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Pflege-Akademie zieht ins Badehaus 5 ein

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Interessiert hören sich die Gäste die Ausführungen von Architekt Alfred Möller über die Details der denkmalgerechten Arbeiten in einem der Praxisräume an. Hier wird demnächst am Pflegebett geübt. © Hanna von Prosch

Der Dornröschenschlaf ist zu Ende, Leben zieht in den Sprudelhof ein. Zuerst ins Badehaus 5, wo am Montag die Schlüsselübergabe an die Theodora-Konitzky-Akademie (TKA) stattfand.

Gefeilscht, gemahnt, gedrängt: So beschrieb der Geschäftsführer der TKA und des Gesundheitszentrums Wetterau, Dr. Dirk M. Fellermann, die letzten Jahre. Denn Verzögerungen gab es seit 2020, dem ursprünglichen Bezugsdatum, unter anderem durch neue Vorschriften immer wieder. Jetzt ist der erste Meilenstein in der Sprudelhof-Revitalisierung geschafft und alle sind glücklich. Nicht zuletzt dadurch, dass es trotz mancher Diskussion und konträren Anforderungen eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten gab.

»Ich beneide die Schülerinnen und Schüler um einen der schönsten Schulorte europaweit«, sagte Prof. Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamts für Denkmalpflege. Noch sind sie nicht eingezogen, sollen aber Führungen bekommen, um den Ursprung der Räume und deren Wert schätzen zu lernen.

Harzenetter sprach vom Respekt vor dem Alter in Persönlichkeit und Bau. Das äußert sich in der Bleiverglasung der Fenster, dem Stukkolustro an einigen Wänden, dem Erhalt von Bögen, Türen, von Grundrissen der Badebecken in der Bibliothek und im Schmuckhof, alten Wendeltreppen und zahlreichen Originaldetails.

Daneben hat die Moderne Einzug gehalten. Das bedeutete für Architekt Alfred Möller einen Spagat zwischen Denkmalschutz und Digitalisierung von der Fußbodenheizung über millimetergenaue Ausmaße der Türöffnungen für den Transport von Pflegebetten bis zu zentraler Elektronik und modernster Schulungstechnik. Die weitere Innenausstattung leistet die Akademie.

Damals habe Großherzog Ernst-Ludwig zehn Millionen Goldmark in den Sprudelhof investiert. Das entspricht 56 Millionen Euro. Aber, so Landrat Jan Weckler: »Er hat uns damit ein Geschenk hinterlassen. Bad Nauheim, der Shootingstar der Wetterau schon im 19. Jahrhundert, muss attraktiv bleiben, was die TKA garantiert.« Sie arbeite hervorragend mit Kooperationspartnern wie Pflegeheimen, ambulanten Pflegediensten und Kliniken zusammen: »Da darf die theoretische Aus- und Fortbildung nicht hinter der klinischen zurückstehen«, betonte Matthias Müller, Geschäftsführer der Kerckhoff-Klinik.

Im Keller lagen 60 Tonnen Schadstoffe

»Denk mal, was man aus Altem machen kann, wenn Denkmalschützer und Betonkopf Hand in Hand zusammengehen«, betonte der Direktor des ausführenden Landesbetriebes Bau und Immobilien Hessen (LBIH), Thomas Platte. Vor 125 Jahren hätten Marie Curie und Henri Becquerel das Radium und damit die Radioaktivität entdeckt. »Wir haben es erst jetzt entdeckt und mussten 60 Tonnen Schadstoffe aus den Kellern der Sprudelhofgebäude entfernen«, erzählte er. Er dankte seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern namentlich für ihren großartigen Einsatz. Dem musste auch Bürgermeister Klaus Kreß beipflichten. Seit die Bürger mitgenommen würden durch Informationen und Führungen, sei das Vertrauen auch in die lange Bauzeit die Gesamtmaßnahme betreffend gewachsen. Auch wenn es hinter den Kulissen manchmal hoch hergegangen sei, am Ende hätten alle an einem Strang gezogen - mit Erfolg, wie man sehen könne. Kreß erinnerte an das Hochwasser von 1981, das damals dem Sprudelhof den Rest gab und dessen Schäden erst jetzt richtig beseitigt wurden. Nun beschäftige sich die Stiftung Sprudelhof, dessen Vorstand Frank Thielmann die Gäste begrüßt hatte, damit, wie man die heißen Quellen zur Wärmegewinnung nutzen könne. Zur Sprudelbohrung konnte Dr. Martin Worms als Vorsitzender des Kuratoriums allerdings keine Neuigkeiten verkünden: Der Genehmigungsprozess laufe.

Nach so viel Einigkeit, Stolz, Zuversicht und Dank nahm Worms den Schlüssel von LBIH-Direktor Platte entgegen. Die Gäste - Bundes- und Landtagsabgeordnete, Stadtverordnete, Magistratsmitglieder und Lehrkräfte - staunten in den anschließenden Führungen über die Sorgfalt, mit der das LBIH und die Denkmalschützer gearbeitet haben.

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LBIH-Direktor Thomas Platte (r.) übergibt den symbolischen Schlüssel an Dr. Martin Worms (4. v. l.) und Schulleiter Mike Racke (M.). Mit dabei (v. l.): Bürgermeister Klaus Kreß, Landrat Jan Weckler, Frank Thielmann, Dr. Dirk M. Fellermann und Matthias Müller. © Hanna von Prosch

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