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Historie muss ablesbar sein

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Thomas Müller erklärt bei der Baustellenführung auch die Schwierigkeiten bei der geplanten Entlastungsbohrung. © Hanna von Prosch

Bad Nauheim (pm). Am Samstag hat erneut eine öffentliche Baustellenführung durch den Sprudelhof stattgefunden. Immer wieder staunten die 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, als sie hörten, wie aufwendig die Sanierungsmaßnahmen sind und wie ernst jedes Detail genommen wird. Dabei gab es auch Informationen zum Großen Sprudel.

Gelber Helm und Warnweste waren diesmal nicht nötig, denn die Arbeiten auf der Baustelle ruhten am Nachmittag schon. In zwei Gruppen, geführt von Melanie Hampl, Projektmanagerin des Landesbetriebs Bau und Immobilien Hessen (LBIH), und Frank Thielmann, Vorsitzender der Stiftung Sprudelhof, konnten sich die Interessierten vom Baufortschritt in den Badehäusern 2 und 5 überzeugen.

Konitzky-Akademie kann bald starten

»Wir sind im Plan«, verkündete Hampl und erntete prompt Anerkennung eines Teilnehmers: »Das ist nicht selbstverständlich.« Im August soll das Badehaus 5 im Erd- und Zwischengeschoss der Theodora-Konitzky-Akademie übergeben werden, sodass im Wintersemester die Pflegeausbildung in den historischen Räumen beginnen kann. Gerade wurde im großen Schulungsraum der Estrich gelegt, Fenstersanierung und Doppelverglasung sind teilweise abgeschlossen, Lüftung und Heizung eingebaut.

Im kleinen Schulungsraum, durch den die Gruppe eingetreten ist, sieht es noch wüst aus. »Das war der Raum der Badewärter. Der alte Wäscheschrank muss bleiben, das fordert der Denkmalschutz«, erklärte Thielmann. Es sei ein Kunststück gewesen, bei abgehängten Decken die ehemaligen Rundungen zu bewahren, dem Brandschutz durch Glastüren gerecht zu werden oder die Höhenunterschiede zwischen Fluren und Räumen für die Fußbodenheizung zu lösen. Alte Bodenfliesen liegen zum Verlegen schon bereit.

Leitungswirrwarr und Schadstoffe

Wesentlich aufwendiger sind die Maßnahmen im Badehaus 2, wo um jeden Zentimeter an Decken und Wänden gerungen wurde. In der früheren Wartehalle, dem künftigen Ruheraum für die Saunen, erhielten die Teilnehmer durch Fotos Einblick in Raumpläne und das, was schon geschehen ist. Hampl wies darauf hin, dass es sich um ein Industriedenkmal handele. »Besonders der Keller war für Überraschungen gut. 300 Tonnen schadstoffbelastetes Material wurden abgetragen, das Rohr- und Leitungswirrwarr nach Besitz und Funktion aufgenommen, neu geordnet und restauriert. Alles, was wir herausgenommen haben, ist dokumentiert und wird nach der Aufarbeitung wieder eingebaut«, versicherte sie. Die fortwährende Herausforderung sei, tragfähige und denkmalgerechte Einzellösungen zu finden.

Neben dem Schauraum mit den vier restaurierten Solebehältern befindet sich, schon sichtbar, die Bautür für den Übergang zum Thermalbad. Ende 2024 soll sie geöffnet werden. Ein paar Schritte weiter über Stufen, Kabel, Latten hinweg und unter Plastikvorhängen hindurch zeigte Hampl einen kleinen Lichthof, in dem Findlinge aufgestellt werden sollen. Mit den Jugendstilfliesen und der Schablonenmalerei im Ruheraum soll das Badehaus 5 bei modernster Funktionalität ein Highlight werden.

Herausforderung mit den Sprudeln

Etwas schwieriger gestaltet sich noch der Plan, die Sprudel auf eine reduzierte, gleichmäßige Wassermenge zu bringen. Dazu sei eine Entlastungsbohrung am Großen Sprudel notwendig, erklärte LBIH-Mitarbeiter Thomas Müller. Seit fünf Jahren laufe der Antrag bei den Genehmigungsstellen. »Wir haben jetzt den Eindruck, es geht voran«, sagte er. Es sei schwer, den Behörden klar zu machen, dass man immer im Zuge der Baumaßnahmen reagieren müsse, weil man nie wisse, ob das, was geplant sei, auch funktioniere. Besonders das vom Boden aufsteigende CO2, das durch undichte Rohre austrete, sei gefährlich und müsse ausgeleitet werden. Ein neues Rohrsystem zu verlegen, wurde abgelehnt. Vor dem Bau der unterirdischen neuen Brunnenkammer sind Probebohrungen notwendig, um Menge und Zusammensetzung des Wassers zu prüfen.

Die Fragen der Teilnehmer gingen vor allem in Richtung Heizen und Verwerten des 30 Grad warmen, nicht benötigten Sprudelwassers. Dazu bestätigten die LBIH-Verantwortlichen, dass es schon gute Technologien gebe, um Wärmetauscher auch für dieses Wasser einzusetzen. Auch Fotovoltaik käme grundsätzlich auf wenig einsehbaren Dächern in Frage, erklärte Thielmann. Dazu gebe es aber noch keine konkreten Planungen. Zu den Kosten gefragt, wollte er nur so viel sagen: »Das, was das Land beitragen will, wird für ein Badehaus nicht langen.« Es bleibt also spannend.

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