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Zu teuer: Hospiz in der Johanneskirche ist vom Tisch

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jw_Hospiz7_150623_4c_1 © Petra Ihm-Fahle

Rückschlag für das Hospiz: Die Johanneskirche soll doch nicht Standort werden. Überraschend verkündete dies die Gesellschaft für diakonische Einrichtungen (GfdE) aus Darmstadt im Rathaus.

Die Situation erinnert ein Stück weit an 2009. Überraschend scheiterten damals die Pläne für ein Hospiz in der Gesundheitsstadt. Ein »Förderverein Hospiz Bad Nauheim« hatte sich dafür stark gemacht, doch zwei Beteiligte der damals vorgesehenen Betreibergesellschaft - Caritas und Diakonie - zogen in letzter Minute die Reißleine.

2019 gingen die Pläne für ein Hospiz in Bad Nauheim erneut an den Start, doch nun steht wieder ein Fragezeichen dahinter. Die Johanneskirche war als Standort vorgesehen. Aus Kostengründen ist das nun Schnee von gestern und stattdessen ein Anbau an die »Sodenschmiede 7« neben dem Gesundheitsgarten in der Prüfung. Träger soll weiterhin die Gesellschaft für diakonische Einrichtungen (GfdE) aus Darmstadt sein, unterstützt durch den Förderverein Hospiz in der Wetterau, der seit vier Jahren Geld zur Sicherung des Betriebs sammelt.

Investitionssumme mehr als verdoppelt

»Wir wurden vergangene Woche informiert.« Das erläuterte Fördervereinsvorsitzender Stefan Fuchs bei einem Pressegespräch im Rathaus. Dorthin hatte Bürgermeister Klaus Kreß (parteilos) eingeladen. Der Verein, der sich laut Fuchs mit dem Standort identifiziert hatte, sei enttäuscht. »Es ist klar, dass sich die wirtschaftliche Ausgangssituation geändert hat - das spürt jeder«, räumte er ein. Fuchs bezeichnete es als wichtig, die Arbeit des Vereins fortzusetzen und beschrieb die weitere Vorgehensweise: »Wir werden unsere Optionen ausloten und Gespräche mit der Politik, der GfdE und anderen Trägern führen.« Dabei erhofft sich der Verein Unterstützung durch den Wetteraukreis. Alle erarbeiteten Optionen will der Vorstand den Mitgliedern vorstellen, die darüber eine Basisentscheidung treffen sollen.

Wie Petra Hitzel und Liane Sieger von der GfdE erklärten, habe sich die Investitionssumme aufgrund der Baukostenentwicklung mehr als verdoppelt. »Als neue Geschäftsführerinnen haben wir das Projekt von vielen Seiten betrachtet«, schilderte Hitzel. Ein Bau für 5,5 Millionen Euro sprenge das Machbare. Hinzu komme die unsichere Energielage, die es schwierig mache, eine denkmalgeschützte Kirche zu heizen. Insofern brachte die GfdE laut Hitzel den Mut auf, sich einzugestehen: »Wir müssen leider Abstand nehmen.«

Die »Sodenschmiede 7« grenzt an das Diakoniewerk Elisabethhaus an - die Tagespflege des Seniorenheims befindet sich dort. Hitzel sprach von einer Freifläche im hinteren Bereich des Gebäudes, konnte aber zu den Kosten noch nichts sagen. Ihre Kollegin Sieger konstatierte: »Die Kirche war ein Herzensprojekt und wäre ein perfekter Ort gewesen.« Sie erklärte, die hohe Enttäuschung »mehr als nachvollziehen« zu können.

Er sei traurig, bekannte Bürgermeister Kreß. Er befürchte einen Vertrauensverlust in das Projekt und sprach von einem »absoluten Schlag ins Kontor«. »Wir hätten uns keine würdevollere Nutzung für die Johanneskirche vorstellen können.« Gleichzeitig habe er Verständnis für die betriebswirtschaftlichen Gründe. Die Stadt wird seinen Worten zufolge GfdE und Förderverein weiter unterstützen und sich um die Schaffung des Baurechts kümmern. Das wäre laut Kreß vielleicht bis 2024 möglich - optimistisch geplant. »Ich bitte alle, den Mut nicht zu verlieren«, appellierte er.

Stadträtin Katja Bohn-Schulz (FW) ist Dezernentin für das Hospiz und Vorstandsmitglied des Fördervereins, den sie als »Gesicht nach außen« bezeichnete. »Der Verein hat das Ansinnen authentisch vertreten«, unterstrich sie. Ihren Worten zufolge hat das Hospiz eine hohe Relevanz für Bad Nauheim, auch in der Politik. Alle Gremien hätten sich stets wohlwollend damit beschäftigt, etwa der städtische Seniorenbeirat in jeder Sitzung.

Nach Ansicht von Pfarrerin Meike Naumann wäre es fatal, in Bad Nauheim schlimmstenfalls kein Hospiz realisieren zu können. Sie betonte: »Wenn das Hospiz an der ›Sodenschmiede‹ sein könnte, wäre es toll.«

Versunkene Kosten

Als bekannt wurde, dass die Johanneskirche in Bad Nauheim zum Hospiz werden sollte, hatte sich eine Interessengruppe aus Anwohnern gebildet, die gegen das Vorhaben waren. Um das Projekt rechtssicher zu machen, hatte die Stadt ein Bebauungsplanverfahren auf den Weg gebracht. Die Kosten von »mehreren tausend Euro« trägt nach Auskunft von Bürgermeister Klaus Kreß (parteilos) die Stadt. Aber auch die Gesellschaft für diakonische Einrichtungen (GfdE) aus Darmstadt muss sich mit »versunkenen Kosten« abfinden, etwa für architektonische Leistungen. Müsste sich der Förderverein Hospiz in der Wetterau wider Erwarten (und entgegen der Absicht) auflösen, ginge das bisher gesammelte Geld satzungsgemäß an die ambulanten Hospizdienste in der Wetterau. ihm

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