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Kluge Vögel in der Kurstadt

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Von: Laura Eßer

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Schwarz-glänzendes Gefieder ist ein Merkmal der Rabenkrähe, des hier am häufigsten vorkommenden Rabenvogels. © Laura Eßer

Bad Nauheim (les). Abendlichen Spaziergängern rund um den Kurpark dürften sie schon aufgefallen sein: Die großen Schwärme schwarzer Vögel, die oft lärmend um die Bäume kreisen und letztendlich zusammen davonfliegen. Das Schauspiel wiederholt sich jeden Abend mit Einsetzen der Dämmerung. Bei den Akteuren handelt es sich um Rabenkrähen und Dohlen, die sich zum gemeinschaftlichen Flug zu den Schlafplätzen versammeln.

Denn sie schlafen gerne in Gesellschaft. Das bietet mehr Schutz und allerlei Möglichkeit zum Austausch.

Begriff Rabeneltern trifft nicht zu

Beide Arten gehören zur Gruppe der Rabenvögel, die sehr intelligent und hoch sozial sind. Sie zeigen ein komplexes Sozialverhalten, pflegen Freundschaften, Beziehungen zu Familienmitgliedern und bleiben ihren Partnern lebenslang treu. Auch die Redewendung der schlechten Rabeneltern gehört ins Reich der Märchen: Rabenvögel sind sehr fürsorgliche Eltern, manche Arten kümmern sich sogar mehrere Jahre um ihren Nachwuchs. Mittlerweile ist bekannt, dass diese Vögel ähnlich schlau wie Menschenaffen sind. Sie benutzen Werkzeuge, können vorausschauend planen und sogar zählen.

Die Rabenkrähe ist unser häufigster Rabenvogel, sie fällt durch ihr glänzendes komplett schwarzes Gefieder auf. Auch der Schnabel ist schwarz. Dadurch lässt sie sich von der ebenfalls hier vorkommenden Saatkrähe unterscheiden, die einen hellen Schnabelansatz hat. Die Saatkrähe ist bei uns deutlich seltener und in Hessen ganzjährig geschützt. Auch sie versammelt sich im Winterhalbjahr allabendlich in großen Schwärmen und ist dabei oft mit Rabenkrähen und Dohlen vergesellschaftet.

Die Dohle ist nicht nur deutlich kleiner als die beiden Krähenarten, sondern unterscheidet sich auch durch ihr schwarz-graues Federkleid. Beim abendlichen Flug kann man sie zudem an ihrer Stimme sicher erkennen. Während die Krähen lauthals krächzen, klingen die Dohlen eher wie kleine Laserpistolen.

Bei der Nahrungssuche ist keine der Arten wählerisch. Von Samen, Nüssen und Obst über Insekten und kleine Wirbeltiere bis hin zu Aas wird gefressen, was ihnen gerade vor den Schnabel kommt. Dabei sind die intelligenten Vögel durchaus sehr erfinderisch. Nüsse beispielsweise legen sie gerne auf die Straße, da sie gelernt haben, dass vorbeifahrende Autos die harte Schale im Handumdrehen knacken. Mit ihrer vielfältigen und Reste verwertenden Art der Ernährung erfüllen sie eine wichtige Funktion im Ökosystem, denn sie beseitigen Überreste und verhindern so die Ausbreitung von Krankheiten.

Zur Nahrungssuche fliegen Krähen und Dohlen in die Umgebung und sind dann meist paarweise oder in kleinen Gruppen unterwegs. Erst abends treffen sie sich an ihren Sammelplätzen, um gemeinsam zu den Schlafplätzen aufzubrechen. Mehrere Hundert Vögel kommen dabei zusammen.

Bald wird es weniger gesellig

Allerdings ist das Spektakel schon in ein paar Wochen wieder vorbei. Ein Teil der Vögel, der nur bei uns überwintert, zieht zurück in den Nordosten in die Brutgebiete. Die hier ansässigen Rabenkrähen separieren sich von ihren Artgenossen, und jedes Paar besetzt ein eigenes Revier, welches auch vehement gegen Störenfriede verteidigt wird. Nur Jugendliche und jene ohne Kinderwunsch bleiben in Gruppen zusammen. Saatkrähen und Dohlen mögen es zwar etwas geselliger, doch zur Brut darf es auch bei ihnen ein wenig beschaulicher sein. Sie finden sich zu kleinen Kolonien zusammen, um ihre Jungen großzuziehen. Wenn das Brutgeschäft abgeschlossen ist, werden sich im nächsten Herbst wieder die großen Schwärme schwarzer Rabenvögel versammeln, um gemeinsam zu ihren traditionellen Schlafplätzen zu fliegen.

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