Hochspannung in der Luft

Bad Nauheim (pm). Sie kommen nach Bad Nauheim aus dem Staat, der am dünnsten besiedelt ist: Viermal so groß wie Deutschland, aber nur etwas mehr als drei Millionen Einwohner. Aber aus der Mongolei, aus der Hauptstadt Ulaanbaatar, stammen mitunter die besten Artisten der Welt. So auch die Khadgaa-Truppe, die unter den 45 Artisten aus 15 Ländern sind, die vom 9.
Januar bis 5. Februar beim 19. Internationalen Ovag-Varieté im Jugendstil-Theater des Dolce auftreten.
Ein Hauch Folklore in der Wetterau
Was diese Truppe aus Fernost so einzigartig macht: Die Mischung aus kraftstrotzenden Übungen mit Händen, Armen und gar den Zähnen einerseits, die größten Belastungen ausgesetzt sind, wenn sie mit Hanteln und Kettlebells regelrecht spielen, als seien diese Requisiten aus Pappmaschee oder ihre Kolleginnen in die Höhe werfen, als seien sie aus Daunenfedern. Andererseits die ästhetischen Sprünge und Spagats der Artistinnen, die gleichzeitig die Kunst des Verbiegens beherrschen. Diese abwechslungsreiche Mischung aus Kraftakrobatik, wie sie die Menschen seit Jahrhunderten begeistert, und eleganten Handvoltigen führt die Khadgaa-Truppe rund um die Welt.
Dazu bringen die Khadgaas einen Hauch authentischer Folklore aus dem Fernen Osten in die Wetterau - beispielsweise mit einem Sänger, der den mongolischen Kehlkopfgesang und die mongolische Pferdekopfgeige beherrscht. Spitzenartistik und Exotik. Beim Zirkus-Festival von Monte Carlo wurden sie mit dem bronzenen Clown belohnt.
Der in Kassel geborene Daniel Golla entdeckte im Alter von zehn Jahren seine Leidenschaft für das Modellfliegen. Über 14 Jahre Erfahrung und Entwicklung stecken mittlerweile in seinen Showflugmodellen und seinen rasanten Shows. Total abgehoben, das ist wohl die beste Beschreibung für die Darbietung des jungen Modellflugartisten. Schwerkraft und Aerodynamik scheinen völlig außer Kraft gesetzt, wenn Daniels »Shockflyer« waghalsige Manöver fliegt. Loopings, Pirouetten, seitwärts und rücklings steuert er sein Leichtmodellflugzeug präzise nur wenige Zentimeter über den Köpfen des Publikums hinweg, lässt es direkt vor den Zuschauern in der Luft stehen und fängt es anschließend lässig mit dem Mund auf.
Das sind extrem riskante Tricks
Mit pfiffigen Spezialeffekten fordert er den Applaus der Besucher geradezu heraus. Das Naturtalent, wie er oft bezeichnet wird, hat sein Hobby zum Beruf gemacht, tritt als Showpilot international auf - bis in die USA. Das will etwas heißen.
Das Trapezduo »High Tension« lernte sich im Circus Flic Flac kennen. Julian Kaiser (30) aus Deutschland, entstammt einer Zirkusfamilie, ist aber nicht im Zirkus aufgewachsen. Er kam erst nach abgeschlossener Berufslehre zum Zirkus, wo er zunächst als Lichttechniker arbeitete. Christoph Gobet (46) war Teil des weltberühmten Trapezduos Sorellas. Nach abgeschlossener Schule in seiner Schweizer Heimat, zog es ihn nach Berlin auf die Staatliche Ballettschule und Schule für Artistik. Während vier Jahren wurde er dort zum Artisten ausgebildet. Julian begann erst spät mit seinem akrobatischen Training, und Christoph unterstützte ihn nur allzu gern dabei. Schnell wuchs in beiden der Wunsch, eine Trapeznummer einzustudieren. Über ein Jahr trainierten und feilten sie an ihrer Partnertrapeznummer, in der Julian der Fänger und Christoph der Flieger ist. Julian hält Christoph an den Händen oder Füßen, wirft ihn in die Luft, um ihn dann ebenso sicher wieder an den Händen oder Füßen zu fangen.
Ihr Spezialität ist es jedoch, sich gegenseitig nur mit den Beinen und Füßen zu halten. Es versteht sich von selbst, dass dieser Trick extrem riskant ist. Daher kommt auch der Name »High Tension« - Hochspannung, denn ihre Nummer zeichnet sich durch gefährliche Tricks, Kraft und Tempo aus, unterlegt mit einem rockigen Soundtrack eigens für die Nummer komponiert.