Nach Paukenschlag in Bad Nauheim: Hat Haus »Württemberg« doch eine Zukunft?

Eine Woche nach dem Insolvenz- und Schließungspaukenschlag wagen Mitarbeiter und Bewohner der Bad Nauheimer Dorea-Häuser »Christa«, »Regina« und vor allem »Württemberg« zu hoffen.
Thomas Oertner ist am Montag durch einen Telefonanruf aufmerksam geworden: Der Soziale Dienst aus dem Bad Nauheimer Haus »Württemberg« erkundigte sich in der von Oertner geführten Einrichtung Vonberg Haus Alexandra GmbH in Ebsdorfergrund bei Marburg, die er vor einem Jahr von den privaten Vorbesitzern übernommen hatte, nach eventuellen freien Pflegeplätzen. Mit dem Sachverhalt konfrontiert, fackelte Oertner nicht lange. »Wir betreiben eine absolut vergleichbare Einrichtung, ein Wohnpflegeheim für psychisch beeinträchtigte Menschen«, erläutert er.
Hoffnung auch für Haus »Regina«
Oertner setzte sich direkt ins Auto und stattete Haus »Württemberg« einen Besuch ab, das - wie die beiden anderen Bad Nauheimer Dorea-Häuser »Christa« und »Regina« - im Kontext mit dem Insolvenzverfahren der in Berlin sitzenden und zur französischen Holding »Maisons de Famille« gehörenden Betreiberfirma zum 31. August geschlossen werden soll. Er fand bestätigt, was er schon vermutet hatte: »Das ist im Grunde genommen genau das, womit wir uns beschäftigen, was wir leisten können.«
Am Dienstag schickte er seine Pflegedienstleiterin aus dem Haus in Ebsdorfergrund, eine Fachkrankenschwester mit 30-jähriger Erfahrung, nach Bad Nauheim. Die hatte einen ähnlichen Eindruck wie zuvor er selbst, denn: »Sie wäre am liebsten gleich dageblieben und hätte mitgeholfen.«
Nächste Hürde für den Rechtsanwalt, der lange Jahre soziale Immobilien für Auftraggeber konzipiert und entwickelt hat, dürfte damit die Personalversammlung am Freitagnachmittag gewesen sein, in der er den Mitarbeitern des 52 Plätze bietenden Pflegeheims sein Konzept vorstellen wollte. Auch hier war die Resonanz »einhellig positiv«, wie er anschließend gegenüber dieser Zeitung bestätigte.
Hoffnung auch für Haus »Regina«
Nun wird Oertner mit den Eigentümern des Gebäudes, der Krollmann-Gruppe in Berlin, sprechen, die mit ihrer Weigerung, Dorea einen Teil der Mietzahlung zu erlassen, den Schließungszeitpunkt mit beeinflusst hatte. Sollten auch diese Gespräche erfolgreich verlaufen, stehen noch Verhandlungen mit den Kostenträgern auf dem Plan, bevor die Übernahme von Haus »Württemberg« als gesichert betrachtet werden könnte.
Einen Hoffnungsschimmer sehen auch die Mitarbeiter und Bewohner von Haus »Regina« am Horizont. Hier hat sich auf die Medienberichterstattung hin nach Auskunft einer Mitarbeiterin ein Interessent telefonisch gemeldet, der die Heimleiterin allerdings erst am Freitag kontaktieren konnte, weshalb weitere Details nicht bekannt sind. Am Freitagnachmittag waren jedenfalls die Bewohner des Hauses zu einer Versammlung geladen, auf der sie zunächst einmal offiziell über die Schließungspläne für das Haus unterrichtet werden sollten.
Im Gegensatz zu »Württemberg«, dem größten der drei betroffenen Häuser, handelt es sich bei »Christa« und »Regina« um spezielle Häuser der Eingliederungshilfe nach SGB IX, deren Bewohner im Falle einer Schließung erneut auf einen Platz in einer solcherart ausgerichteten Einrichtung angewiesen wären.