Was in Innenstädten besser laufen sollte

Bad Nauheim/Wetteraukreis (pm). Zu seiner Landtagswahlkampf-Auftaktveranstaltung hatte der Spitzenkandidat der Wetterauer FDP in die Rosen-Union nach Steinfurth geladen. Im voll besetzten Café startete Ruths seine Reihe »Heute reden wir über…« An diesem Abend standen »die Innenstädte der Wetterau« im Fokus. Dazu begrüßte Ruths seine drei Gesprächspartnerinnen.
Gekommen waren Sue van Bömmel vom Juwelier Burck in Friedberg, Tatjana Steinbrenner vom Kaufhaus Ganz in Bensheim und Kristina Rentsch, Bloggerin aus Bad Nauheim (»Tia findet Schönes«). Sie berichteten über ihre Beziehungen zu Innenstädten.
Wunsch nach mehr Sicherheit
»Die Kundschaft wird immer anspruchsvoller«, eröffnete van Bömmel die Runde. »Lange, durchgehende Öffnungszeiten werden genauso erwartet wie kurze Wege und natürlich perfekte Beratung.« Auch Tatjana Steinbrenner konnte von bequemen Kunden berichten. Sie persönlich setzt sich auch stark mit dem Landesförderprogramm »Zukunft Innenstadt« auseinander. »Es ist ein wichtiger Baustein, um die Wettbewerbsfähigkeit der Innenstädte positiv nach vorne zu bringen«, erklärte die Präsidentin des Handelsverbandes Hessen-Süd. Kristina Rentsch wohnt in der Bad Nauheimer Innenstadt. »Die Stadt ist für mich zurzeit weder anwohner- noch kundenfreundlich. Ich höre immer wieder, dass die Menschen in Ruhe die Stadt genießen wollen, aber spätestens alle zwei Stunden zur Parkuhr müssen. Wer in einer Innenstadt wohnt, sollte auch tolerant für Veranstaltungen sein,« gab sie zu bedenken.
Ruths wollte wissen, was die Landespolitik machen könne, und erhielt einige Ideen. »Ich wünsche mir mehr Sicherheit in der Stadt, insbesondere im Dunkeln. Hier erwarte ich ein positives Gefühl durch wahrnehmbarere Sicherheitskräfte. Das Land kann doch auch intelligente Beleuchtungen unterstützen. Die bieten Sicherheit einerseits und wirken gegen die nächtliche Lichtverschmutzung andererseits«, schlug Rentsch vor.
Mobilität, Klima, Digitalisierung
»Innenstadt ist immer noch ganz viel Handel! Und um diesen zu unterstützen, hat das Land seit Jahren den Digi-Zuschuss ins Leben gerufen. Dadurch erfahren gerade auch viele kleine Handelsbetriebe eine wichtige Unterstützung, um weiter fortbestehen zu können. Und vielfältiger Handel bildet die Grundlage für intakte Innenstädte. Dieser Digi-Zuschuss, bei dem die Akteure finanziell bei der Digitalisierung unterstützt werden, muss fortgeführt werden«, erläuterte Tatjana Steinbrenner. »Wenn dann das Land noch stärker bei der Nachfolge von Innenstadtunternehmen mithilft, haben wir den nächsten Baustein für interessante Innenstädte der Zukunft,« fügte van Bömmel an.
In folgenden Punkten war man sich sofort einig: Hauseigentümer, Bewohner und Geschäfte müssten an einem Strang ziehen. Die Innenstädte stünden vor einer Transformation auf verschiedenen Ebenen. Mobilität, resilientes Innenstadtklima von Extremhitze bis zum Starkregen, aber auch die Digitalisierung der Städte erforderten eine Unterstützung durch das Land. Die Bürger müssten miteinbezogen werden, und es müsse schnell gehen. »Auch das Bilden eines Business Improvement Districts (BID) kann Akteure zusammenschweißen und bildet eine Möglichkeit, die bisher in Hessen nur sehr wenig genutzt wird. Wenn man genau hinhört, sind es mit Blick auf die Landespolitik oft kleine Stellschrauben wie das gezielte Fördern von Projekten«, sagte Ruths. »Gerade nach der Pandemie ist die Unterstützung der Kommunen durch das Land von eminenter Bedeutung! Ziel muss aber sein, mittelfristig wieder sich selbst tragende Innenstädte zu haben, in denen viele Menschen einen angenehmen Aufenthalt erleben können. Da werden sich Handel, Kultur, Gastronomie zu einer Symbiose der Freizeitbeschäftigung vereinen.«