Schätze aus der Kleiderkammer

Bad Nauheim (hms). 30 Jahre Zonta-Kleiderkammer in Bad Nauheim - das ist ein starkes Stück Engagement. Mit Modenschau, Verkauf, Versteigerung, Gelegenheit zu Gesprächen und Gemütlichkeit wurde am Samstag gefeiert. Die Aktiven erhielten die Vereinsmedaille der Stadt.
Die Zontians hatten die Grünflächen vor der Kleiderkammer im Keller der Erika-Pitzer-Begegnungsstätte zu einem großen Markt umfunktioniert. Chic angezogene Schaufensterpuppen, Kleiderständer, Verkaufstische, Würstchen- und Kuchentheke, Livemusik mit Heike Reininghaus und Partner: So zog das bunte Treiben gleich zu Beginn viele Kunden, Nachbarn und Neugierige an.
Gründerin Doris Kretner, die am Vortag ihren 91. Geburtstag feierte, dankte der jetzigen Vorsitzenden Brigitte Ortel für über 25 Jahre hilfreiche Zusammenarbeit. Respekt zollte Bürgermeister Klaus Kreß dem ehrenamtliche Engagement. Eine solches Projekt erfordere auf lange Sicht die ganze Frau. Man brauche dazu die Ausdauer eine Marathonläuferin, die Geduld einer Pädagogin, die Nerven einer Drahtseilakrobatin, die Stärke einer Diskuswerferin, meinte er, inspiriert von der Leichtathletik-WM.
Mit einer silbernen Vereinsmedaille für zwölf Jahre ehrenamtliche Arbeit zeichnete er Johanna Ortrud Röder aus und mit einer goldenen für mehr als 25 Jahre Doris Kretner, Mitbegründerin Christa Knyrim, Brigitte Ortel. Er bedankte sich namentlich beim ganzen Team, das nicht nur aus Zontians besteht. »Die Einrichtung ist ein wichtiger Baustein im sozialen und gesellschaftspolitischen Gerüst unserer Stadt, denn Sie unterstützen diejenigen, die finanziell nicht auf Rosen gebettet sind«, sagte Kreß.
Vorbild für Nachhaltigkeit
So war es auch der Familie von Bundestagsabgeordneter Nathalie Pawlik einmal ergangen, als die als Spätaussiedler nach Bad Nauheim kamen: »Ich erinnere mich noch gut an die Kleiderspende der Roten Kreuzes und später an die Kleiderkammer«, erzählte sie. »Hier spürt man das Herzblut. Ihr seid ein großes Vorbild vor allem für jüngere Frauen auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit.«
Das bestätigte Kundin Regina Kilb: »In meinem Kleiderschrank sind 80 Prozent Secondhand-Sachen. Ich bringe hierher und kaufe hier.« Das Angebot besteht aus Baby- und Kindersachen, Herren-, Damen- und Trachtenmode, Accessoires, Hüte, Taschen, Schuhe, Kuscheltiere, Spielsachen. Zum Jubiläum gab es noch einmal Rabatt auf die Sommergarderobe, sodass man für einen Euro Hosen oder Shirts erwerben konnte.
»Auch sonst verkaufen wir alles sehr günstig. Da wundert es uns schon, wenn jemand bei einem Jackett für 8 Euro noch handeln will. Manches geben wir auch kostenlos an Obdachlose ab«, erzählt eine Verkäuferin.
Kuscheltiere fanden ihre jungen Liebhaberinnen und Liebhaber, modischer Schmuck wurde passend zum Kleidungsstück gekauft. Manche Zontians trugen Garderobe aus der Kleiderkammer mit Preisetikett und, immer häufiger, mit dem Vermerk: verkauft.
Mit viel Applaus wurden die Models bedacht, die gekonnt über den Rasen-Catwalk liefen. »Es sind keine Profis, sondern Kundinnen, Kunden und deren Kinder sowie unsere eigenen Damen«, betonte Julia Buettner, Präsidentin des Zonta Clubs Bad Nauheim/Friedberg, die die Modenschau gekonnt moderierte. Hierbei sah man, dass in den dunklen, engen Kellerräumen wahre Schätze zu finden sind: Modische Herrensakkos, elegante Abendmode, frische Sommerkleider, angesagte Blousons für junge Leute, schicke Trachtenjanker und freche Kinderkleidung, Markenware in allen Größen. Die vorgeführten Teile gingen anschließend rasend schnell weg. Und das alles für den guten Zonta-Zweck.
Bei aller Freude über das Jubiläum der Kleiderkammer bleibt beim Zonta Club der dringende Wunsch nach barrierefreien Räumen in gut erreichbarer Lage. Dann wäre sicher auch ein Schaufenster willkommene Dauerwerbung für das ehrenamtliche Engagement.

