Nicht auf junge Leute warten, sondern zu ihnen hingehen
Bad Nauheim (agl). Nun kommt doch Bewegung ins Thema aufsuchende Jugendarbeit. Nachdem dieser Tage im städtischen Sozialausschuss zwei Vertreter des Jugendbeirats von den Nöten junger Menschen in Bad Nauheim berichtetet hatten, sprachen sich die Mitglieder des Ausschusses unter der Leitung von Steffen Hensel (SPD) geschlossen dafür aus, eine außerschulische und aufsuchende Jugendarbeit in Bad Nauheim zu etablieren - zunächst vor allem in der Kernstadt.
»Hier befinden sich die Bildungseinrichtungen der Jugend und die beliebtesten Aufenthaltsorte für außerschulische Treffen«, heißt es dazu in den Erläuterungen zum Beschluss.
Der Magistrat hatte sich im vergangenen Jahr mit dem Thema befasst, war jedoch zu dem Schluss gekommen, man solle aus wirtschaftlichen Gründen bis auf weiteres auf außerschulische Jugendarbeit verzichten.
Konflikten und Sucht vorbeugen
Im Beschluss des Sozialausschusses heißt es nun, die außerschulische Jugendarbeit diene der Prävention von Kriminalität, Suchterkrankungen, Vereinsamung und Perspektivlosigkeit. Die Jugendlichen sollen an den von ihnen gewählten Treffpunkten aufgesucht werden und in ihrem häuslichen Umfeld Gesprächs-, Unterstützungs- und Beratungsangebote bekommen. Beim anzusprechenden Personenkreis handele es sich in erster Linie um Kinder und Jugendliche ab elf Jahren und um junge Erwachsene.
Die Verwaltung soll das bestehende Konzept den Wünschen des Sozialausschusses entsprechend abändern und das Ergebnis am 12. September vorstellen. Wenn der Ausschuss diese Version absegnet, soll eine zweijährige Erprobungsphase beginnen.
Ehrenamt stärker vernetzen
Im Sozialausschuss ging es auch um das bundesweite Programm »Engagierte Stadt«, das Jürgen Burdak und Dr. Helmut Francke den Kommunalpolitikern vorstellten und dem die Stadt seit Juni 2022 angehört. Das »Freiwilligenzentrum - aktiv für Bad Nauheim« hatte beantragt, die Stadt möge 20 000 Euro für die Umsetzung zur Verfügung stellen. Ergebnis: Das Freiwilligenzentrum soll nach dem Willen der Ausschussmitglieder 10 000 Euro erhalten. Die anderen 10 000 Euro sollen dem Magistrat zur Verfügung gestellt werden, damit er bis zu den Haushaltsberatungen für 2024 die Grundlagen einer Engagement-Landkarte der in Bad Nauheim aktiven Vereine und Organisationen vorlegen kann.
In Bad Nauheim hatte sich auf Initiative von Ingrid Schmidt-Schwabe vom Freiwilligenzentrum eine Steuerungsgruppe gebildet, die erfolgreich das Antragsverfahren durchlief - unter Beteiligung von Bürgermeister Klaus Kreß (parteilos). Ziel des Programms in Bad Nauheim ist es, die Vernetzung aller kommunalen Vereine und Institutionen, der Verwaltung, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft zu verbessern. Ehrenamtlich Tätige sollen einander kennenlernen und unterstützen, Bürger einen einfacheren Zugang zu ehrenamtlichem Engagement bekommen.
Man war sich im Ausschuss darüber einig, dass ehrenamtliches Engagement eine Zukunftaufgabe im Hinblick auf die Lebensqualität in Bad Nauheim sei und das Thema den Ausschuss weiterhin beschäftigen werde.
Erster Stadtrat Peter Krank (parteilos) berichtete in der Sitzung über die Flüchtlingssituation in Bad Nauheim. Diese spitze sich zu. Man müsse die Bürger mitnehmen, transparent handeln und dürfe keine Ängste schüren. Da Bad Nauheim bisher deutlich mehr Geflüchtete aufgenommen habe als die Stadt müsse, könnten eventuell bis Jahresende keine weiteren Zuweisungen anstehen.
Die Themen Fachkräftemangel bei pädagogischen Dienstleistungen der Stadt und Geschäftsordnung des Seniorenbeirats wurden auf die Sitzung am 6. Juli vertagt.