Parisa Munk übernimmt von Manfred Praxl und Rena Seyfried

Lange Zeit war sie die »Propellerstube«, die legendäre Gaststätte am Flugplatz zwischen Bad Nauheim und Ober-Mörlen. Zehn Jahre nun hieß sie »Williams«, und bald wird sie in »lazy« umgetauft.
Der Autor dieser Geschichte war Augenzeuge, als dem legendären Gastwirt Lietzmann inmitten der Gästeschar auf der damaligen »Propellerstube« ein Hosenträger-Missgeschick widerfahren ist. Das war keine große Sache, die jedem hätte passieren können in dieser Hosenträger-Zeit. Und als die Hose wieder am richtigen Platz war, hat auch Herr Lietzmann darüber gelacht. Und dennoch haben sich die alten Nauheimer diese Geschichte noch Jahre lang erzählt, wobei alle das Ehepaar Lietzmann verehrt und gemocht haben. Schließlich haben die beide das legendäre »Paprika« furios betrieben, ehe sie auch die »Propellerstube« zum Erfolg geführt haben.
Es gibt unzählige solcher Anekdoten, die sich am Flugplatz oben ereignet haben.
Fliegerbrot, Salat und Schnitzel
Der Peter hat als Gastwirt in der »Propellerstube« einst sein legendäres Fliegerbrot kreiert. Die Christa hat Schnitzel zum Salat gebraten. Und immer kamen Wandergruppen aus Ockstadt oder Ober-Mörlen, um auf der »Propellerstube« Rast zu machen. Damals war die Einrichtung noch bescheidener gestaltet. Und draußen standen Plastik-Stühle an den Tischen, wo dennoch alle in den wärmeren Monaten das große »Propellerstuben«-Glück genießen konnten - das Licht.
Wenn es vor dem Teichhaus, vor dem Johannisberg-Restaurant oder in der Stadt dunkel wird, steht am Flugplatz noch die Sonne am Himmel und färbt sich irgendwann rot. »Wenn wir hier noch die Autobahn gegen das Meer austauschen könnten, wäre es der schönste Platz der Welt«, lacht Manfred Praxl, der aktuelle Pächter des Restaurants. Mit ihm und seinem Vorgänger Heiko Bange ist die »Propellerstube« in ein neues Zeitalter eingetreten. Plötzlich hieß sie »Williams«, bot Crêpes an, Galetten, Quiche oder Burger und entwickelte sich zum Szene-Treff. Eine House-Band hat sich gegründet, Ausstellungen, Tanzpartys, Firmenfeiern wurden veranstaltet, und alle, die »in« sind rund um Bad Nauheim, strömen zu den Events in die Sonnenuntergänge.
Nun geht auch die »Williams«-Epoche zu Ende. Manfred Praxl und Rena Seyfried werden nach fünfeinhalb Jahren am 1. Oktober als Pächter das Restaurant abgeben und in ihre Heimatstadt Frankfurt zurückkehren. »Wir gehen mit gemischten Gefühlen«, sagt Praxl. Zum einen wolle man sich nach dem ganzen Stress aus Alters- und gesundheitlichen Gründen ein bisschen Ruhe gönnen. Zum anderen hat Praxl 40 Jahre lang eine Filmproduktionsfirma betrieben und will wieder für Film und Fernsehen arbeiten. Zudem, das lässt er durchblicken, hätte es vertraglich langfristig für ihn keine Perspektive gegeben, weiter in den Innen- und Außenbereich zu investieren. »Wir werden das alles sehr vermissen. Schließlich haben wir viele neue Freundschaften geknüpft und auch Bad Nauheim sehr gemocht.«
Parisa Munk will »einen draufsetzen«
Mit seinem Abschied wird auch die »Williams«-Epoche nach insgesamt zehn Jahren zu Ende gehen. Denn Nachfolgerin Parisa Munk ist mit einem völlig neuen Konzept unter neuer Flagge am Start und wird das »Williams« nun »lazy« nennen. Das stehe für »entspannt, zurückgelehnt« und »faul« im positiven Sinne, erläutert die neue Betreiberin. Ab dem 3. Oktober wird sie die Außenterrasse geöffnet lassen und beim »Soft-Opening« im Innenbereich schon mit den Renovierungsarbeiten beginnen. »Wir werden eine kleinere Essenskarte auslegen und Musik auf der Terrasse erklingen lassen«, plant sie in der Hoffnung auf einen goldenen Oktober.
Im November wird das »lazy« dann für vier Wochen geschlossen für die große Renovierung, ehe es im Dezember wieder losgeht. Die Speisekarte soll regional und saisonal gestaltet werden mit Flammkuchen, Salaten oder Tapas, und Parisa Munk will noch mehr Veranstaltungen mit Live-Musik und DJs organisieren. »Wir möchten ganz bodenständig Urlaubsgefühle entfachen und insgesamt noch einen draufsetzen«, plant Parisa Munk voller Vorfreude.
