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Nach dem »Hausgeist« Gold geholt: Erinnerungen an Rosi Mittermaier in Bad Nauheim

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Von: Michael Humboldt

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Claus Diessner präsentiert stolz zwei Seiten, die die »Gold-Rosi« in seinem Gästebuch gefüllt hat. Oben links mit persönlicher Geburtstagskarte von Rosi Mittermaier, die einen schönen Abend im »Kerzen Stüberl« verbracht hat. © Nicole Merz

In Bad Nauheim gibt es viele Erinnerungen an Rosi Mittermaier, die am letzten Mittwoch nach schwerer Krankheit verstorben ist. Einen folgenreichen Abend verbrachte der Skistar im »Kerzen Stüberl«.

Wenn Sie den trinken, gewinnen Sie im nächsten Jahr die Goldmedaille«, erklärte Claus Diessner, bevor er Rosi Mittermaier den legendären »Hausgeist« in seinem »Kerzen Stüberl« überreichte. Damals, am 30. Oktober 1975, hat die Ski-Legende noch gelächelt, als sie das harte Getränk in Bad Nauheim mit Genuss zu sich nahm. Doch viel wurde hierzulande darüber spekuliert, ob es nicht der »Hausgeist« war, der die »Gold-Rosi« im Februar 1976 befeuerte, als sie bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck bei allen drei Alpinen Ski-Wettbewerben eine Medaille gewann. Zunächst entschied sie die Abfahrt mit einer halben Sekunde Vorsprung für sich, drei Tage später gewann sie auch im Slalom Gold, ehe sie im abschließenden Riesenslalom den zweiten Rang mit zwölf Hundertstelsekunden Rückstand auf die Kanadierin Kathy Kreiner belegte und Silber holte. Welch ein Dreifach-Triumph, der sie endgültig zum großen Sport-Star machte. Am letzten Mittwoch ist Rosi Mittermaier von einer teuflischen Krankheit besiegt worden und nach langem Kampf im Kreise ihrer Familie verstorben. Das stimmt natürlich auch Claus und Ingrid Diessner traurig, die den Ski-Star damals in ihrem »Kerzen Stüberl« empfangen durften. Die Weinstube inklusive Restaurant war damals auf der Mittelstraße zwischen »Deutschem Haus« und »Funzel« ein beliebter Anlaufpunkt auch für bekannte Persönlichkeiten, die Bad Nauheim einen Besuch abstatteten.

Ins »Kerzen Stüberl« mit Scherno

Rosi Mittermaier hatte 1975 nach vielen erfolgreichen Weltcup-Rennen am Mittag in der Volksbank Autogramme gegeben. Dann nahm WZ-Fotograf Gernot Heydecker, den alle Scherno genannt haben, sie nach der Foto-Session für die Wetterauer Zeitung am Abend mit ins »Kerzen Stüberl«. Und der »Gold-Rosi« gefiel das rustikale und gemütliche Ambiente bei Kerzenschein spürbar, zumal sie ja immer vor Lebensfreude strotzte.

»Wir haben einen fantastischen Menschen verloren. Rosi hatte ein Herz so groß wie ein Bus, sie war immer für jeden da - das war einzigartig«, sagte Markus Wasmeier, Doppel-Olympiasieger von 1994 und Freund der Familie, nach ihrem Tod. Diesen Eindruck hatten auch die »Kerzen Stüberl«-Gäste, als Rosi Mittermaier in Bad Nauheim ihr typisches Sonnenschein-Lächeln lächelte. »Es ist ein Riesenschock. Natürlich ist das Alter von 72 Jahren viel zu früh, um zu sterben, und ich bin unendlich traurig«, erklärte die ehemalige Skirennfahrerin Maria Höfl-Riesch, die gleichfalls oft in Bad Nauheim zu Gast war, als sie noch mit Eishockey-Spieler Marco Ludwig vom EC zusammen war.

Nach der Karriere noch immer ein Star

Nach der Begrüßung hat Claus Diessner den prominenten Gast fürsorglich verwöhnt. »Damals herrschte Hochbetrieb, und ich konnte als Wirt nicht immer verfolgen, was sie an diesem Abend alles gemacht hat. In jedem Fall stand sie natürlich im Mittelpunkt«, erinnert er sich. Auch Ingrid Diessner hat vom Promi-Wirbel nicht viel mitbekommen, weil sie sich in der Küche um das Wohl der Gäste kümmern musste.

Auch nach ihrem Karriereende hat die Popularität von Rosi Mittermaier nie gelitten. Als Werbeträgerin, Sportbotschafterin oder Sachbuchautorin gemeinsam mit ihrem Ehemann Christian Neureuther war sie stets in den Medien präsent. Sie wurde dann als erste Wintersportlerin im April 2006 in die neugegründete Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen und verfolgte die erfolgreichen Rennen ihres Sohnes Felix Neureuther.

Auch in Bad Nauheim bleibt sie für immer in Erinnerung, zumal sie gleich zwei Seiten im Gästebuch vom »Kerzen Stüberl« mit ihren Einträgen und Bildern gefüllt hat. Zudem bleibt Claus Diessner eine persönliche Geburtstagskarte als ewiges Andenken.

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