Üben, wie man Leben rettet
Bad Nauheim (pm). Unter dem Motto »Ein Leben retten. 100 Pro Reanimation« beteiligen sich Notfallmediziner der Kerckhoff-Klinik gemeinsam mit den Johannitern an der bundesweiten »Woche der Wiederbelebung«. Um möglichst viele Menschen auf das überlebenswichtige Thema aufmerksam zu machen, finden am Dienstag, 19. September, von 12 bis 17 Uhr während des Bad Nauheimer Wochenmarktes kostenlose Erste-Hilfe-Demonstrationen statt.
Besucher haben vor Ort die Möglichkeit, die Wiederbelebung mit den wenigen Schritten »Prüfen - Rufen - Drücken« zu trainieren oder ihr Wissen aufzufrischen. Zusätzlich wird ein Rettungswagen am Aliceplatz seine Türen öffnen.
Nach Rauchen und Alkohol ist der plötzliche Herz-Kreislauf-Stillstand die dritthäufigste Todesursache in Industrieländern. Allein in Deutschland sterben daran nach Angaben des Deutschen Rates für Wiederbelebung mindestens 70 000 Menschen im Jahr. Nur in 42 Prozent der Fälle helfen Menschen ohne medizinische Ausbildung, einen Betroffenen sofort zu reanimieren und die Zeit zu überbrücken, bis der Rettungsdienst die medizinische Versorgung übernimmt. Die Überlebensrate bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand beträgt in Deutschland derzeit nur etwa zehn Prozent.
»Bei den meisten Menschen ist der Erste-Hilfe-Kurs schon lange her oder zu viele haben Angst davor, etwas falsch zu machen. Im schlimmsten Fall tun sie nichts«, berichtet Dr. Maike Sammet, Anästhesistin und Notfallmedizinerin der Kerckhoff-Klinik. Dabei kann in einer Notsituation jede Minute über Leben und Tod entscheiden. Wenn das Herz von einer Sekunde zur nächsten aufhört, Blut zu pumpen, und der Blutkreislauf dadurch zum Stillstand kommt, werden lebenswichtige Organe wie etwa das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und sterben langsam ab. Schon nach drei bis fünf Minuten treten irreversible Hirnschäden auf.
Nur wenn sofort mit der Reanimation begonnen wird, hat der oder die Betroffene eine Überlebenschance. »Dabei werden die Hände beim Patienten in die Mitte des Brustkorbs zwischen die Brustwarzen gelegt. Zwischen 100- und 120-mal pro Minute muss der Brustkorb etwa fünf bis sechs Zentimeter eingedrückt werden, bis der Rettungsdienst kommt. Lieder wie ›Stayin‹ Alive‹ der Bee Gees oder ›Highway to Hell‹ von ACDC geben den richtigen Takt beim Drücken vor. Durch die Herzdruckmassage fließt wieder Blut zum Gehirn des Patienten, und seine Überlebenschancen steigen«, erklärt Dr. Sammet.
Wie genau die lebensrettenden Maßnahmen ablaufen und funktionieren, zeigt die Anästhesistin gemeinsam mit ihren Kolleginnen Dr. Dina Kuschka und Dr. Dr. Carolin Torregroza sowie den Johannitern bei der Aktion in der Bad Nauheimer Fußgängerzone.
Weitere Einblicke in sozialen Medien
Lebensrettend können auch automatisierte externe Defibrillatoren, kurz AED, sein. Solche Geräte, die auch von medizinischen Laien bedient werden können, sind inzwischen in vielen Einkaufszentren, Geschäften und Bürgerhäusern zu finden. Das Gerät sagt genau, was zu tun ist. Erst wenn der Defibrillator dazu auffordert, die Hände vom Patienten zu nehmen, darf die Herzdruckmassage unterbrochen werden. Das Gerät erkennt selbst, ob ein Kammerflimmern vorliegt und ein Schock abgegeben werden muss.
Flankierend zu dieser Aktion haben sich weitere Kollegen am Campus Kerckhoff der Justus-Liebig-Universität Gießen engagiert, um auf den Social-Media-Kanälen der Kerckhoff-Klinik weitere Informationen zum Thema Notfallmedizin und Reanimation zu veröffentlichen. So gewährt die Klinik beispielsweise exklusive Einblicke in die Arbeit des »Crash-Teams«, ein interprofessionelles Team aus Herzchirurgen, Kardiologen, Anästhesisten und Pflegekräften, das rund um die Uhr bereitsteht, um Leben zu retten. Außerdem zeigt die Klinik, wie das Team aus Anästhesisten und Notfallmedizinern die Johanniter bei der Luftrettung unterstützt, um Menschen in Not zu retten oder in andere Kliniken zu verlegen. Und ganz wichtig: Erste-Hilfe-Maßnahmen im privaten Umfeld werden aufgefrischt, die im Notfall die Überlebenschancen Betroffener verdoppeln bis verdreifachen können.