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Usa-Wellenbad: Zukunftssicher durch eine GmbH

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Von: Jürgen Wagner

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Hier übt die DLRG die Disziplin »Retten in der Welle«. Die Politik beschäftigt sich aktuell mit der Rettung des Usa-Wellenbades. Der Zweckverband soll in eine GmbH umgewandelt werden, das soll Entscheidungsprozesse abkürzen. ARCHIV © pv

Das Usa-Wellenbad zwischen Bad Nauheim und Friedberg hat seit Probleme mit der Geschäftsführung. Die sollen jetzt behoben werden, aus dem Zweckverband wird eine GmbH.

Im Usa-Wellenbad herrscht ein Wechselbad der Gefühle: Während Kinder und Erwachsenen beim Toben in den Wellen ihren Spaß haben, legen sich bei den Verantwortlichen im Hintergrund die Sorgenfalten auf die Stirne. Und das nicht erst seit gestern. Abgesehen von den hohen Zuschüssen, welche Bad Nauheim und Friedberg jährlich in das Gemeinschaftsprojekt pumpen, bereitet die Geschäftsführung Probleme. Genauer gesagt: Es gibt seit geraumer Zeit keine Geschäftsführung.

In der Verwaltungsvorlage, die den Haupt- und Finanzausschüssen beider Städte seit vergangener Woche vorliegt, wird Tacheles geredet: »Derzeit sind Kompetenzen im Zweckverband im Bereich der kaufmännischen Abläufe und Verwaltung teilweise nicht vorhanden bzw. ausgegliedert.« Das Rechnungswesen wird, wie Friedbergs Erste Stadträtin Marion Götz (SPD) in der Sitzung sagte, kulanterweise vom Bad Nauheimer Rathaus erledigt. Eine Auslagerung auf Dienstleister habe sich zuletzt als »wenig praktikabel« erwiesen. Die aufwändige Verwaltungsdoppik führe zu höheren Buchhaltungskosten, es fehle der Überblick.

Das Anfang der 1980er-Jahre eröffnete Bad wird gemeinsam von den beiden Nachbarstädten als Zweckverband geführt, mit Zweckverbandsvorstand und -versammlung. Einen Geschäftsführer für dieses Konstrukt zu finden, sei schwierig, sagt Bad Nauheims Erster Stadtrat Peter Krank; er sitzt zusammen mit der Ersten Stadträtin Götz aus Friedberg dem Vorstand vor.

Entscheidungswege in Gremien zu lang

Die Form des Zweckverbandes habe sich überlebt, der Rechtsformwechsel sei überföllig, sagt Krank und nennt als Beispiel die Corona-Pandemie: »Die Bäder mussten schließen, es brauchte Beschlüsse der Geschäftsführung, die an den Vorstand gegeben werden müssen, der die Zweckverbandsversammlung informiert.« Dazu sind Sitzungen nötig, das dauert. Krank: »Die Entscheidungswege sind zu lang.« Bis es eine Entscheidung über neue Öffnungszeiten gab, waren drei Monate ins Land gezogen, längst gab es neue Verordnungen.

In der GmbH sind die Wege kürzer, werden schneller Entscheidungen getroffen. Krank: »Es geht vor allem darum, das Schwimmbad für die Allgemeinheit zu erhalten.« Dazu müsste auch Einnahmen generiert werden, kommerzielle Angebote wie Sauna oder Kurse, mit denen Einnahmen erzielt werden, dürften nicht vernachlässigt werden.

Stichwort Sauna: Immer wieder hörte man in den vergangenen Jahren, dass die Friedberger Vertreter in den Schwimmbad-Gremien auf einen Ausbau der kleinen Sauna drängten, dies aber von Bad Nauheimer Seite ausgebremst wurde. Die momentane Situation ist bekannt: Die Thermensauna ist eine Baustelle, die Sauna im Usa-Wellenbad geschlossen.

Krank will nicht »auf die Vergangenheit« schauen. »Es gab viele Diskussionen«, sagt er. Er sehe keine mögliche Konkurrenz zur Sauna des Thermalbades. »Der Vorstand und die Bad Nauheimer Stadtverordneten auch nicht.« Nach WZ-Informationen läuft eine Untersuchung, wie die Sauna neu- oder ausgebaut werden kann. Ein anderes Projekt sind die seit Jahren geplanten Stellplätze für Wohnmobile. Die können zwar auf dem Parkplatz des Schwimmbades Halt machen, es fehlt aber die Infrastruktur: Ver- und Entsorgungsleitungen. Seit auf dem Parkplatz des Schwimmbades Parkgebühren erhoben werden, ist es dort auch nachts ruhig. Und dann gibt’s ein großes Außengelände. Dort könnte man sich einen Solarpark vorstellen. Ja, sagt Krank, das sei im Gespräch.

Gesucht: Ein neuer Geschäftsführer

Mit der GmbH könne man schneller reagieren. »Bei der Nachhaltigkeit des Bades gibt es noch viel zu tun. Die Technik wird laufend erneuert. Das Gebäude ist in die Jahre gekommen. Wir haben einen Investitionsstau.« Betriebsleiter Sascha Riek habe die Geschäftsführung interimistisch übernommen. »Er hat seine Sache sehr gut gemacht. Aber er war alleine auf weiter Flur.« Das soll sich mit der GmbH ändern. Für diese Rechtsform finde sich leichter ein Geschäftsführer. Im Zweckverband seien Geschäftsführer an Vorstand und Verbandsversammlung gebunden. In der GmbH ist das anders. Krank: »Wir haben in den letzten drei in den Gremien bewiesen, dass wir gewillt sind, das Bad zu erhalten.«

Kritische Stimmen nur in Friedberg

Im Haupt- und Finanzausschuss in Bad Nauheim gab es zur Umwandlung des Zweckverbandes »Schwimmbad Bad Nauheim - Friedberg« keine Diskussion. Der Punkt wurde aufgerufen, angenommen und zu den Akten gelegt; das letzte Wort hat die Stadtverordnetenversammlung. In Friedberg gab es durchaus kontroverse Diskussionen. Sven Weiberg (Linke) sah »einen Haufen Nachteile«, sprach von einer »Entdemokratisierung«: Die Entscheidungen würden dem öffentlichen Zugriff entzogen. Weiberg kritisierte auch die kurzfristige Vorlage. Die Umwandlung des Zweckverbandes in eine GmbH wird bereits seit mehr als drei Jahren in den entsprechenden Gremien diskutiert (in denen die Linke aber nicht vertreten ist). Im Januar 2020 befasste sich das Bad Nauheimer Stadtparlament mit der Sache (die WZ berichtete); schon damals wurde auf die »großen organisatorischen Vorteile« hingewiesen. Der Verbandsvorstand schlug im März dieses Jahres die Umwandlung offiziell vor.

Der Gesellschaftsvertrag sieht ein Stammkapital von 50 000 Euro vor, das zu gleichen Teilen von Bad Nauheim und Friedberg getragen wird. Ein Aufsichtsrat überwacht die Geschäftsführung; er setzt sich zusammen aus je zwei Magistratsmitgliedern und je fünf Mitgliedern der Stadtparlamente. In Bad Nauheim gibt es fünf Fraktionen, diese könnten folglich alle einen Sitz bekommen. In Friedberg sind es sechs Fraktionen, die kleinste ist die Linke. Rein rechnerisch sei es »auch in Friedberg möglich, dass alle Parteien in dem Gremium vertreten sind«, sagte Dr. Klaus Rack (SPD). Dafür müssten bei der Wahl der Personen nur entweder CDU oder SPD zurückstecken. Stimmen die Stadtparlamente zu, soll die GmbH im November notariell beurkundet werden.

INFO: Diskussionen nur in Friedberg

Im Haupt- und Finanzausschuss in Bad Nauheim gab es zur Umwandlung des Zweckverbandes »Schwimmbad Bad Nauheim - Friedberg« keine Diskussion. Der Punkt wurde aufgerufen, angenommen und zu den Akten gelegt; das letzte Wort hat die Stadtverordnetenversammlung. In Friedberg gab es durchaus kontroverse Diskussionen. Sven Weiberg (Linke) sah »einen Haufen Nachteile«, sprach von einer »Entdemokratisierung«: Die Entscheidungen würden dem öffentlichen Zugriff entzogen. Weiberg kritisierte auch die kurzfristige Vorlage. Die Umwandlung des Zweckverbandes in eine GmbH wird bereits seit mehr als drei Jahren in den entsprechenden Gremien diskutiert (in denen die Linke aber nicht vertreten ist). Im Januar 2020 befasste sich das Bad Nauheimer Stadtparlament mit der Sache (die WZ berichtete); schon damals wurde auf die »großen organisatorischen Vorteile« hingewiesen. Der Verbandsvorstand schlug im März dieses Jahres die Umwandlung offiziell vor.

Der Gesellschaftsvertrag sieht ein Stammkapital von 50 000 Euro vor, das zu gleichen Teilen von Bad Nauheim und Friedberg getragen wird. Ein Aufsichtsrat überwacht die Geschäftsführung; er setzt sich zusammen aus je zwei Magistratsmitgliedern und je fünf Mitgliedern der Stadtparlamente. In Bad Nauheim gibt es fünf Fraktionen, diese könnten folglich alle einen Sitz bekommen. In Friedberg sind es sechs Fraktionen, die kleinste ist die Linke. Rein rechnerisch sei es »auch in Friedberg möglich, dass alle Parteien in dem Gremium vertreten sind«, sagte Dr. Klaus Rack (SPD). Dafür müssten bei der Wahl der Personen nur entweder CDU oder SPD zurückstecken. Stimmen die Stadtparlamente zu, soll die GmbH im November notariell beurkundet werden.

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