Trinkkuranlage in Bad Nauheim bleibt Kulturzentrum

Die Idee eines Kulturzentrums mit Spielstätte im Sprudelhof ist Geschichte. Der Bad Nauheimer Ausschuss für Sport und Kultur hob einen entsprechenden Beschluss des Parlaments von 2019 auf.
Das Badehaus 3 im Bad Nauheimer Sprudelhof soll kein Kulturzentrum werden, anders, als das Stadtparlament im Februar 2019 beschlossen hatte. Der städtische Ausschuss für Sport und Kultur votierte auf FW-Antrag jüngst dafür, den damaligen Beschluss aufzuheben. »Wir waren von Anfang an nicht überzeugt, ein Theater im Hinterhof zwischen den Badehäusern 3 und 4 zu bauen«, betonte Markus Theis von der Fraktion der Freien Wähler. Wie sich herausgestellt hatte, wäre es unter anderem durch Schadstoffbelastungen im Behälterraum und statische Fragen nicht machbar gewesen (diese Zeitung berichtete). »Was wir in der Trinkkuranlage darstellen können, ist deutlich besser und größer«, unterstrich Theis.
Einstimmig befürwortete der Ausschuss die Aufhebung. Sven Klausnitzer (FDP) enthielt sich. »Wir als Freie Wähler sind einfach froh und erleichtert, dass sich unsere Überzeugungen letztlich doch durchgesetzt haben und auch das Rathaus mit unserem Bürgermeister und Erstem Stadtrat unserer Auffassung folgt«, erklärte Theis später gegenüber dieser Zeitung. Wiederholt hatten die Freien Wähler den Antrag gestellt. Im Sprudelhof bleibt indes der Jugendstilverein, der dort ein Museum betreiben will.
Blick auf die bisherige Entwicklung
Im Anschluss an den Aufhebungsbeschluss stellten Erster Stadtrat Peter Krank (parteilos) und Jochen Mörler, städtischer Fachbereichsleiter für Kultur, das Nutzungskonzept für das Kulturzentrum in der Trinkkuranlage vor. 2017 hatte der Magistrat laut Mörler ein neues Nutzungskonzept für eine moderne Stadtbücherei präsentiert. Die damalige Vorstandsspitze des Jugendstilvereins hatte zwei Jahre vorher mitgeteilt, kein Jugendstilzentrum aus eigener Kraft tragen zu können. Dritter Punkt war die Notwendigkeit eines neuen Orts für die städtische Spielstätte gewesen. Idee war, diese drei kulturellen Angebote zu bündeln.
2019 legte der Magistrat den Plan für ein Kulturzentrum im Sprudelhof vor, bald aber änderte sich die Situation komplett. Zum einen entstand der Kontakt zu dem Sammler Manfred Geisler, woraus sich neue Optionen für Jugendstil-Präsentationen ergaben. 2020 wurden das Restaurant und somit auch der Bankettsaal in der Trinkkuranlage frei, womit eine Interimsspielstätte dort denkbar war. »Der Jugendstilverein hat dann gezeigt, dass er die Sammlung präsentieren und täglich ein Jugendstilforum offenhalten kann«, berichtete Mörler. Die Stadt richtete den großen und den kleinen Saal in der Trinkkuranlage ein; Anfang 2023 verfestigte sich der Gedanke einer dauerhaften Lösung für die Spielstätte. Mit Partnern wie dem Theater Alte Feuerwache (TAF) und dem Kunstverein funktioniere das sehr gut.
»Im Moment sind noch komplexe Hintergrundarbeiten nötig, um die Produktionen unkompliziert hinzubekommen«, sagte Krank. Im Außenbereich und in den Sälen müsse die Stadt schrittweise noch investieren. »Hier müssen wir in der Abwägung sagen, was leistbar ist und was nicht«, fügte er hinzu.
Es gibt noch Optimierungsbedarf
Mittlerweile ist die Spielstätte auch von »größeren« Künstlern nachgefragt, wie Krank erläuterte. Das belege, in Richtung eines wirtschaftlich tragfähigen Wegs zu gehen. Laut Erstem Stadtrat ist nicht alles machbar, da sich die Anlage mitten in der Stadt befindet. »Ein AC/DC-Konzert in der Muschel wäre ein bisschen übertrieben«, konstatierte er.
Zwei Fragen stellen sich laut Krank: Wie weiter mit dem Zukunftskonzept der Stadtbücherei zu verfahren ist und wie sich das Jugendstilzentrum in Einklang mit Stiftung und Land bringen lässt.
Joachim Lorych (Grüne) lobte das Konzept und sprach verbesserungswürdige Punkte an. »Themen für das TAF sind beispielsweise lange Wege, Probleme mit der Materiallagerung und Schlüssel.« Er schlug vor, den Optimierungsbedarf im Konzept noch konkreter zu fassen und die Kosten darzustellen. Laut Krank sind diese Punkte in Arbeit und werden sich - je nach Priorität - in den Haushaltsplanberatungen wiederfinden.
Frage nach Wasserbecken
Adelheid Treffer (Grüne) kam während der Sitzung des städtischen Ausschusses für Sport und Kultur auf die Wasserfläche in der Trinkkuranlage zu sprechen. Das Becken vor der Konzertmuschel ist seit geraumer Zeit leer. »Das Wasser gehört zum architektonischen Konzept und historischen Gesamteindruck der Anlage«, betonte sie. Es sei eine Erfrischung und ein kühler Ort zum Verweilen, den die Stadt in den heißen Sommern nicht aus den Augen verlieren sollte. Treffer plädierte für den Einbau einer modernen Pool-Installation für eine reibungslose Umwälzleistung. Vor einigen Jahren bestand tatsächlich ein Problem mit Veralgung in dem Becken, allerdings ist dies nach der Neuverlegung von Rohren behoben (die WZ berichtete). Wie Ausschussmitglied Jennifer Jordis (CDU) im Gespräch mit dieser Zeitung erläuterte, braucht die Stadt die Fläche im Becken, um für Publikum zu bestuhlen. Ein weiterer Grund des fehlenden Beckeninhalts sei klimabedingter Natur: kein Wasser verschwenden. Es verdunste und müsste immer wieder nachgefüllt werden.