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Weniger Vertrauen in die Zukunft?

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Von: Michael Humboldt

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Die Hausbesitzer Thorsten, Liesel und Karl Roth in ihrem Wisselsheimer Domizil. © Michael Humboldt

In Bad Nauheim werden weniger Kinder gezeugt. 67 weniger als im Vorjahr seien es gewesen , erklärte Jochen Mörler im Ausschuss für Soziales, Jugend und Senioren in Wisselsheim.

Karl Roth hat lange Jahre den Lebensmittel-Laden in Wisselsheim betrieben und eine zeitlang auch den Kiosk in der Kaufmännischen Berufsschule. Das wissen alte Nauheimer natürlich, die ihn auch als Fußball-Trainer in Steinfurth, Wisselsheim oder Nieder-Weisel kennen. Am Donnerstag saßen Karl Roth, seine Frau Liesel und Sohn Thorsten Roth aufmerksam auf den Stühlen in seinem Haus in Wisselsheim, wo im Erdgeschoss der Ausschuss für Soziales, Jugend und Senioren in Bad Nauheim tagte. Denn aus dem Lebensmittelmarkt, den Roth Jahrzehnte dort betrieben hat, ist mitten in Wisselsheim gegenüber dem Kastanien-Hof ein Demenz-Café entstanden mit Klavier, Gitarren, Sesseln und gemütlichen Sofas als Accessiores.

Angereist nach Wisselsheim waren der Jung-Politiker und Hiesbach-Vorsitzende Rory Taylor, Ulla-Ira Stamm, aber auch viele andere Stamm-Gäste der Bad Nauheimer Politik-Veranstaltungen. Links auf dem Podium saß Jochen Mörler, Fachbereichsleiter Soziales, Gesundheit, Kultur und Sport der Stadt Bad Nauheim, rechts neben ihm der Erste Stadtrat Peter Krank. Lange Zeit ging es in der Sitzung natürlich um das Thema Demenz und die Möglichkeiten, die sich für die Kranken im Herzen von Wisselsheim nun eröffnen. Doch Mittelpunkt der Tagesordnung war die »Ausbauplanung für die Kindertagesstätten Bad Nauheim mit Handlungsempfehlung«.

Zwei neue Kitas sind schon bereit

»Fakt ist, dass es zum 31. Dezember 2022 genau 67 Kinder weniger in Bad Nauheim gab, die wir in Kitas unterbringen mussten als im Jahr zuvor«, stellte Jochen Mörler fest. Vielleicht, weil die Menschen in der Corona-Krise kaum Zukunftsperspektiven für ihre Nachwuchspläne sahen. Aber das wollten die Bad Nauheimer Lokalpolitiker nicht kommentieren.

Doch falls sich das wieder ändert, hat Bad Nauheim vorgesorgt. Denn im Wohngebiet Bad Nauheim-Süd am Usa-Wellenbad und mit der Kita Hohenstein werden zwei neue Institutionen errichtet, die für optimistischere Zukunftsplanungen gerüstet sind. »Zu Beginn jeden Jahres wird auf Grundlage der aktuellen Einwohnermeldedaten sowie der geplanten Baugebiete die Kita-Bedarfsplanung für die kommenden Jahre erstellt. Zielsetzung ist ein bedarfsgerechtes Angebot, um den gesetzlich festgeschriebenen Auftrag der Förderung von Kindern zu erfüllen«, betonte Mörler. Die Planung erfolge über einen Zeitraum von sechs Jahren, um rechtzeitig auf Veränderungen reagieren zu können.

Aktuell gibt es in in Bad Nauheim Kitas wie die Krippe Waldkindergarten, den Waldorfkindergarten Nieder-Mörlen, die Kita an der Christuskirche, die Kinderkrippe Villa Bach Rödgen/Wisselsheim, die Kita Pusteblume in Schwalheim, die Kita Sonnenhügel in Rödgen, die Kita Apfelwiese oder die Kinderkrippe Karlstraße, die allesamt ausgelastet sind.

Unkalkulierbare und hohe Risiken

»Aktuell wurden von der Fachaufsicht 1105 Kita- und 276 Krippen-Plätze genehmigt. Wie in den vergangenen Jahren stehen diese Plätze nicht vollständig zur Belegung zur Verfügung, da sich durch die Aufnahme von Kindern mit besonderem Betreuungsbedarf Platzreduktionen ergeben«, erläuterte Mörler. Aktuell müssten 50 Ü 3-Plätze und drei U 3-Plätze stadtweit reduziert werden. »Der Zuzug nach Bad Nauheim ist weiterhin ungebremst, was sich auch im Anstieg der Kinderzahlen pro Jahrgang für Krippen- und Kita-Kinder ausdrückt. Die Jahrgangszahlen zum Stichtag 31. Dezember 2022 zeigen jedoch einen erheblichen Einbruch bei den Zahlen der Kinder«, konstatierte er.

Im Kita-Bereich, so seine Kalkulation, scheine die derzeitig geplante Ausbauplanung der Stadt den Platzbedarf knapp zu decken. Das bedeute, dass Familien in der Regel zwar einen Kita-Platz erhalten, dieser aber nicht immer zum Wunschtermin oder in der Wunsch-Kita angeboten werden kann. »Hohe und unkalkulierbare Risiken liegen hier zum einen bei einem möglichen Anstieg der Einzelintegrationen und zum anderen bei der angespannten Personalsituation beziehungsweise dem Fachkräftemangel«, erläuterte Mörler.

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30 Mark, so erzählt eine Bad Nauheimerin, habe sie in den 60ern im Monat hier im Kindergarten an der Wilhelmskirche bezahlt für die Betreuung ihrer Kinder. Auch das ist Historie in der Kita im Ernst-Ludwig-Ring. © Nicole Merz

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