Warten bringt. Während die Bestellungen, die durch ihn in den Keller gelangen, immer absurder werden, spitzt sich auch die Situation zwischen dem des Tötens müden Gus und dem blind loyalen Ben immer weiter zu.
In Mrozeks »Auf hoher See« treiben drei Schiffbrüchige (Simela Tamay, Svenja Illenberger und Julia Wynoradnik sowie in einer weiteren Rolle Manuela Sitta) scheinbar rettungslos verloren auf dem Meer. Die Lebensmittel sind ausgegangen und es bleibt nur eine Lösung: Eine der drei muss gegessen werden.
In absurden Wahlkämpfen, Abstimmungen und Verhandlungen über Moral, Menschlichkeit und Freundschaft werfen sie nach und nach alle drei Werte über Bord, bis das Unfassbare schließlich unvermeidbar wird.
INFO
Barrierefrei
Beide Einakter, Harold Pinters »Der stumme Diener« und Slawomir Mrozeks »Auf hoher See«, dauern jeweils etwa eine Stunde. Dazwischen werden die Freunde des TAF die Pausenbewirtung betreuen. Die Vorstellung am Samstag, 4. Februar, beginnt um 19 Uhr, Einlass ist ab 18.30 Uhr. Der kleine Saal der Trinkkuranlage ist barrierefrei über die Kurstraße (Eingang Café Jost) zu erreichen. Karten gibt es auf taf.theater, taf.reservix.de und bei der Bad Nauheim Tourist Information sowie bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen.