Rückkehr nach 50.000 Jahren: Grüner Neandertaler-Komet ist über Hessen zu Besuch
Das letzte Mal haben ihn die Neandertaler gesehen, nun ist er wieder da: C/2022 E3 (ZTF). Für einige Tage wird der Komet in Hessen zu sehen sein.
Bad Nauheim - Farbe und Struktur des Kometen sind durch ein Fernglas nicht zu erkennen, sagt Walter Gröning, Vorsitzender der Sternwarte im Wetteraukreis: „Es ist dann schon eher ein verwaschener Fleck, der ein bisschen in die Länge gezogen wird.“
Das scheint die Begeisterung um den grünen Kometen nicht zu trüben, überall wird über den einen Kilometer langen Eisbrocken diskutiert. Denn C/2022 E3 (ZTF) kann im Februar erstmals wieder von der Erde aus beobachtet werden - nach 50.000 Jahren. Das letzte Mal war der Komet in der Altsteinzeit zu Besuch, als noch Neandertaler und Mammuts auf der Erde wanderten und in Europa lebten.
Neandertaler-Komet über Hessen: C/2022 E3 (ZTF) - spezieller Komet mit schlichtem Namen
Mit nüchternem Blick wurde der Komet von Astronomen auf den Namen C/2022 E3 (ZTF) getauft. „Kometen werden einfach durchnummeriert - 2022 ist das Entdeckungsjahr“, erklärt Walter Gröning. Das C vor der Jahreszahl gibt an, dass es sich um einen langperiodischen Kometen mit einer Umlaufzeit von mehr als 200 Jahren handelt. Der nachfolgende Buchstabe steht für die Monatshälfte der Entdeckung.
Der grüne Komet wird mit E gekennzeichnet und wurde somit im Zeitraum vom 1. bis 15. März ausfindig gemacht. Damit ist er nicht allein: In diesem Zeitraum war er bereits der dritte Komet, wie die Zahl 3 verrät. Gefunden hat ihn die „Zwicky Transient Facility“ (ZTF), ein automatisches System zur Weitfeld-Himmelsdurchmusterung. Es steht in einem Observatorium in Kalifornien in den USA.
Neandertaler-Komet: Näherer Kontakt mit der Sonne löst einen Vorgang aus
Seinen mystischen Schimmer verdankt der bläulich-grüne Komet einem Sublimierungs-Vorgang, sagt Walter Gröning. Der direkte Übergang eines festen Stoffes in den gasförmigen Aggregatzustand wird als Sublimation bezeichnet. Kometen bestehen aus Eis, Gas, Stein und Staub. Beim näheren Kontakt mit der Sonne entwickelt sich um die „schmutzigen Eisklumpen“ eine vielfach größere Staub- und Gaswolke.
Walter Gröning: „Der leicht bläuliche Schweif ist sozusagen eine leuchtende Plasmawolke.“ Die zarten Wölkchen seien durch das Teleskop kaum zu erkennen, dafür aber mit speziellen Kameras, weiß der Sternen-Fotograf. Für die meisten Freizeit-Astronomen dürfte aber auch ein farblos erscheinender Komet bereits spektakulär genug sein.
Zwei bis drei Wochen zu bestaunen: Neandertaler-Komet steht relativ günstig
An sich stehe der Weltraumpassagier auch relativ günstig: „Im Norden, schön hoch, in Richtung kleiner Wagen.“ Für zwei bis drei Wochen sei der seltene Komet noch gut sichtbar am Nachthimmel zu sehen.
Doch der zunehmende Mond bereite Probleme: „Anfang Februar ist Vollmond. Dann wird es immer schwieriger“, sagt Walter Gröning. Der Komet C/2022 E3 (ZTF) nähert sich der Erde immer weiter an, bis am 1. Februar 2023, mit dem geringsten Abstand, auch die scheinbare Helligkeit am größten ist.
Himmel über Hessen: Mond und Komet strahlen um die Wette
Zu dem Zeitpunkt hat ebenso der Mond sein volles Ausmaß erreicht und strahlt mit dem Kometen um die Wette. Einen Wettkampf, den der kleinere Himmelskörper nicht gewinnen kann, weshalb einige Tage später die Chancen besser stehen. Wenn da nicht auch noch die missliche Wetterlage wäre. Wo man hinsehe, nur grau und eine dichte Wolkendecke. Walter Gröning hofft, trotz schlechter Wetterprognose, in den kommenden Tagen auf eine klare Nacht. Denn C/2022 E3 (ZTF) ist nach Mitternacht am besten zu sehen.
Ansonsten müssen sich Hobby-Astronomen mit dem Wissen begnügen, dass draußen im Universum ein blaugrüner Komet namens C/2022 E3 (ZTF) zu Besuch ist. Wie schon der kleine Prinz aus dem gleichnamigen Roman von Antoine de Saint-Exupéry, selbst Sternengucker, wusste: „Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Was sind Kometen eigentlich?
Kometen, auch Schweifsterne genannt, bestehen größtenteils aus Eis, Stein, gefrorene Gasen, Staub und kohlenstoffhaltigen Verbindungen. Wie auch Asteroiden, sind die Himmelskörper Überreste einer Zeit, als sich das Sonnensystem bildete. Kometen erreichen maximal eine Größe von wenigen Kilometern, viele sind aber auch nur so groß wie eine Cocktailtomate.
Das Weltall live erleben
Wer das Weltall live erleben möchte, kann auf der Sternwarte Wetterau in Bad Nauheim einen Blick in den Nachthimmel werfen. Bei klarer Sicht findet immer dienstags ab 20 Uhr eine Sternwartenführung mit Vortrag und Himmelsbeobachtung statt. Aktuelle Highlights sind neben dem grünen Kometen die Planeten, Stern Orion und der Vollmond. Hinweise zur Anmeldung und weitere Informationen zur Sternwarte in Bad Nauheim: sternwartewetterau.de
Der nach 50.000 Jahren wiederkehrende Komet C/2022 E3 (ZTF) ist mit einem Kilometer deutlich größer als das Nachtschattengewächs: Aber erst durch seine tausendfach größere Koma, eine elektrisch geladene Gashülle, wird der Komet aus der Ferne sichtbar. Seine Farbe verdankt C/2022 E3 (ZTF) der Sonne. Bei der Annäherung des Kometen an den Feuerball werden Gase freigesetzt, die vom Licht reflektiert bunt leuchten. (Coralie Soemer)
Zuletzt konnte am Himmel über Hessen Kometenstaub bestaunt werden.