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Wieso ein Blumenhandel verblüht: Geschäft in Bad Nauheim-Wisselsheim schließt bald

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Corinna Späth führt ihr Blumenlädchen in Wisselsheim seit 33 Jahren - am 1. Oktober ist dort aber Schluss. © Petra Ihm-Fahle

Waren Ostern, Muttertag, Weihnachten oder Pflanzzeit, standen Kunden bis auf die Straße. Damit ist es bald vorbei im Blumenlädchen in Wisselsheim, denn Inhaberin Corinna Späth macht zu.

Es duftet nach Rosen, Grünpflanzen und feuchter Erde im »Blumenlädchen« von Corinna Späth in Wisselsheim. Im Kühlhaus stehen Sträuße für Arztpraxen, Gestecke und Sargschmuck für Beerdigungen. Ein »Lädchen«, wie der Name sagt, ist es nicht wirklich, sondern ein großes Geschäft - das aber schließt. Am Samstag, 1. Oktober, ist Schluss. Hauptgrund dafür ist, dass Späth seit Februar 2021 gesundheitlich eingeschränkt ist. Sie wurde an der Hand operiert und kann keine handwerklichen Tätigkeiten mehr ausüben.

Ihr Vater war Rosenzüchter

Über einen längeren Zeitraum versuchte sie, neue Mitarbeiter zu bekommen - erfolglos. »Laut Arbeitsamt sollten sich 20 Aushilfen und Floristen bewerben, aber es ist niemand gekommen«, sagt sie. Ob Vollzeit-, Teilzeitkraft oder Aushilfe auf 450-Euro-Basis, sie bot alles an. Voraussetzung war, eine Florist-Ausbildung zu haben oder sich als Hobbygärtner zumindest gut auszukennen. Einige Ungelernte meldeten sich, die laut Späth nicht genug über Blumen wussten und angelernt werden wollten. »Dafür haben wir keine Zeit. Wenn man nicht weiß, wann die Pflanze gegossen werden muss, oder kein gelbes Blatt erkennt, ist es schwierig.«

Und die Arbeitszeiten-Wünsche kollidierten mit der Wirklichkeit. »Um die Hilfsarbeiten wie Zusammenräumen und Gießen auszuführen, brauche ich niemanden vormittags«, konstatiert die 53-Jährige. Zum Schluss bewarb sich niemand mehr - dies trotz übertariflicher Bezahlung, wie die Inhaberin erklärt.

Am 20. März 1989 eröffnete Späth ihr Geschäft, das sie 33 Jahre lang betrieb. Sie ist Floristin, arbeitete zunächst parallel in Frankfurt, wo sie vormittags tätig war, und machte in Wisselsheim nachmittags auf. Späths Vater war Rosenzüchter, insofern wollte die Tochter schon immer in die Blumenbranche.

»Als ich merkte, das Geschäft läuft, konzentrierte ich mich dann ganztags darauf«, blickt sie zurück. Sie begann in einer Garage, die sie ausbaute - später nutzte sie die Scheune und den Hof. Nach und nach konnte Späth ihr Geschäft entwickeln und einen großen Kundenstamm aufbauen, zu dem auch Arztpraxen gehören. Das Unternehmen sei immer erfolgreich gewesen, Späths Kundschaft kommt teilweise seit Jahrzehnten. »Ich musste keine Werbung machen, es war Mundpropaganda«, sagt sie. Das lag an der stets frischen Ware aus Holland und der Großmarkthalle in Darmstadt, verbunden mit »Top-Preisen«, wie sie sagt. Die waren unter anderem möglich, da der Betrieb im eigenen Haus liegt. Die Kunden schätzen Späth zufolge den familiären Umgang, den sie mit ihnen pflegt. Zwar liegt das Lädchen »nur« in einem dörflichen Stadtteil, aber wer einen Strauß kaufen will, kann bequem mit dem Auto halten, was ein weiterer Vorteil war.

Pensum im Herbst nicht zu schaffen

Vier Mitarbeiterinnen hat Späth, es waren mal sieben. Nun sind es noch drei Aushilfen und eine Angestellte. »Sie sind erfahren und binden wunderbare Sträuße«, sagt die Inhaberin. Dennoch sei das Pensum mit Hochbetrieb an den Festtagen und 800 bis 900 Grabgestecken in der kalten Jahreszeit nicht zu schaffen. »So kommen wir niemals über den Herbst«, habe sie festgestellt. Im Sommer musste das Blumenlädchen bereits darauf verzichten, Hochzeiten mit Blumenschmuck auszustatten.

Am Abschlusssamstag, dem 1. Oktober, organisiert Späth ein Fest mit Grillen und Dankeschön an die Kundschaft. »Ich hoffe, einen Nachfolger zu finden, der den Laden übernimmt«, sagt sie. Einen Mietinteressenten für das Geschäft hätte sie sofort, aber da sie ihr Haus veräußern will, kann sie diesbezüglich keine Zusage machen. Das Gebäude in der Löwenthalstraße 23 ist ihr Elternhaus, den Verkauf plante sie sowieso, aber erst in zwei Jahren. Nun zieht sie diesen Zeitpunkt vor.

»Die Kunden sind traurig, sie können es gar nicht glauben und werden uns vermissen«, sagt Späth. Auf den neuen Abschnitt ihres Daseins freue sie sich, gleichzeitig räumt sie ein: »Der Blumenhandel war mein Leben.« Ihre Mitarbeitenden haben bereits neue Jobs gefunden.

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