1. Startseite
  2. Region
  3. Wetteraukreis
  4. Bad Nauheim

Musik überwindet Grenzen

Kommentare

koe_RotaryBenefizKonzert_4c_1
Das Brentano-Quintett begeisterte beim Rotary-Benefizkonzert in der Dankeskirche: (v. l.) Nadine Blumenstein, Maximilian Junghanns, Claude Frochaux, Steffen Weise und Stefanie Pfaffenzeller. © Hanna von Prosch

Bad Nauheim (hms). Drei großartige Kompositionen, fünf Weltklasseinterpreten, ein Spendenzweck: Dazu hatte der Rotary-Club Bad Nauheim-Friedberg am Pfingstsamstag in die Dankeskirche geladen. Das Brentano-Quintett Frankfurt spielte Werke von Haydn, Bruch und Beethoven und erhielt begeisterten Applaus.

Das Pfingstfest, das Freude und weltweite Verständigung bedeutet, sei dazu angetan, für die zu spenden, die durch das Erdbeben im türkischen Antakya alles verloren haben, so begrüßte der amtierende Präsident des Rotary-Clubs, Rainer Böhm, die Gäste in der gut gefüllten Dankeskirche.

Antakya ist das christliche Antiochia. 526 n. Chr. wurde die antike syrische Stadt schon einmal von einem verheerenden Erdbeben völlig zerstört. Von Antiochia aus trugen die Apostel die Botschaft Jesu in die Welt hinaus.

Mit ganzer Leidenschaft

Musikalische Botschaften übermittelten höchst professionell Nadine Blumenstein und Maximilian Junghanns (Violinen), Stefanie Pfaffenzeller und Steffen Weise (Viola) und der Cellist Claude Frochaux. Sie bilden eine Formation des Brentano-Ensembles, das überwiegend aus Mitgliedern des HR-Sinfonieorchesters besteht.

Jedes der Werke hat einen eigenen speziellen Hintergrund. Joseph Haydn gelang mit seinem Streichquartett D-Dur op. 20 Nr. 4 die endgültige Anerkennung als »Quartettenkomponist«, wenngleich die heutige Musikwissenschaft eher eine Krise in der unterschiedlichen Formensprache der unter Opus 20 zusammengefassten sechs Quartette sieht. Die vier Sätze der Nr. 4 entwickeln sich von verhaltener Heiterkeit über ein dynamisches Andante zu einem kurzen Menuett alla Zingarese und schließt im überraschenden, abwechslungsreichen Scherzando.

Max Bruchs eindrucksvolles Streichquintett Es-Dur wurde erst 2008, rund 100 Jahre nach seiner Entstehung, uraufgeführt. Es war bis 2006 verschollen. Bruch hatte das Quintett mit 80 Jahren geschrieben. Dass der Kölner Komponist, der sich nicht besonders intensiv mit Kammermusik beschäftigte, alle modernen Musikströmungen seiner Zeit verschmähte, wird in diesem Quintett schnell deutlich. Er zitiert Themen aus seinen Sinfonien 1 und 3 und gibt dem Werk einen orchestralen Charakter. Die Melodie sei die Seele der Musik, habe er einmal gesagt, weshalb er, ursprünglich Pianist, lieber zur Geige griff.

Das Brentano-Quintett legte in das Werk seine ganze Leidenschaft, ließ die einzelnen Stimmen leuchtend hervortreten und, gerade auch in den tiefen Instrumenten, die Melodien lieblich klingen.

Das Beethoven Streichquintett c-Moll op. 104 beginnt mit einem mit Verve gespielten Allegro con brio. Die Interpreten präsentierten die vier Sätze üppig in seiner Vielstimmigkeit, kontrastreich im Klang, spielerisch leicht in den zarten Themen und energisch im Prestissimo. Beethoven hat dieses Quintett selbst aus seinem frühen Meisterwerk, dem Klaviertrio c-Moll, aufgebaut, nachdem ihm die Bearbeitung durch einen wenig begabten Arrangeur vorgelegt wurde. Er soll entrüstet von der Verstümmelung seiner Musik gesprochen haben. Das Ergebnis, das nun in der Dankeskirche zu hören war, ist die meisterhafte Vollendung.

Die Musikerinnen und Musiker gehören zur Spitze der international auftretenden Ensembles und sind darüber hinaus vielseitig musikalisch tätig. So gehörte Stefanie Pfaffenzeller 2019 zum Orchester der Bayreuther Festspiele. Nadine Blumenstein nahm für den SWR Prokofjews »Sonate für zwei Violinen« auf. Maximilian Junghanns avancierte zum 2. Konzertmeister im HR-Sinfonieorchester. Als freiberuflicher Musiker ist Claude Frochaux zu Gast bei renommierten Festivals im In- und Ausland, gewann mit dem von ihm gegründeten Monte Piano Trio zahlreiche Preise und ist künstlerischer Leiter des Kammermusikfestes Sylt und »Musica + Frankfurt«.

Auch interessant

Kommentare