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Kunst aus Alltagsgegenständen

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Bunt und riesig: Künstler Wolfgang Flad feilt in der Galerie an den letzten Feinheiten. Er hat ein Werk aus Acrylfarben auf Papier gestaltet. Für die gesamte Ausstellung verknüpft er verschiedene Techniken und Materialien zu einem großen Gesamtkunstwerk. © Christine Fauerbach

Bad Nauheim (cf). »Im Entwurf, da zeigt sich das Talent, in der Ausführung die Kunst«, lautet eine Feststellung Marie von Ebner-Eschenbachs. Wer die These der Schriftstellerin überprüfen möchte, der sollte sich die aktuelle Ausstellung »Chromatic Universe« in der Galerie der Trinkkuranlage ansehen. Dort laden der Kunstverein Bad Nauheim und Künstler Wolfgang Flad die Besucher ein, ihm auf abstrakten Wegen in eine geheimnisvolle Welt zu folgen.

Zu sehen sind sehr unterschiedliche Arbeiten in verschiedenen Techniken aus vielseitigen Materialien, die teils filigran, teils massiv Erscheinungsbild und Charakter der Skulpturen oder Bilder prägen.

Eins haben alle gemeinsam: Der in Berlin lebende Künstler arbeitet zwar »in Serien«, die jedoch »aus Unikaten« gebildet werden. Beim Material setzt Flad bei seiner Upcycling-Serie auf organische Werkstoffe, beispielsweise Pappröhren. »Ich verwandele, transformiere das ursprüngliche Material. Und so entsteht aus Alltagsmaterialien etwas Neues.«

Zu sehen ist diese künstlerische Transformation in der filigranen, abstrakten Skulptur »Structure«. Sie steht in der Rotunde auf einem massiven Sockel aus Kupfer, den der Künstler ebenfalls angefertigt hat.

Eine ganze Wand hat er mit Drucken bestückt. Dort ist ein überdimensionale Bildtafel mit »Monotypien« aus auf Papier gedruckten Acrylfarben zu sehen. Dagegen besteht die Serie »Force of impact« aus massiven Bildern in Aluminiumguss.

Ein ganz anderer Charakter zeichnet die Serie »Dark side of the moon« aus. Hier setzt sich der Künstler mit Kraft, Dynamik und Bewegung von Planeten und Monden auseinander. Erodierte Oberflächen und Strukturen der Werke erinnern an durch kraftvolle Einschläge auf der Mondoberfläche zu sehende Krater. Gezeigt werden diese Reliefarbeiten hinter dichroitischem, buntem Glas in tiefen Rahmen. Durch dieses erhalten die Werke eine zusätzliche Tiefe. Durch die reflektierende Glas-Optik entstehen Licht- und Schattenspiele, wird der Raum und auch der Betrachter gespiegelt,

Das kontrastierende Spiel des Spiegels unterstreicht die Faszination für die lebensfeindliche Kraterstruktur der Mondoberfläche und verknüpft sie mit dem Spiegelbild des Betrachters. Alles zusammen verstärkt die Dreidimensionalität der Werke.

Ebenfalls einen Bezug zur Mondoberfläche, besser gesagt zur dunklen Seite des Mondes, stellt Flad in seiner »Dust Painting«-Reihe her. Auf diesen Bildern sind Staubpartikel, Säge- und Frässpäne zu sehen, die sich über Monate in seinem Atelier auf einer Platte angesammelt haben. Der Künstler hat sie mit Spray fixiert.

Kuratorin Karin Merchel sagt: »Die Besucher der Ausstellung »Chromatic Universe« werden vom Künstler mit auf eine Reise in ein chromatisches Universum genommen. Diese Reise ist zugleich ein Blick in eine künftige Zeit.« Ein weiteres großes künstlerisches Thema von Wolfgang Flad ist die Ästhetik im Raum. Die schwebende Raum-Installation »Levitation« füllt zugleich filigran wie raumgreifend die Rotunde in der Galerie in der Trinkkuranlage aus. Bewegung und Dynamik der Installation aus organische Materialien assoziieren eine »schnelle, dynamische Zeichnung in der Luft«.

Besucher sind aufgefordert, die ästhetische Erscheinung dieser und weiterer Arbeiten näher zu ergründen, in das Spiel der kontrastierenden Oberflächen einzutreten. Künstler Flad sagt von sich: »Ich bin ein Landei, das heute seine Werke weltweit in Museen und Galerien ausstellt.« Geboren ist Flad in Reutlingen und aufgewachsen in dem kleinen Dorf Pliezhausen bei Stuttgart. Nach dem Abitur studierte er an der Fachhochschule Textildesign in Reutlingen und dann Kunst an der Akademie in Stuttgart. Von dort zog es ihn in die Hauptstadt. Seine erste in Berlin gezeigte Skulptur kaufte das Kunsthaus Zürich an.

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Die Installation »Levitation« füllt die Rotunde in der Galerie in der Trinkkuranlage aus. So hat es sich Kuratorin Karin Merchel (l.) vorgestellt. © Christine Fauerbach
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»Dust painting«: Monatelang haben sich Staubpartikel, Säge- und Frässpäne im Atelier auf einer Platte angesammelt. Diese hat der Künstler mit Spray fixiert. © Christine Fauerbach

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