Neues Konzept für die Friedhöfe

Von Kahlschlag auf Bad Nauheimer Friedhöfen ist im Februar und im März die Rede gewesen. Nun hat sich der städtische Bauausschuss des Themas angenommen, wo Bürgermeister Klaus Kreß ein sogenanntes Friedhofsentwicklungskonzept ankündigte. Mitte 2024 soll es vorliegen.
Auf dem Bad Nauheimer Kernstadtfriedhof kündigt sich behutsam der Herbst an: Hier und da sind verwelkte Blüten zu sehen, manch ehemals grünes Blatt wird gelb. Arbeiter sind nachmittags an zwei Stellen zugange, zum einen, um Unkraut zu beseitigen, zum anderen, um ein Grab abzuräumen. Der Friedhof ist malerisch: An vielen Stellen ist die Anlage ordentlich und akkurat gepflegt, an anderen Stellen wächst das Gras aber auch etwas höher.
Ein paar Stunden später geht ein Mann durch die Innenstadt, es ist schon dunkel und die Sitzung des städtischen Bauausschusses ist soeben vorbei. Er hat nicht als Zuhörer teilgenommen, aber der besprochene Inhalt bewegt ihn sehr: Das ist die städtische Friedhofsordnung. Um diese gab es Anfang des Jahres Turbulenzen, weil die Friedhofsverwaltung Briefe verschickt und Grabinhaber aufgefordert hatte, das jeweilige Grab zu pflegen. Häufig ging es darum, Gehölze zu kürzen, sofern sie über 1,20 Meter groß waren. Einige der angeschriebenen Personen hatten sich an diese Zeitung gewendet und protestiert. Von »Kahlschlag« war die Rede gewesen. Die Friedhofsordnung würde zu rigide umgesetzt, die erhaltene Post sei unfreundlich gewesen. Das Rathaus verwies daraufhin unter anderem auf die Verkehrssicherungspflicht.
Der Mann, der durch die dunkle Stadt geht, nennt ein Beispiel für die seiner Ansicht nach pietätlosen Vorgehensweisen. Auf dem Grabkreuz einer bekannten Bad Nauheimerin klebt seinen Worten zufolge ein Zettel mit der Aufschrift »Bitte bei der Friedhofsverwaltung melden« teilweise auf dem Namen der Verstorbenen.
Im Bauausschuss stand an diesem Abend ein Antrag der Koalition aus CDU, Grünen und SPD auf der Tagesordnung. Es ging zum einen um mehr Bürgerfreundlichkeit, zum anderen um eine Anpassung an moderne Bestattungsformen. Bürgermeister Klaus Kreß und der städtische Fachbereichsleiter Heiko Heinzel kündigten eingangs gleich etwas an: Bis Mitte des kommenden Jahres wollen sie eine Friedhofsentwicklungsplanung auf den Weg bringen. Kreß: »Wir haben mehrere Aspekte, einmal die Frage nach einem Waldfriedhof oder einem Bestattungswald. Es gibt Wünsche nach mehr Urnenfeldern in den Stadtteilen, es besteht der Wunsch und Trend, Bestattungen auf Friedhöfen naturnäher zu gestalten.«
Eventuell mit Bürgerbeteiligung
Das Rathaus will die Planung eventuell mit einer Bürgerbeteiligung verbinden. Wünsche und Ideen werden in der Sitzung denn auch ausgesprochen: Urnenfelder in Rödgen und Wisselsheim, wie Gisela Babitz-Koch (CDU) ausführt. Gartenbestattungen seien ein neuer Trend, wie Markus Philippi (FW) anmerkt.
Kreß beschrieb nochmals das Problem, um das es dieses Jahr »im Kern« gegangen war. »Um Gehölze auf Gräbern, die über 1,20 Meter groß sind. Das steht in der Ordnung drin, und letztendlich erlebst du einen gewissen Trend, dass Leute sagen: ›Ich will es nicht zurückschneiden, weil es schön ist und niemandem schadet.‹ Das ist in einigen Fällen sicher so, und da müssen wir an der Kommunikation auch arbeiten. Manchmal hat aber die Größe Nachbarn gestört oder die Mauer beschädigt.« Kreß betonte, die Sicht von Betroffenen zu verstehen. »In unserem Land besteht eine Überbürokratisierung, aber ich erwarte, dass die Satzungsregelung umgesetzt wird. Wenn man sagt ›Lass mal wachsen‹ macht man Problemfelder auf.«
Wie der anwesende Friedhofsverwalter Ralf Paul erläuterte, hätten sich von den angeschriebenen Personen tatsächlich nur sehr wenige beschwert, was aber Wellen geschlagen habe.
Steffen Mörler (CDU) schlug vor, auf das neue Friedhofskonzept der Stadt zu warten, aber den Antrag der Koalition ebenfalls zu beschließen, was dann auch einstimmig geschah.