Im Müfaz müssen Senioren nicht alleine essen

In Gesellschaft essen, macht mehr Spaß als alleine. Das Mütter- und Familienzentrum (Müfaz) aus Bad Nauheim will dem mit einem ein- bis zweiwöchigen Senioren-Mittagstisch begegnen.
Es geht auf 12.30 Uhr am Freitag zu, der Ukrainische Mini-Kindergarten des Mütter- und Familienzentrums (Müfaz) ist mit dem Essen fertig. Nun kommen einige Seniorinnen und Senioren die Treppe in den ersten Stock hoch, denn das Müfaz bietet seit Kurzem einen Mittagstisch für diese Altersgruppe an. Alle ein bis zwei Wochen und kostenfrei steht die Offerte im Kalender.
Zehn Frauen und Männer haben sich angemeldet, darunter auch Jutta aus Ober-Mörlen. »Jeden Samstag lese ich die Zeitung von vorne bis hinten durch«, schildert die 80-Jährige. So erfuhr sie von dem Angebot des Senioren-Mittagstischs. »Das hat mich sehr interessiert. Ich bin im Rentenalter und habe keine Angehörigen in der Nähe. Da ist es schön, mal etwas zu unternehmen«, sagt sie.
Jutta meldete sich telefonisch an und ist zum ersten Mal da. »Ich habe auch einen guten Parkplatz in einer Seitenstraße gefunden«, freut sie sich. Christine (64) ist ebenfalls zum ersten Mal im Müfaz. Eine Bekannte ließ ihr den Zeitungsausschnitt zukommen. »Ich habe es durchgelesen und mich angemeldet«, erzählt sie. Da sie in Reichelsheim wohnt und nicht mobil ist, holte Gruppenleiterin Katja Weigand (47) die Frau mit dem Auto ab. Als Alleinstehende findet Christine den Gedanken eines Senioren-Mittagstischs gut, um in Gemeinschaft zu sein.
Helmut aus Wölfersheim erhielt die Info von seiner Tochter, die in der Zeitung auf das Angebot stieß. »Da bin ich hergekommen. Ich war schon ein paar Mal da und es hat mir immer gut gefallen«, berichtet er. Mit der Organisation durch das Müfaz-Team ist der 83-Jährige zufrieden. »Man hilft ein kleines bisschen mit. Es ist ein schöner Nachmittag, man kann sich unterhalten. Das macht schon Spaß, mal wieder etwas anderes zu hören.«
Etwas tun gegen die Einsamkeit
Müfaz-Geschäftsführerin Ute Latzel regt eine Vorstellungsrunde an. »Damit jeder weiß, wie die anderen heißen«, schlägt sie vor. Gastgeberin Weigand teilt nun die Teller mit der Mahlzeit aus. An diesem Tag unterstützt Weigands Tochter Linn die Aktion, da sie Schulferien hat. Der 53-jährige Thomas Grieb bereitet das Essen in der Küche zu. Beruflich ist er als Zimmermann aktiv, aber sein Hobby ist Kochen.
Latzel erklärt die Beweggründe: »Das Anliegen ist, dass sich Menschen begegnen. Wir machen im Müfaz ja Dinge, die generationenübergreifend sind. Aber genauso wichtig ist es, etwas zu machen, das eine bestimmte Generation zusammenbringt.« Sie und Weigand trafen sich auf einer Konferenz in Berlin, deren Schwerpunkt das Thema »Gemeinsam gegen Einsamkeit« war. Daraus entstand die Idee.
Die Tischgespräche sind nicht seniorenspezifisch, sondern bewegen sich inhaltlich quer durch den Garten. Manch ein Gast würde sich gern ehrenamtlich engagieren und sucht nach Impulsen. Eine Frau will sich beim Müfaz-Flohmarkt einbringen, eine weitere möchte vielleicht Paten-Oma werden. Andere geben einander Tipps, wo man sich treffen kann. Oder sie tauschen Telefonnummern aus, um zu zweit etwas zu unternehmen. Insgesamt sind 20 Veranstaltungen geplant. Aktuell steigt das Essen im Inneren, im Sommer soll die Speisetafel im Garten des Müfaz stehen.
Gemeinsam haben die Teilnehmenden bei einem der vorherigen Treffen beschlossen, was es bei den nächsten Malen zu essen gibt. Diesmal steht Spaghetti Bolognese auf dem Speisezettel, vor zwei Wochen gab es Heringssalat. »Wir bieten ein Hauptgericht an, ein einfaches Mittagessen. Es geht darum, dass man nicht alleine essen muss«, sagt Latzel.
Der Sparkassen-Giroverband fördert das Projekt. Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind 70 Jahre und älter, das Treffen steht ab 60 Jahren aufwärts offen. »Das ist die Zeit, wo man im Übergang zwischen Arbeitsleben und Rente ist und die Leute überlegen, was sie nach ihrer Berufstätigkeit machen«, erklärt Latzel. Sich rechtzeitig darüber Gedanken zu machen - das sei wichtig.
