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Straße nach Prof. Eberhard Dodt benennen: Klappt es zum 100. Geburtstag?

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Von: Michael Humboldt

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Professor Eberhard Dodt vor dem Kerkhoff-Institut im Jahr 1972. Neben dem Opel Manta steht rechts seine »Ente«, die ein Symbol seiner Bescheidenheit gewesen sei, bescheinigen seine Freunde. © Red

Seit zwei Jahrzehnten setzen sich einige Bad Nauheimer dafür ein, dass in der Kurstadt eine Straße nach Prof. Eberhard Dodt benannt wird. Doch die Politik zeigt sich noch immer reserviert.

Der Antrag auf Straßenbenennung nach Professor Dodt wurde am Dienstag von mir und zahlreichen Unterstützern Bürgermeister Klaus Kreß zugeleitet«, berichtet Martin Fink, der als Sprecher der »Initiative Straßenbenennung nach Professor Dodt« fungiert und sich seit langer Zeit für sein Anliegen in Bad Nauheim einsetzt. Die Straßenbenennung sei seit 20 Jahren umstritten, räumt er ein, kämpft aber weiter dafür, »dass für den ehemals bekannten Wissenschaftsstandort ein bedeutender Wissenschaftler nicht in Vergessenheit gerät«. Nun ist die Hoffnung im Kreis seiner Mitstreiter wieder groß, weil Dodt am 22. Februar in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.

So ist der »Offene Brief« der Initiative in diesen Tagen nicht nur an Kreß gegangen, sondern auch an Kernstadt-Ortsvorsteher Kurt Linkenbach, an den Nieder-Mörler Ortsvorsteher Mathias Lüder-Weckler und an den Stadtverordnetenvorsteher Oliver von Massow. »Eberhard Dodts Geburtstag könnte die Chance beinhalten, für die nach 20 Jahren ins Leere laufenden Anträge auf Straßenbenennung eine sinnvolle Lösung zu finden«, hofft Fink, der sich von Dodts Biografie spürbar begeistert zeigt.

Kreß: Werden keine Straße umbenennen

In den ersten Jahren seiner wissenschaftlichen Tätigkeit am früheren Kerckhoff-Institut in Bad Nauheim habe der Professor ab 1955 als Assistent und schließlich 1968 als Direktor einer unabhängigen wissenschaftlichen Abteilung elektrophysiologische Studien über die Adaption der Netzhaut betrieben, erläutert er. Zudem sei er Mitglied der Medizinischen Fakultät der Universität Gießen gewesen. »Um eine enge Verbindung zwischen Grundlagenforschung und klinisch-experimenteller Forschung herzustellen, wurde eine wissenschaftliche Dependance an der Uni-Augenklinik Frankfurt gegründet.«

Doch die Politik zeigt sich bei aller Hochachtung vor Dodts Lebensleistung weiterhin wenig begeistert: »Zweifelsohne war Dodt eine bedeutende Persönlichkeit. In Bad Nauheim ist es jedoch traditionell so, dass die Ortsbeiräte ein Vorschlagsrecht haben, wenn es um die Benennung von Straßen geht. Dieses wurde bislang noch nicht ergriffen«, erläutert Kreß.

In jüngster Zeit, so der Bürgermeister, sei das Baugebiet Süd neu entstanden. Dort habe man sich gegen die Benennung der Straßen nach Persönlichkeiten entschieden. Im Baugebiet »Auf dem Holzberg« in Rödgen sei in einem Fall davon abgewichen worden. Im September 2022 wurde dort eine Straße Martha Lesse, einer jüdischen Vertriebenen, gewidmet. »Die Umbenennung einer bestehenden Straße kommt für mich nicht in Frage«, betont Kreß.

Doch Fink gibt die Hoffnung nicht auf. »Im Rahmen meiner Recherchen spüre ich, welche Resonanz Dodts Persönlichkeit noch heute auslöst und welche Bedeutung seine Grundlagenforschung für die angewandte Augenheilkunde hat«, sagt er.

Hochqualifiziert und charakterstark

Der Ehrenpräsident von Pro Retina Deutschland, Dr. Rainald von Gizycki aus Bad Nauheim, meinte am 16. Januar 2021 in der WZ: »Professor Dodt trägt bis heute zur Bekanntheit von Bad Nauheim bei - weit über die Grenzen der Gehirn- und Grundlagenforschung. Aus den Erkenntnissen der Physiologie der Netzhaut entstand das Wissen um die Funktionsdiagnostik der Netzhaut, das uns Augenpatienten geholfen hat.« Sieben Millionen Patienten, die allein in Deutschland an altersbedingter Makuladegeneration (AMD) leiden, profitieren laut Gizyckis noch heute von Dodts Arbeit.

Dodt wohnte in Nieder-Mörlen, wo er 1994 verstarb. Bernd Rohde, der frühere Bürgermeister, sagte über ihn im April 2005: »Ich habe ihn schätzen gelernt - auch über meine Mitarbeit im Kuratorium - als einen international außergewöhnlich hochqualifizierten Wissenschaftler, aber auch als eine Persönlichkeit, die man von ihren charakterlichen Qualitäten nur bewundern konnte.«

Kreß sei nun der vierte Bürgermeister in Folge, der die Anträge zur Benennung einer Straße zwar zur Kenntnis genommen und weitergereicht, aber schließlich liegen gelassen habe, kritisiert Martin Fink.

Auf seiner Unterstützer-Liste haben sich bisher über 40 Personen eingetragen. Nun liegt es einmal mehr an der Politik, über den Wunsch dieser Bürger zu entscheiden.

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