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Reise-Experten aus Friedberg und Bad Nauheim über Trends, extreme Hitze und hohe Kosten

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Reise-Experte Frank Messerschmidt kann sich über mangelnde Nachfrage nicht beklagen. © Nicole Merz

Hitze im Süden Europas, Waldbrände, gestiegene Preise trüben Urlaubsgefühle. Die Reise-Experten Manuela Jakobi-Stamm und Frank Messerschmidt über Trends, Temperaturen und Teuerung.

Nein, in den vergangenen Tagen haben sich keine angehenden Urlauber im Friedberger Reisebüro von Frank Messerschmidt gemeldet wegen der Sorge, die Waldbrände in Griechenland würden womöglich ganz in der Nähe ihres Hotels wüten. Und es rief auch niemand an, der wegen der Hitze in Spanien doch schnell stornieren und stattdessen Norwegen buchen wollte. »Die einzigen Bedenken, die immer auftreten: Ist vor Ort im Zielgebiet garantiert, dass die Klimaanlage im Zimmer funktioniert?«, sagt Messerschmidt. Eine weitere wichtige Frage: »Wie ist die Kühlkette gesichert?« Niemand hat Lust auf Magen-Darm-Probleme - schon gar nicht am Strand .

Die Extrem-Temperaturen in Südeuropa sind Dauerthema in den Nachrichten, dennoch sind im Reisebüro Messerschmidt die Länder rund ums Mittelmeer besonders nachgefragt, bevorzugt Spanien und Griechenland. Die Nachfrage nach Türkei-Urlauben sei zurückgegangen, weil sie teuer geworden seien. »Schnäppchen haben die gemacht, die sehr frühzeitig gebucht haben, sprich im letzten Jahr schon«, erklärt Messerschmidt.

Extrem gutes Kreuzfahrtgeschäft

Viele Kunden hätten ihre Sommerreise 2023 im Winter gebucht, da sei die Extrem-Hitze noch nicht so auf dem Schirm gewesen, erläutert Manuela Jakobi-Stamm, Inhaberin des Bad Nauheimer Reisebüros »Sonnenklar.tv«. Reisen, die sie und ihr Team verkaufen, gehen vor allem nach Griechenland, Italien und Spanien, »aber wir haben auch ein extrem gutes Kreuzfahrtengeschäft«. Darauf ist ihr Büro spezialisiert. »Nordeuropa wird bei uns extrem gut verkauft.« Dort herrsche nunmal ein gemäßigtes Klima, die Nachfrage sei stärker als in den Jahren zuvor. Auch bei Messerschmidts Kunden sind Kreuzfahrten sehr beliebt. Wegen der Kinderermäßigung sei es außerdem teilweise preiswerter, mit der Familie eine Kreuzfahrt zu unternehmen, als sich für eine sonstige Badereise zu entscheiden. Besonders beliebte Routen seien solche im Mittelmeer und solche mit Start an deutschen Häfen. Von dort aus gehe es dann gerne nach Norwegen, England, Frankreich oder in die Niederlande.

Anteil der Kosten für den Flug an Gesamtkosten ist gestiegen

Bei aller Reiselust gibt es auch Menschen, die sich in diesem Jahr keinen Urlaub leisten können - oder die zumindest schlucken müssen, wenn es um die Kosten geht. Kurzfristige Schnäppchen gebe es nicht, sagt Messerschmidt. Die Flugpreise würden kurzfristig eher noch steigen. »Die Vielzahl der Familien, die wir im Sommer hatten, haben wir nicht mehr«, sagt Manuela Jakobi-Stamm und verweist darauf, dass Menschen verstärkt aufs Geld achten müssten, nicht nur was das Reisen angehe. Die Expertin sagt auch: »Dieses Jahr ist der Anteil der Kosten für die Flugreise an den Kosten für die Gesamtreise um 30 bis 35 Prozent gestiegen.« Last-Minute-Angebote auf dem Vor-Pandemie-Niveau gebe es nicht mehr, sagt Jakobi-Stamm. »Die Preise, die die Leute von uns hören wollen, die haben wir dieses Jahr nicht.«

»Wir haben nicht weniger zu tun und auch nicht weniger Buchungen, wir haben andere Buchungen«, erläutert Messerschmidt und verweist auf, wie er sagt, extrem viel Service - zum Beispiel wegen Veränderungen bei den Flugzeiten. Stichwort Service: In seinem Büro würden die Leute auch nicht mehr für eine Reise bezahlen als bei einer Buchung über ein Online-Portal, nur dass sie bei ihm fachlich versierte Ansprechpartner hätten, sagt Messerschmidt. Während der Streiks an Flughäfen hätten Menschen bei ihm um Rat gefragt, nachdem sie die Reise im Internet gebucht hätten.

Nachhaltiges Reisen eine Frage des Preises

Klimawandel, dünnere Geldbeutel - da kommt das Thema »nachhaltiges Reisen« ins Spiel. Wie groß ist die Nachfrage? Das sei wie mit den Bio-Produkten im Supermarkt, sagt Messerschmidt. Alle fänden es toll, die meisten würden aber den Preis nicht zahlen wollen oder können. Das Thema sei in seinem Büro präsent, und es gebe auch entsprechende Reiseveranstalter, aber beim Gros der Kunden scheitere es an den Kosten.

Noch ein aktuelles Thema wirkt sich auf das Reiseverhalten aus: Laut Messerschmidt sind Ziele in Bulgarien und Rumänien in diesem Jahr kaum nachgefragt, denn die Ukraine und damit der Krieg ist nicht weit. »Wenn die Leute die Karte gesehen haben, ist es doch nicht mehr in Frage gekommen.«

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