Taunus- und Wetterau-Klinik: Immer in der Ersten Liga gespielt

Zwei der ältesten Reha-Kliniken in Bad Nauheim feiern Jubiläum: Die Klinik Taunus blickt auf 60 Jahre und die Klinik Wetterau auf 50 Jahre zurück. Heute sind es hochspezialisierte Fachkliniken.
Die Geburtsstunden der Kliniken Taunus und Wetterau der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV Bund) waren in den Jahren 1962 und 1972. Heute bilden beide Fachkliniken das Reha-Zentrum Bad Nauheim. Wegen Corona verschob sich das Jubiläum, das nun intern gefeiert wird.
Ärztlicher Direktor des Reha-Zentrums Bad Nauheim mit den Kliniken Taunus und Wetterau ist seit gut zwei Jahren der Kardiologe und Sportmediziner Prof. Dr. med. Claus Weiss. Er sieht die beiden Kliniken in Topform. Jede hat ihre Spezialisierung und ist bei den Patientinnen und Patienten sowie beim Träger hoch anerkannt. Stets wurde Wert gelegt auf hohe Fachexpertise und beste Ausstattung. Vorzug der stationären Reha ist eine ganzheitliche Betreuung über einen längeren Zeitraum. Lehrküchen, Bewegungsbäder und Sporthalle unterstützen die Therapien seit Langem.
Die Geschichte der Klinik Wetterau ist eng verknüpft mit einem Meilenstein der Medizin, der ersten Herztransplantation 1967 in Kapstadt. 1968 wurde in Amerika die erste Bypass-Operation durchgeführt. In den Universitätskliniken Gießen und Frankfurt wurden in den frühen 1970er Jahren schon Bypassoperationen vorgenommen und man fragte sich, wie es nach der OP mit den Patienten weitergehen solle. Man brauchte spezialisierte Reha-Maßnahmen. Das war die Geburtsstunde der kardiologischen Rehabilitation und der Klinik Wetterau.
Die Klinik Wetterau ist diagnostisch sehr gut aufgestellt. »Damals wie heute haben wir überwiegend Patientinnen und Patienten, die im Erwerbsleben stehen. Wenn man mit 40 einen Herzinfarkt bekommt, betrifft das nicht nur die Gesundheit, sondern das ganze Leben drum herum«, sagt Weiss. Ein Drittel der Patienten kommt etwa zwei Wochen nach einer Operation in die sogenannte Anschlussheilbehandlung (AHB).
Etwa zwei Drittel erhalten eine Reha-Maßnahme zum Erhalt der Gesundheit und Arbeitsfähigkeit zum Beispiel nach einer länger überstandenen Herz-Kreislauf-Erkrankung. Nicht selten liegen Mehrfacherkrankungen vor. »Wir leiten die Rehabilitanden individuell an, damit sie an den eigentlichen Krankheitsursachen wie Übergewicht, Bewegungsmangel oder Stress etwas ändern können. Würde man noch früher präventiv einschreiten, könnte man manchen Akutfall verhindern«, wünscht sich Weiss.
Zwei Disziplinen unter einem Dach
Die Klinik Taunus ist heute führend in der Lymphologie und der gynäkologischen Onkologie. »Unser besonderes Plus ist es, dass wir Onkologie und Lymphologie unter einem Dach haben. Das heißt, wir können zum Beispiel Patientinnen, die nach einer Brustkrebsoperation ein Arm-lymphödem entwickelt haben, fachlich optimal behandeln«, sagt Chefarzt Dr. Henrik Borchardt. Nur ein kleiner Teil kommt zur AHB, die meisten sind zur regulären Reha hier.
Sieht man in Bad Nauheim Frauen mit bandagierten Armen oder Beinen, sind das meist Patientinnen mit Lipödem, die ebenfalls in der Klinik Taunus, eine der wenigen lymphologischen Fachkliniken in Deutschland, behandelt werden. »Das Lipödem, eine schmerzhafte Schwellung des Fettgewebes, erfordert eine Dauerbehandlung zu Hause und wird hier stationär intensiv behandelt durch Entstauungstherapie, Bandagierung und Anleitung zur Lebensstiländerung«, erklärt Borchardt. »Besonders wichtig ist die psychologische Mitbetreuung, denn Körperbild und Körperakzeptanz leiden unter der chronischen Erkrankung.« Die Reha-Plätze würden immer stärker nachgefragt, denn das Lipödem werde inzwischen häufiger diagnostiziert.
Chefs loben den Teamgeist
Wenn man jetzt auf 50 und 60 Jahre steter Entwicklung, Anpassung an die aktuellen Bedürfnisse, den Wandel im Reha-Wesen und, trotz des üblichen Fachkräftemangels, einer ausgezeichneten Betreuung in den Kliniken zurückblicke, sei das dem ganz speziellen guten Teamgeist der Mitarbeitenden zu verdanken, betont das Ärzteteam. »Die Kliniken haben immer in der ersten Liga gespielt«, weiß Oberarzt Dr. Joachim Krappe aus eigener Erfahrung in der Klinik Wetterau. »Das soll sich auch künftig im Reha-Zentrum nicht ändern, sodass es ein Leuchtturm am Standort Bad Nauheim bleibt«, wünscht sich der Ärztliche Direktor.
Reha-Zentrum des DRV Bund
Seit Mitte der 1920er Jahre werden Patientinnen und Patienten zur Rehabilitation von der Versicherungsanstalt des Bundes (damals Reichsversicherungsanstalt für Angestellte) nach Bad Nauheim geschickt. Dazu wurde zunächst im ehemaligen Hotel Monopol das »Deutsche Kurheim« errichtet. 120 Personen konnten dort zur Behandlung von Herzerkrankungen aufgenommen werden. Nach dem Krieg baute die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) neue Kurheime, um im Sinne einer präventiven Sozialmedizin die Erwerbsfähigkeit wiederherzustellen oder zu erhalten. 1962 entstand die Klinik Taunus mit zwei Gebäuden an der Lindenstraße für Herz- und Kreislauferkrankungen. 1972 ging die Klinik Wetterau in der Zanderstraße als kardiologische Fachklinik in Betrieb, die später die kardiologischen Patienten der Klinik Taunus übernahm. Die Klinik Taunus spezialisierte sich in der Folge auf Onkologie und als eine der wenigen Fachkliniken in Deutschland auf Angiologie/Lymphologie. In den beiden Kliniken sind rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Sie können rund 400 Patientinnen und Patienten aufnehmen. Das Reha-Zentrum Bad Nauheim der DRV Bund bildet seit neuestem trägerübergreifend eine Kooperation mit dem Reha-Zentrum am Sprudelhof der DRV Hessen mit den Fachabteilungen Kardiologie und Psychosomatik.
