Preise und Urkunden für Ernährer, Handwerker und Bewahrer

Der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW) hat in Bad Nauheim den Mittelstandspreis 2022 vergeben. Sieger wurde der Archäologe Sascha Piffko.
Eine inhaltsreiche Veranstaltung präsentierte der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW) am Montagabend im Best Western Hotel Rosenau in Bad Nauheim. Malu Schäfer, Repräsentantin für die Region, führte durch den Abend. Sie konnte viele Gäste begrüßen, die zur Verleihung des Mittelstandspreises 2022 gekommen waren.
Das Ereignis war spannend, da zuvor nicht bekannt war, wer gewinnen würde. Das Unternehmen SPAU um den Archäologen Sascha Piffko machte zum Schluss das Rennen: eine Firma aus Münzenberg, die archäologische Ausgrabungen ausführt. Zusammen mit SPAU nominiert waren der landwirtschaftliche Betrieb Bernhard aus dem Friedberger Stadtteil Dorheim und Steinmetz Martin Röhling aus Nidda. »Der Ernährer, der Handwerker und der Bewahrer des kulturellen Erbes«, charakterisierte Landrat Jan Weckler die unterschiedlichen Sparten.
Das Motto, unter dem sich die Firmen bewerben konnten, lautete »Nachhaltiges Unternehmen Wetterau«. Sascha Piffko blickte auf seine frühere Zeit als Ausgräber zurück. Der studierte Prähistoriker war für viele Arbeitgeber tätig, bevor er seine Firma gründete: Universitäten, Museen, Kommunen und Grabungsfirmen. »Immer war es mit Werkverträgen«, blickte er zurück. Mal war er nicht sozialversichert oder hatte nur Zeitverträge.
War die Grabungskampagne beendet, musste sich Piffko schon mal arbeitslos melden. Ausrüstung wie beispielsweise Sicherheitsschuhe kaufte er sich auf eigene Rechnung. Als Piffko sein eigenes Unternehmen auf den Weg brachte, wollte er es anders machen. Ihm war dabei wichtig, dass seine Mitarbeitenden unter besseren Bedingungen arbeiten, mit sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverträgen etwa.
Piffkos Betrieb ist zertifiziert und trägt ein Gütesiegel. »Archäologie ist per se nachhaltig, denn wir haben eine begrenzte Ressource des kulturellen Erbes, das durch den Bauboom stärker als je zuvor bedroht ist«, erklärte er. Sein Unternehmen fühlt sich seinen Worten zufolge dafür verantwortlich, diese Ressource durch die Dokumentation in die Zukunft zu befördern.
Timm Bernhard beschrieb sein landwirtschaftliches Unternehmen in Dorheim als klassischen Familienbetrieb mit Ackerbau. »Vor einigen Jahren haben wir mit dem Gemüseanbau begonnen und setzen dabei auf etwas exotischere Sorten«, sagte er. Knoblauch, Süßkartoffeln, Rote Beete, Kürbisse und Zwiebeln gehören dazu. »Hinsichtlich der Nachhaltigkeit sehen wir den regionalen Anbau und die Belieferung der Region im Mittelpunkt«, sagte er.
Bienenpatenschaft und Wasser sparen
Neben dem maschinellen Einsatz legt das Unternehmen Wert auf traditionelle Handarbeit. Bienenpatenschaften und Grundschulbildung nannte Bernhard als weitere Aspekte.
Wie Steinmetz Martin Röhling schilderte, produziert sein Betrieb in Nidda Dinge aus Naturstein: Küchenarbeitsplatten, Treppen, Fensterbänke fürs Bad. »Wir sind auch mit kleineren Projekten in der Denkmalpflege tätig«, sagte er.
Nachhaltig sei, dass die Firma das Wasser wieder aufbereitet, das sie für ihre Werkprozesse verwendet. Röhling lagert Steine, die abgebaut werden, um sie wieder zu verwenden.
Eine Brückensäge, die das Unternehmen zur Herstellung komplexer Werkprozesse einsetzt, wurde aufgrund nachhaltiger Effekte 2017 durch das europäische Leader-Programm gefördert.
Ein informatives Angebot rundete die Veranstaltung ab, etwa als Coach Markus Kieser die Anwesenden aufforderte, ihre Komfortzone zu verlassen. Das war schnell gegeben, als die Gäste dem Sitznachbarn eine Minute lang ins Gesicht schauen sollten. »Sehen Sie ihn mit den Augen des Kunden«, empfahl Kieser. Aus der Komfortzone herauszukommen ist seinen Worten zufolge ein wichtiger Punkt für Veränderung. Interessiert sich jemand für eine neue Sichtweise, dann braucht es laut Kieser Mut: Mut zur Veränderung und Mut zum Perspektivwechsel.
Reden und Würdigungen
Weitere Redner und Firmen standen bei der Veranstaltung des Bundesverbandes Mittelständische Wirtschaft (BVMW) im Fokus. Als Redner traten Frank Dehnke (Sparkasse Oberhessen), Julian Lauth (Holzfreude, Butzbach), Olivia Bickerle (Hundefuttermanufaktur Doggiepack, Nidda) und Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch (SPD) auf. Die Firmen, die eine Würdigung erhielten, waren Burger & More, Erdfreund (beide Butzbach), Galloway & Limousinhof Emrich (Ortenberg), IQDoQ (Bad Vilbel) und Engel Caravaning (Friedberg).