Strampeln auf dem Trampelpfad

Bad Nauheim (ihm). Zwischen Bäumen mit gelben Blättern rauscht die Usa in ihrem Bett, es nieselt vom grau verhangenen Himmel. Ein Radfahrer strampelt zügig den Promenadenweg zwischen Bad Nauheim und Friedberg entlang. Das Rad zu nehmen, ist im Zuge der Mobilitätswende immer angesagter - auch in Bad Nauheim.
Dort hat der städtische Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung am Dienstagabend im Rathaus einen klaren Schritt nach vorn getan, als es um den geplanten Radschnellweg FRM6 ging. Einstimmung votierten die Mitglieder für die Erstellung einer Machbarkeitsstudie durch den Regionalverband Frankfurt/Rhein-Main. In der Sitzung vor drei Wochen waren die Stadtverordneten noch unsicher gewesen, wie und worüber sie entscheiden sollten. Insofern hatten sie ihren Beschluss vertagt.
Auch der Mehrwert ist zu prüfen
Beim Radschnellweg FRM6 handelt es sich um eine geplante Verbindung von Frankfurt bis in die Wetterau, auf der sich Radfahrer zügig, sicher und direkt fortbewegen sollen. Die Mobilitätswende steht dabei im Fokus. Sieben Kommunen sind in die Planungen involviert: Bad Nauheim, Bad Vilbel, Butzbach, Frankfurt, Friedberg, Karben und Wöllstadt. Alle müssen zustimmen, um einen nahtlosen Verlauf sicherzustellen. Ziel der Machbarkeitsstudie ist nicht, eine endgültige Planung zu erstellen. Es geht vielmehr darum, die örtlichen Voraussetzungen und den Mehrwert zu prüfen, etwa die Frage, ob genügend Menschen die Strecke nutzen würden (diese Zeitung berichtete). Insofern herrschte bei manchen Personen, die die Sitzung Anfang November verfolgt hatten, etwas Unverständnis über die Weigerung des Gremiums, sich zu entschließen. Wie sich aber zeigte, hat sich das nochmalige Überdenken gelohnt.
Eine Vertreterin des Planungsverbands hatte vor drei Wochen zwei Trassenvarianten für den Radschnellweg FRM6 vorgeschlagen, die Varianten Ost und West. »Ost« sollte über den Promenadenweg zwischen Friedberg und Bad Nauheim führen, was aber auf Ablehnung stieß. Die Bad Nauheimer Radverkehrsbeauftragte Therese Dahlke hatte es als unmöglich bezeichnet, einen Radschnellweg mit einem beliebten Spazierweg zusammenzulegen. Was dabei auch irritierte, war der Hinweis, eventuell die Usa-Brücke dafür umbauen zu müssen. Mindestens vier Millionen Euro würden laut aktueller Schätzung dafür fällig, mit hohen Beträgen gefördert durch Land und Bund. Teuer ist das Ganze, da ein Radschnellweg etwas anderes als die bekannten Schutz- oder Radfahrstreifen ist. Ein solcher Weg ist bis zu vier Meter breit, auch, um Begegnungsverkehr zuzulassen.
Trassenvariante West weiter im Blick
Nun aber schlug Natalie Peterek (SPD) im Namen der Koalition aus CDU, Grünen und SPD eine Alternative vor. Statt auf dem Promenadenweg (Ost-Variante), der westlich der Usa liegt, soll der Weg auf der östlichen Seite der Usa angesiedelt werden. Dort befindet sich eine Art Trampelpfad, der hinter dem Audi-Händler beginnt. Die Koalition gibt dieser Variante den Namen »Ost-Ost«. Peterek: »Anschließend wird der Weg unmittelbar östlich der Kläranlage geführt und sodann über die Brücke nach Westen geführt.« Vorteil wäre, den aufwendigen Ausbau der Usa-Brücke überflüssig zu machen.
Auch die Trassenvariante West sollen die Planer mit Änderungen des Verlaufs im südlichen Bereich weiterverfolgen: Entlang der Friedberger über die Schwalheimer bis zur Zanderstraße oder aber entlang der Friedberger Straße bis zum Esso-Kreisel, über Kur- bis Lutherstraße. Dort könnte die Trasse über ein neu zu errichtendes Brückenbauwerk bis zur Zanderstraße führen. Die abschließende Entscheidung soll das Stadtparlament treffen.