„Schlemmerbistro“ statt „Kuckuck“: Neues Leben in der alten Rolle

Ruth Bornträger serviert alle Varianten ihrer geliebten Hausmannskost. Doch nicht mehr im »Kuckuck«, den sie vor einigen Monaten schließen musste, sondern im »Schlemmerbistro im Blockhaus«.
»Wenn eine Tür zugeht, geht eine andere auf.« So lautet eine Lebensphilosophie von Ruth Bornträger, die in diesem Jahr eine schmerzhafte Entscheidung treffen musste, schnell aber ihre Lebensfreude zurückgewonnen hat. Vor einigen Monaten musste sie am Bad Nauheimer Marktplatz den »Kuckuck« schließen, der Jahrzehnte lang eine Institution in der Gastro-Szene der Kurstadt war. Nun hat sie in ihrer alten Rolle neues Glück gefunden.
Es ist Mittagszeit im Industriegebiet »Am Taubenbaum«. Auf der Umgehungsstraße zwischen Bahnhof und Steinfurth fährt ein Auto nach dem anderen vor. Denn hier, im »Schlemmerbistro im Blockhaus«, gibt es »einen Mittagstisch wie bei Mutti«. So ist es zu lesen. Ob Lasagne mit Gurkensalat, Hähnchenschnitzel mit Rahmsoße oder nach Wiener Art, Rinderhackbraten mit Zwiebelsoße, Gyros oder XL-Bürger. Ob Bratwürste, Chilli con Carne, Vegetarisches oder Kinderportionen - kaum ein Wunsch bleibt offen.
Gerade ist »Schnitzeltag«, vielleicht das Highlight der Woche. Ruth Bornträger nimmt permanent Bestellungen auf, hilft in der Küche mit und bringt die Speisen an die Tische. Mit ihr kämpfen die Inhaber Silko Hauswald, Nico Hauswald und Aline Hauswald um das Mittags-Glück ihrer Gäste. Seit September ist Ruth Bornträger dabei und bringt eine jahrzehntelange Erfahrung aus dem »Kuckuck« mit. »Na klar, ich soll hier auch Ideen einbringen, und vielleicht nehmen wir im nächsten Jahr den legendären Flammkuchen aus dem »Kuckuck« mit auf die Karte«, plant sie. Für sie sei das ein glücklicher Neuanfang, den Bekannte von ihr eingefädelt haben.
Win-Win-Situation für beide Seiten
Doch auch Silko Hauswald, Nico Hauswald und Aline Hauswald sind glücklich über die Verstärkung und sprechen von einer Win-Win-Situation. Morgens ab 10 Uhr nimmt Ruth Bornträger schon Bestellungen für den Liefer-Service telefonisch entgegen. Gegen Mittag ist Hauptkampfzeit, ehe um 15 Uhr ihre Schicht endet. »Das macht mir hier Riesenspaß, und ich bin sehr glücklich, dass sich für mich so schnell eine solche Chance eröffnet hat«, schwärmt sie.
Viele Bad Nauheimer hatten ja mit großem Bedauern registriert, dass gegenüber dem Alten Rathaus plötzlich ein Schild stand: »Dauerhaft geschlossen. Wir bedanken uns für die langjährige Treue bei allen Gästen. Vielen Dank, Ruth Bornträger und das »Kuckuck«-Team«, war dort zu lesen. Auch in der gemütlichen Eckkneipe liebten die Gäste die Hausmannskost, den Flammkuchen, den Hackbraten, die Gulaschsuppe oder das Schnitzel. »Wir haben gutbürgerliche Küche angeboten, die viele gemocht haben«, betont Ruth Bornträger, die nun in ähnlicher Konstellation ihre ganze Routine ausspielen kann.
Die Erfahrung einer stolzen Historie
Im Rückblick konnte sie mit dem »Kuckuck« eine stolze Historie vorweisen. Roswitha und Werner Bachmann, die Eltern von Ruth Bornträger, hatten die Gaststätte vor 21 Jahren übernommen, die es zuvor schon 16 Jahre gegeben hatte. 2014 folgte dann Ruth Bornträger als Geschäftsführerin. So haben im Laufe der Jahre auch viele Eishockey-Fans die Kneipe besucht. Schließlich war Werner Bachmann eine Bad Nauheimer Eishockey-Legende in den großen Bundesliga-Zeiten, in denen auch Rainer und Horst Philipp, »Pilo« Knihs oder Ralf Pöpel an seiner Seite glänzten. Werner Bachmann hat zwischen 1957 und 1976 für den VfL Bad Nauheim gespielt und war mehr als ein Jahrzehnt lang Kapitän der Roten Teufel. Vor fünf Jahren ist er verstorben.
Auch an ihrer neuen Wirkungsstätte trifft Ruth Bornträger auf viele alte Bekannte. Und so manch einer kommt sogar extra wegen ihr. Viele Schüler aus der nahe gelegenen Waldorfschule finden hier ihre geliebten Burger. Aber auch Berufstätige, Rentner oder Bad Nauheim-Besucher pilgern extra auf die Umgehungsstraße, um sich mit den bodenständigen Speisen zu versorgen.
»Wir versuchen, so viel wie möglich selbst zu machen«, erklärt Silko Hauswald. »Die Würstchen kommen vom Metzger und alle Brötchen, auch die für die Burger, kommen frisch vom Bäcker.« Auch die Pommes-Auswahl sei breit gefächert: Von den Klassikern über Süßkartoffelpommes und Kartoffel-Wedges bis hin zu Ringelpommes. Gut möglich, dass dieses große Angebot schon bald mit den Ideen von Ruth Bornträger erweitert wird, die ihre neuen Energien kaum bündeln kann.
