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Spannendes am Teichufer

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Bad Nauheim (les). Der Erna-Ente-Treff hat am vergangenen Wochenende sein großes Jubiläum gefeiert. Seit 20 Jahren wird die kontrollierte Wasservogelfütterung im Kurpark angeboten. Nicht nur der Treff selbst, sondern auch die Teiche als Lebensraum für Tiere und Pflanzen haben sich in dieser Zeit sehr verändert.

Hier fühlen sich seltene Arten wohl

Bürgermeister Klaus Kreß, der am Sonntag zur offiziellen Begrüßung anwesend war, lobte die Arbeit des Vereins und betonte den unschätzbaren Wert des naturpädagogischen Angebots. »Wir leben in einer Wohlstandsgesellschaft hier in Deutschland, welche die Kehrseite hat, dass wir uns tendenziell von der Natur entfremdet haben. Nicht zuletzt deshalb sind solche Einrichtungen super wichtig«, sagte der Bürgermeister und gratulierte zum 20. Geburtstag - »verbunden mit der Hoffnung, dass das mindestens 20 Jahre weitergeht«.

Zuvor hatte das langjährige Vorstandsmitglied Laura Eßer von der heutigen Bedeutung der Teiche als artenreichem Lebensraum und vom Anfang der langen Vereinsgeschichte berichtet. Grund für die Einführung einer kontrollierten Fütterung war ein Botulismusausbruch 2003. Damals starben viele Enten an der Lebensmittelvergiftung, die sich aufgrund der viel zu hohen Anzahl von Wasservögeln gebildet hatte. Angelockt wurden sie durch massenhaftes Füttern vor allem mit Brot. Die Teiche kippten, und das für Wasservögel tödliche Botulinumtoxin breitete sich aus.

Prof. Ingrid Schmidt ergriff die Initiative und begann, die Parkbesucher während einer von ihr angeleiteten Fütterung am Kleinen Teich aufzuklären. 2004 folgten die Gründung des Vereins Erna-Ente-Team und die Durchsetzung eines offiziellen Fütterungsverbotes. Die vorrangige Aufgabe des Erna-Ente-Treffs bestand zunächst darin, eine naturverträgliche Alternative zum wilden Entenfüttern anzubieten und über die Fütterungsproblematik aufzuklären, doch zunehmend rückte auch die Information darüber, was man stattdessen an den Teichen erleben konnte, in den Mittelpunkt.

Schmidt setzte sich vehement und mit Herzblut für ihr Projekt ein, und das mit Erfolg. Die Teiche erholten sich langsam, die Artenvielfalt nahm zu und seltene Tierarten siedelten sich wieder an. Unter ihnen war der Biber, der 2007 zurückkehrte und als eines der ersten beiden Reviere in der Wetterau den Großen Teich wählte.

2012 wurde der Erna-Ente-Treff von der UN-Dekade für biologische Vielfalt ausgezeichnet. Schmidt konnte diese große Ehrung leider nicht mehr erleben, da sie kurz zuvor verstarb.

Dreistellige Spendensumme

Ihr Team jedoch führt ihr Lebenswerk bis heute fort und bietet nach wie vor ein einzigartiges Naturerlebnisprogramm, das Besucher jeden Alters und aller Kulturen von der Fütterung der zahmen Gänse über die Spuren der Biber bis in die geheimnisvolle Welt unter Wasser führt. Denn der Kurpark hat sich vom Stockenten-Monopol zu einem biodiversen Lebensraum entwickelt, in dem Eisvogel, Biber und Prachtlibelle leben und sich sogar immer seltener werdende Arten wie das Teichhuhn wohlfühlen.

Den jahrelangen Einsatz für diesen wertvollen Lebensraum und das ehrenamtliche Engagement der Helfer schätzten viele Besucher wert. Die Jubiläumsveranstaltungen waren gut besucht, und es kam eine hohe dreistellige Spendensumme zusammen. Besonders beliebt waren die Märchenstunde mit Susanne vom Papiertheater »Kleine Auszeit« und die Unterwasserführungen, bei denen die Besucher einen Flusskrebs, Stabwanzen und Libellenlarven bestaunen konnten. Die beim Malwettbewerb eingereichten Bilder vieler Kinder schmückten die Station. Drei von ihnen wurden ausgelost, und die Sieger gewannen eine Patenschaft für ihre Lieblingsgans.

Das Team dankt der Bäckerei Rockenbäcker für die Kuchenspenden und allen Besuchern und den Unterstützern und freut sich auf die nächsten 20 Jahre.

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