Intelligente Straßenbeleuchtung in Bad Nauheim: Bei Bedarf wird es richtig hell

In Bad Nauheim ist eine intelligente Straßenbeleuchtung getestet worden. Die Stadtwerke zeigen sich mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
In Pilotprojekten testen die Stadtwerke Bad Nauheim seit einigen Monaten den Einsatz von intelligenter Straßenbeleuchtung am Fußgängerweg Deutergraben und auf dem Betriebsgelände der Stadtwerke. Jetzt zieht das Unternehmen Bilanz. Die intelligente Straßenbeleuchtung sei in ihrer Anschaffung zwar etwas teurer, spare im Vergleich zu normalen LED-Laternen aber 80 bis 90 Prozent Energie ein, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadtwerke Bad Nauheim. »Neben der hervorragenden Energiebilanz haben die intelligenten Leuchten weitere positive Effekte: Sie senken die nächtliche Lichtverschmutzung in der Stadt, sind insektenfreundlich und geben ein angenehmes, warmes Licht ab.« Das Pilotprojekt sei Teil der Digitalisierungsstrategie der Stadtwerke.
Laterne gibt Signal an nächste weiter
So funktioniert die intelligente Beleuchtung: Nach dem helligkeitsgesteuerten Einschalten der Beleuchtung reduzieren die LEDs ihre Leuchtkraft auf zehn Prozent der eigentlichen Leistung. Sobald die Sensoren an einer Leuchte eine Bewegung wahrnehmen, wird die Beleuchtung auf volle Leistung erhöht, und es wird ein Impuls via GPRS-Signal an die nächsten Leuchten in Bewegungsrichtung gesendet. Die betreffenden Leuchten erhöhen ihrerseits ebenfalls ihre Leuchtkraft, solange Bewegungen im Erfassungsbereich zu verzeichnen sind. Somit sehen Personen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind, ihren weiteren Weg erleuchtet vor sich liegen.
Hinsichtlich der Sichtbarkeit und der Sicherheit in der Nacht kommen die intelligenten Leuchten damit nach Angaben der Stadtwerke normalen Lampen gleich. Sobald keine Bewegungen mehr erfasst werden, wird die Leistung auf die eingestellte Grundhelligkeit reduziert. Bei Bedarf können Änderungen an den Einstellungen aus der Ferne über GPRS vorgenommen werden.
Die intelligenten Leuchten am Fußgängerweg Deutergraben vom Usa-Wellenbad bis zum Fachmarktzentrum am alten Stollgelände sind seit dem vergangenen Frühjahr im Einsatz. Erprobt werden sie seit dem Spätsommer 2022 außerdem auf dem Betriebsgelände der Stadtwerke und in einem weiteren Abschnitt entlang des Radweges zwischen dem Esso-Kreisel und dem Kreisel am Sportpark. Seit diesem Februar testet der Versorger die neuartigen Leuchten mit warmweißer insektenfreundlicher Lichtfarbe.
Insgesamt 47 Laternen mit Lichtsensorik kommen an den drei Pilotprojekten zum Einsatz. Am Deutergraben sparen die Lampen laut Unternehmen 90 Prozent Energie ein, auf dem Stadtwerke-Gelände etwa 80 Prozent, da die Leuchten dort in der Nacht aufgrund vermehrter Aktivitäten eine höhere Leistung erfordern.
Die Anschaffungskosten der mit Sensorik ausgestatteten Leuchten liegen etwa beim doppelten Preis herkömmlicher Leuchten. Sie amortisieren sich laut Berechnung der Stadtwerke Bad Nauheim nach sieben bis acht Jahren Betrieb.
Einsatz nicht überall sinnvoll
»Nach der Probephase überzeugen uns die intelligenten Leuchten in drei Punkten: Sie sind energetisch effizient, verringern die Lichtverschmutzung und bringen die Digitalisierung voran«, erklärt Dr. Thorsten Reichel, Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Nauheim. »Dennoch ist der Einsatz eines intelligenten Leuchtsystems nicht überall sinnvoll, sondern lediglich in Gegenden, in denen nachts nicht viel Bewegung stattfindet. Zum Beispiel in Industriegebieten oder Radwegen außerhalb des Zentrums.«
Seit 2013 haben die Stadtwerke Bad Nauheim im Zuge ihrer Nachhaltigkeitsstrategie die Straßenbeleuchtung sukzessive in der gesamten Kernstadt auf LED umgestellt und sparen damit eigenen Angaben zufolge rund 80 Prozent Energie ein. Zusätzlich drosselt der kommunale Versorger die Lampen, die mit Einsetzen der Dämmerung ihre Arbeit aufnehmen, ab 22 Uhr auf 50 Prozent Leistung. Mit dem Einsetzen der Morgendämmerung schaltet sich die Straßenbeleuchtung automatisch ab.
»Mit dem bestehenden System beleuchten wir die Kernstadt Bad Nauheim bereits jetzt sehr energieeffizient«, sagt Rainer Preiß, Bereichsleiter Netze bei den Stadtwerken. »Mit unserer Erfahrung aus den Pilotprojekten wägen wir bei neuen Rad- und Fußgängerwegen je nach Lage zukünftig den Einsatz eines intelligenten Straßenlaternensystems ab.«