Eklat beim Gedenken in Bad Nauheim an Opfer der Pogromnacht

Eigentlich ging es am Donnerstag im Gemeindezentrum Wilhelmskirche in Bad Nauheim um das Gedenken an die Opfer der Pogromnacht. Doch dann sorgte jemand aus dem Publikum für einen Eklat.
Während der Gedenkveranstaltung im Gemeindezentrum Wilhelmskirche für die Opfer der Reichspogromnacht ist es zu einem Eklat gekommen. Wie Manfred de Vries, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Bad Nauheim, dieser Zeitung bestätigte, habe sich nach dem Vortrag von Armin Flesch ein Mann aus dem Publikum zu Wort gemeldet und habe einen Vergleich zwischen dem Umgang mit Impfgegnern heutzutage und der Verfolgung der Juden während der Zeit des Nationalsozialismus gezogen.
Referent gibt Kontra
Diese Relativierung des Holocaust habe ihn wütend gemacht, sagte de Vries, und der Mann habe aus dem Publikum deutlichen Gegenwind zu spüren bekommen. Auch Referent Flesch habe dem Mann Kontra gegeben. Dies bestätigte Flesch im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Mann habe behauptet, dass Faschismus Ausgrenzung und die Corona-Politik faschistisch sei, weil sie Menschen ausgrenze. Das erinnere ihn ans Dritte Reich. »Man lügt am besten mit der Wahrheit«, sagte Flesch zum ersten Satz. Denn der sei richtig: Faschismus sei Ausgrenzung. Aber, so Flesch weiter, nicht jede Ausgrenzung sei faschistisch. »Wir grenzen immer aus, aber auf der Grundlage von Gesetzen, die für alle Staatsbürger gleich gelten.« In der NS-Zeit sei das anders gewesen, und die Opfer hätten sich nicht wehren können. »Keiner musste vor Juden geschützt werden, denn wir sind keine Pandemie«, sagte Manfred de Vries am Tag nach der Veranstaltung. »Wir tun niemandem weh.« (Christoph Agel)