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Zusammen leben und feiern in Bad Nauheim

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Sie stehen fest zusammen, um das 40. Internationale Fest zum Erfolg zu führen (v. l.) Ulrich Becke, Ursula Leichtweiß, Mahvash Bakhtiari-Schönhals und Ali Bulut. © Hanna von Prosch

In diesem Jahr findet in Bad Nauheim zum 40. Mal das Internationale Fest statt. Gefeiert wird am Sonntag, 2. Juli, im Rahmen der Inklusionswoche.

Jede große Veranstaltung hat einmal klein angefangen. So auch das Internationale Fest in Bad Nauheim. Initiatorin war 1981 die Diakonieschwester Lily Wegener. Eigentlich hatte sie gedacht, sie könne die muslimischen Gastarbeiter, die nach Bad Nauheim gekommen waren, zum christlichen Glauben bewegen. Ein deutsch-türkisches Fest schien dazu gerade recht. Doch sie merkte schnell, dass ihre Idee nicht aufging, und begegnete dem Islam fortan mit großem Respekt. Das Fest wurde fortgesetzt - und es wurde immer bunter und beliebter.

Diese erste deutsch-türkische Begegnung mit 30 Personen vor der Wilhelmskirche erlebte die jetzige Vorsitzende des Internationalen Clubs Bad Nauheim (ICBN), Ursula Leichtweiß, als junge Referendarin. »In meiner Schule gab es zwar türkischen Unterricht, aber sonst nahm man keine Rücksicht auf die Gastarbeiterkinder«, berichtet sie. »Was war also die beste Methode sich näherzukommen? Zusammen zu essen und, noch besser, alles zusammen vorzubereiten.«

Triebfeder und Anker der Feste war die evangelische Kirchengemeinde mit Pfarrer Dieter Ruhland, später mit seinem Nachfolger Dr. Ulrich Becke, der lange Jahre auch Vorsitzender des ICBN war. »Das waren wichtige Persönlichkeiten, und sie brachten immer mehr Menschen zu den Festen. Ohne die Kirche wäre es nicht weitergegangen«, bestätigt die aus dem Iran stammende Mahvash Bakhtiari-Schönhals.

Im Laufe der Jahre mehrere Umzüge

1987 regte schließlich der Landtagsabgeordnete Ulrich Krüger-Limberger an, doch einen Verein zu gründen. Das war dann der ICBN, und das Fest wurde international. Gründungsmitglied Ali Bulut: »Schon bald kamen 100 Leute und dann immer mehr. Wir zogen auf den Burgplatz, dann in den Platanenhof, auf die Kurhausterrassen und ein paar Jahre in die Trinkkuranlage, in den Sprudelhof, und nun sind wir seit drei Jahren wieder in der Trinkkuranlage. Vor Corona schätzte man einmal den Besuch auf rund 5000 Personen.«

Was das Internationale Fest immer attraktiver und beliebter machte, waren die vielen Gruppen, die sich mit heimischen Speisen und Getränken, Tanz- und Musikaufführungen darstellten. Viele sind schon sehr lange dabei wie der Indonesische Verein Nusantara, der Alternative Tanzclub, der Eritreische Verein Wetterau, Arena Latina, Nico und Peppe, die türkische Saz-Gruppe und die Griechische Gemeinde Wetterau. Erstmals werden in diesem Jahr die Vereine auf einem Plakat an ihren Ständen sich und ihr Land vorstellen.

Diskriminierungen erlebt

Ali Bulut kam 1979 mit 17 Jahren aus der Türkei nach Bad Nauheim, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Er erinnert sich: »Damals war jeder vorsichtig, denn wir wurden immer komisch angesehen. In vielen Altstadtkneipen wurden wir nicht bedient, Türken durften kein Taxi fahren. Die Deutschen hatten eine gewisse Scheu vor uns. Das war eben anders als im Urlaub. Sie sprachen noch nicht einmal richtig Deutsch mit mir.« Becke bestätigt, dass es Diskriminierungen gegeben habe. Doch auch untereinander hätten manche ausländischen Gruppen Probleme gehabt.

Das Zusammenwachsen kam mit dem Internationalen Fest. »Es hat geholfen, miteinander friedlich zu leben. Heute sitzen Menschen aus weltpolitisch verfeindeten Ländern in Bad Nauheim einträchtig an einem Tisch«, sagt Bulut. Dennoch ist Ursula Leichtweiß froh, seit 2022 ein Sicherheitskonzept aufgestellt zu haben und Security auf dem Platz zu sehen: »Mir wurde bewusst, dass bei einem solchen Fest auch viel passieren kann.«

Zwischen 11 und 17 Uhr fröhlich feiern

Die Organisation des Jubiläums ist in vollem Gange. Alle zehn Vorstandsmitglieder und viele Helferinnen und Helfer kümmern sich darum, dass die Stände betreut, die Auftritte vorbereitet und moderiert, die Kinderspiele durch die Jugend der evangelischen Kirche und den Verein Lichtblick organisiert sind. »Es ist ein Geben und Nehmen«, betont Leichtweiß. Doch es sei auch eine kostspielige Sache, die ohne den Zuschuss der Stadt nicht durchführbar wäre. Die Ausgaben betreffen die gesamte Infrastruktur. Die Einnahmen aus Standgebühr, Kuchen-, Würstchen- und Getränkeverkauf decken nur einen Teil. Seit einigen Jahren ist auch die Musikschule Kooperationspartner. Die Vorsitzende betont: »Alle sind in die Trinkkuranlage eingeladen, mit uns zwischen 11 und 17 Uhr fröhlich zu feiern. Vielleicht entschließt sich ja auch jemand, im Verein aktiv mitzuwirken. Das würde uns freuen.«

Der Internationale Club Bad Nauheim (ICBN)

Aufgabe des Internationalen Clubs Bad Nauheim (ICBN) ist es, durch Informationen über verschiedene Länder, musikalische Veranstaltungen, landestypisches Kochen und Essen Menschen an einen Tisch und ins Gespräch zu bringen. Neben dem Internationalen Fest gibt es Veranstaltungen zum Weltkindertag. Der Ausländerbeirat geht auf die Initiative des ICBN zurück. In jüngerer Zeit stellt der Club Veranstaltungen zu aktuellen Themen wie Diskriminierung auf die Beine. Es geht darum, das Demokratieverständnis von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zu erweitern. Zudem sind die Aktiven des Vereins tätig in Beratung, Begleitung und Unterstützung von ausländischen Menschen und in Bad Nauheim lebenden Geflüchteten. Wer sich engagieren möchte, kann sich an die Vorsitzende Ursula Leichtweiß wenden. internationalerclub-badnauheim.de.

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