1. Startseite
  2. Region
  3. Wetteraukreis
  4. Bad Nauheim

Tauben-Rettung auf dem Elvis-Presley-Platz in Friedberg

Kommentare

agl_Taube_100723
In der rechten Bildhälfte ist die gefangene Taube zu sehen. SCREENSHOT: ANDREAS ARNOLD © Christoph Agel

Feuerwehr-Einsatz mitten in Friedberg, reiheit lebt - was sich neulich am ehemaligen Joh-Gebäude auf dem Elvis-Presley-Platz zugetragen hat, ist ein Beispiel für Empathie und Entschlossenheit.

»Als ich am Freitag um sechs nach Hause gekommen war, fiel mir sofort die Unruhe auf. Als ich wenig später auf der Dachterrasse den Tisch fürs Abendessen deckte, bemerkte ich zahlreiche Tauben, die um ein offenbar jüngst gespanntes Netz herumflatterten ganz oben auf dem Dach, das sie wohl von ihrer seit Jahren bestehenden Niststätte fernhalten sollte«, erinnert sich Andreas Arnold. Er drehte ein Video von der Szenerie am Schornstein des ehemaligen Joh-Gebäudes in Friedberg. Arnold postet das Filmchen in Sozialen Medien und bat um Rat. Kurz darauf wählte er die »112«, und die Feuerwehr rückte an.

Die erfolglosen Befreiungsversuche der anderen Tauben hätten ihm »echt das Herz zerrissen«, schildert Arnold. »Es war schon etwas merkwürdig, den Notruf zu wählen. Ich hatte die Befürchtung, nicht ernst genommen zu werden. Das Gegenteil war der Fall. Zehn Minuten später war ein ganzer Löschzug da«, erinnert sich der Friedberger. Über das Treppenhaus konnte man nicht zur Taube gelangen, weshalb die Feuerwehr in der Schnurgasse die Drehleiter ausfuhr.

In 23 Metern Höhe

Wie genau lief die Taubenrettung ab? Die WZ hat mit Florian Richter gesprochen, der im Korb der Drehleiter nach oben gefahren worden war und der Taube die Freiheit geschenkt hatte. Richter ist Mitglied der Friedberger Kernstadt-Feuerwehr und an diesem Abend wohl genau der Richtige am richtigen Ort gewesen, denn er scheint ein besonderes Händchen für Vögel zu haben.

Zur Sicherheit habe er sich schnittfeste Handschuhe angezogen - und eine Schutzbrille angezogen, sagt er. »Ich dachte, so einen Taubenschnabel muss man nicht im Gesicht haben.« Richters Kollege fuhr ihn mit der Drehleiter zum Schornstein. Konkret hieß das: 23 Meter hoch, etwa zwölf Meter Seitenabstand. Die anderen Tauben schauten dem Treiben zu, während ihre Freundin oder ihr Freund noch gefangen war. »Die eine hatte sich leider verflogen beim Rausfliegen und sich mit je einem Flügel und mit dem Kopf jeweils in einer Masche verfangen«, beschreibt Richter die Ausgangslage.

Er versuchte erfolgreich, das Tier langsam rückwärts raus zu schieben, schaute sich die Flügel an, ob alles ok war, strich dem Vogel die Federn glatt. Die befreite Taube kletterte auf Florian Richters Hand und flog davon. Keine fünf Minuten habe es gedauert, sagt der Feuerwehrmann.

Ganz unerfahren war er in Sachen Vogelrettung nicht. Vor Jahren sei er in Paris in einem Restaurant gewesen, als ein Falke hinein geflogen sei. Er habe eine Serviette über das Tier geworfen und den Falken raus gebracht. »Man muss einfach nur machen«, sagt Richter.

Beeindruckt von der Feuerwehr und von den anderen Tauben

Dass er auch diesmal in Friedberg einfach gemacht hat, dürfte viele Tierfreunde fröhlich stimmen. Auf Andreas Arnold trifft das zu. »Ich jedenfalls habe den Einsatzleiter des Abends am Sonntag bei ›Friedberg spielt‹ wiedergesehen, der Stand der Freiwilligen Feuerwehr Friedberg war witzigerweise direkt neben unserem, dem des Helden-Theaters. Habe gleich mal 50 Euro gespendet - die Tierrettung selbst war kostenlos. Ganz toll!«

Arnold ist nicht nur angetan vom Feuerwehr-Einsatz, sondern auch von den anderen Tauben: »Was für soziale Tiere. Da kann sich manch einer von uns was abschauen. Nun schwirrt dort keine Taube mehr. Sie waren also wirklich nur ihretwegen da. Klingt komisch, aber meine gefiederten Nachbarn fehlen mir. Vielleicht nimmt sich der Verantwortliche für das Netz ein Beispiel an den Tauben, ist sozial und entfernt es.«

Auch interessant

Kommentare