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Windräder bei Bad Nauheim und Wölfersheim: Nächster Schritt der Planung

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Auf einer Fläche zwischen Rödgen, Wisselsheim, Melbach und Södel sollen sechs bis sieben Windkraftanlagen entstehen. © Petra Ihm-Fahle

Windkraft in Bad Nauheimer und Wölfersheimer Gemarkung war lange fraglich. Nun bahnt sich an, dass die Fläche zwischen Wisselsheim, Rödgen, Melbach und Södel bebaut werden könnte.

Ein leichter Wind weht zwischen den Feldern hinter dem Bad Nauheimer Stadtteil Wisselsheim. Der Weg steigt ein bisschen an, rechts und links ist er flankiert von malerischem Grün. Zur Rechten befindet sich Rödgen, geradeaus liegen die Wölfersheimer Ortsteile Melbach und Södel. Schon lange ist im Gespräch, zwischen den vier Dörfern Windräder zu errichten. Der »Sachliche Teilplan Erneuerbare Energien« des Landes Hessen, der im Internet abrufbar ist, weist eine diesbezügliche Fläche aus. Diese veränderte sich nach 2015 zweimal etwas.

250 Meter hohe »Spargel«

Bislang bestand aber ein Problem wegen des Drehfunkfeuers. »Da war nicht klar, ob und inwieweit der Flugverkehr negativ tangiert ist«, erläutert Bürgermeister Klaus Kreß (parteilos). Seit Jahren tat sich insofern dort nichts. Neulich aber konnte Kreß im städtischen Bauausschuss eine Neuigkeit verkünden. Das Unternehmen EnBW (Energie Baden-Württemberg) hatte sich für Mittwoch vergangener Woche zum Gespräch im Rathaus angemeldet (diese Zeitung berichtete). Auf Anfrage teilt der Bürgermeister nun die Ergebnisse mit: EnBW möchte sechs bis sieben Windräder in den Gemarkungen Bad Nauheim und Wölfersheim errichten. Auf die Kurstadt sollen zwei der Anlagen entfallen, der Rest auf Wölfersheim.

Über den Feldern spannt sich strahlend blauer Himmel mit weißen Wolken, ein Stück entfernt stehen Strommasten. Im Büro von Kreß liegen Pläne auf dem Tisch. 250 Meter hoch werden die »Spargel« sein, die sich zwischen Wisselsheim, Rödgen, Melbach und Södel erheben sollen. Derzeit steht das Vorhaben ganz am Anfang, konkreter wird es laut Kreß Ende 2023. Wie er sagt, seien ihm zwei Punkte wichtig gewesen: Ob das Unterfangen in punkto Drehfunkfeuer genehmigungsfähig und ob es wirtschaftlich ist.

Bevölkerung soll profitieren können

Diese Genehmigungsfähigkeit ist laut EnBW mittlerweile gegeben. »Das Unternehmen ist gerade dabei, weitere Gutachten einzuholen, die für eine Genehmigung erforderlich sind, insbesondere naturschutz- und artenschutzrechtlicher Art.« Und: »Es ist definitiv wirtschaftlich.« Für EnBW, aber auch für die Seite der Stadt.

Der Bevölkerung will das Unternehmen laut Kreß attraktive Beteiligungsmöglichkeiten anbieten. Sprich, man kann sich mit Geldbeträgen zwischen 500 und 10 000 Euro als Darlehengeber beteiligen, dies zu attraktiven Zinssätzen und einer Laufzeit von sieben bis zehn Jahren. Eine mögliche Vorgehensweise wäre, wenn EnBW und die Stadtwerke Bad Nauheim eine gemeinsame Gesellschaft gründen, an der die Stadtwerke bis zu maximal 49,9 Prozent Mitgesellschafter werden könnten. »Im Aufsichtsrat der Stadtwerke müssen wir klären, ob und vor allem in welcher Höhe das darstellbar wäre«, sagt Kreß. Eine Beteiligung über sogenannten Bürgerstrom ist eine weitere Variante, allerdings nicht möglich, solange die Strompreisbremse greift.

Nicht nur die Grundstückseigentümer sollen Entschädigung erhalten

Die Grundstückseigentümer werden durch den Pachtzins entschädigt, was sich nach Ansicht von Kreß für sie rechnen dürfte. Eine Entschädigung erhalten seinen Worten zufolge nicht nur diejenigen Eigentümer, auf deren Parzellen die Windräder stehen. Die anderen in dem Gebiet bekämen ein gestaffeltes kleines Nutzungsentgelt - je nachdem, wie stark sie durch die Anlagen berührt seien. Liegt doch der Durchmesser der Rotoren bei 160 Metern.

Den Strom, den die sechs bis sieben Windräder produzieren, beziffert EnBW mit 18 500 bis 23 000 Haushalte mit einer jährlichen Menge von 65 000 bis 80 000 Megawatt/Stunde. Der Bad Nauheimer Bürgermeister ist zuversichtlich, was die Akzeptanz betrifft. In Gesprächen mit Bürgern erlebe er täglich, dass ein Umdenken stattgefunden habe. »Jeder hat mittlerweile gecheckt, dass wir umsteuern, mehr Anstrengungen unternehmen müssen, um uns unabhängiger zu machen.« Nach Ansicht des Bürgermeisters wäre es »im Ergebnis deshalb gut, wenn auch hier auf Bad Nauheimer Gemarkung Windenergie realisiert werden könnte«.

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