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Träume aus Stoffschnipseln

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Von: Hanna von Prosch

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koe_Siegesmund_Jackwerth_4c_1 © Hanna von Prosch

Bad Nauheim (hms). Wer viel unterwegs ist, sieht viel. Doch die Vorstellungskraft geht über den Horizont hinaus. So weit, dass Ingrid Jackwerth ihre Imagination in Stoff gefasst hat. 23 dieser Kunstwerke stellt sie bis Ende Mai im Arthotel Arabella aus.

Die Bad Nauheimer Künstlerin Ingrid Jackwerth begeistern Landschaften. Nicht nur solche, die sie während ihrer beruflichen Reisen in sich aufgenommen hat, sondern auch die aus ihrem lokalen Lebensumfeld. Eine Landschaft ist zum Wegträumen, ihre Farben jahres- und tageszeitlich variabel. »Imagine - Bilder von unterwegs« nennt sie die erste Einzelausstellung an ihrem Wohnort.

Golfplatz, Kirschen, und das Teichhaus

Zuerst zeichnet Jackwerth das Motiv, überträgt es dann auf Leinen und beginnt, nach Stoffschnipseln zu suchen. Was einmal verwendet ist, taugt selten für ein neues Bild, denn die Stoffmuster sind klein. Mit Zickzacknähten verbindet sie die Teile, manchmal klebt sie dünne Stoffe wie für Schmetterlingsflügel auf. Das fertige Bild wird dann auf einem Träger fixiert. Manchmal gibt sie dem Bild einen Holz-, machmal einen Stoffrahmen oder eine Schattenfuge. »Es darf nie unter Glas. Das verdirbt den plastischen Effekt«, erklärt sie. Zwei bis drei Wochen dauert die Fertigstellung etwa in der Größe von 50 mal 50 Zentimeter.

Wer ein Faible für Stoffe und Muster hat, wird Jackwerths Leidenschaft nachvollziehen können. Es juckt in den Fingern, über die Stoffe zu streichen, bei unterschiedlichem Lichteinfall oder Spotbeleuchtung die Plastizität der Landschaften herauszulesen. Dazu ist es wichtig, die Bilder aus einer größeren Distanz zu betrachten. »Und man muss sie sacken lassen«, empfiehlt die Künstlerin. Frühstücksraum, Flure und Treppenhaus des Hotels sind dafür bestens geeignet, denn die Gäste werfen zwangsläufig den Blick mehrmals darauf.

Doch auch einheimische Besucherinnen und Besucher sind willkommen, das Spiel mit Stoffen, Mustern und Farben zu entdecken. Da entdeckt man den Bad Nauheimer Golfplatz in helle Grüntöne getaucht oder die in Weiß geschwungene Kirschblüte in Ockstadt, das Teichhaus vom Ruhepodest her gesehen. In »Metamorphose« lässt sich der sich entpuppende Schmetterlingsflügel ausmachen und mutet sogar etwas japanisch an. Meditativ wirkt die »Wintersonne« in zarten Fliedertönen, auf denen eine Person in die Ferne schaut. Sehnsucht und der Wunsch nach Frieden und Friedlichkeit stecken ebenfalls in den Motiven. So der farbkräftige »Aufbruch« vielleicht in eine andere Welt oder Zeit. In vollkommenem Gegensatz, wenn auch nicht in der Hängung gegenübergestellt, stehen »Herbstbarock« mit ornamentalen Mustern und das hippe junge »Hot« mit Schwimmbad und Sommerfreuden.

Fast fotografisch mutet das Bild mit einer Impression an der A5 an, bei der sie einen Karostoff als Industriegebäude wählte und dunkle schmale Stoffbahnen als Autobahnspuren. Meer und Wasser spielen bei Jackwerth auch immer eine Rolle. Außerdem zeigt die Künstlerin einige gemalte Bilder, von denen die gleiche Ansicht als »Tagesstrand« und »Nachtstrand« dargestellt, besonders eindrucksvoll sind.

Den Exponaten und der Einladung der Hotelbesitzerin Heidi Siegesmund, die neuen Zirbenzimmer zu besichtigen, kann man getrost den Begriff Manufaktur zur Seite stellen. Das duftende Mobiliar ist aus geschreinerten Zirbenmöbeln. Die liebevollen Ausstattungsideen stammen von Siegesmund selbst. Eine Imagination aller Sinne also.

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koe_JackwerthHerbstbaroc_4c_1 © Hanna von Prosch
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koe_Hot_Foto_hms_180323_4c_2 © Hanna von Prosch

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