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Auktionshaus Blank ruft bei Versteigerung Hunderte Stücke auf

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Große Namen waren am Samstag bei Versteigerung im Bad Vilbeler Auktionshaus Blank im Katalog zu lesen: Unter den 934 Objekten, die aufgerufen wurden, waren Drucke und Lithographien von Kandinsky, Miro und sogar von Picasso. Das Interesse hielt sich jedoch in Grenzen. Das könnte sich allerdings noch ändern.

Wassily Kandinsky findet an diesem Nachmittag keine Freunde in Bad Vilbel. Zwei Lithographien des russischen Malers bietet das Auktionshaus Blank bei seiner Sommerauktion an, für jeweils 80 Euro. Doch beide Male muss Geschäftsführer Peter Hofmann, der an diesem Tag als Auktionator fungiert, den kleinen Holzhammer auf seinem Pult liegen lassen: Kein Bieter will die beiden Blätter haben. Weder die Interessenten, die auf den roten Sesseln in dem Bad Vilbeler Auktionshaus Platz genommen haben, noch diejenigen, die am Telefon oder per Internet mitbieten.

Auch für einen Druck des Zeichners und Grafikers Horst Janssen, ein Selbstbildnis für 70 Euro, kann sich niemand erwärmen. Erst bei einem Werk von Ida Kerkovius, einer Bauhaus-Schülerin, wird es im Raum lebendig. Mit 180 Euro ist das Werk aus der Klassischen Moderne im Versteigerungskatalog aufgeführt. Schon hebt ein älterer Mann sein Täfelchen – 200 Euro. Dann steigt eine Frau ein – 220 Euro. Wieder zeigt der Mann sein Täfelchen – 240 Euro. Doch die Frau gibt sich noch nicht geschlagen. Erst bei 280 Euro steigt sie aus. Gelegenheit für Peter Hofmann, den Standardsatz eines Auktionators vorzubringen: „280 Euro – zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten“, während er den Holzhammer niedersausen lässt.

Aus Belgien angereist

Der Käufer freut sich über seine Neuerwerbung. Er sei extra wegen des Bildes sechs Stunden aus Belgien hierhergefahren, erzählt er später. Privatsammler sei er und habe bei dieser Gelegenheit auch gleich noch zwei Rosenthal-Vasen und außerdem fünf silberne Flaschenkorken ersteigert. So habe sich die Fahrt wenigstens gelohnt: „Ich bin sehr zufrieden.“

934 Objekte bietet das Bad Vilbeler Auktionshaus an diesem Tag an: nicht nur Drucke, sondern auch Gemälde, Uhren, Schmuck, Porzellan und vor allem sogenannte Asiatika – Buddhafiguren, Holzschnitte, Räuchergefäße, Jadeschnitzereien und vieles mehr. Rund 200 Interessenten steigern an diesem Tag mit, die meisten von ihnen telefonisch oder online. Etwa 60 bis 70 Prozent der Gebote gingen auf diesem Weg ein, sagt Kunsthistorikerin Klara Chytka vom Auktionshaus Blank.

Handsigniertes Original

Bietergefechte wie bei jenem Werk von Ida Kerkovius bleiben an diesem Tag jedoch eher die Ausnahme. „Sommer und Fußball-WM – das ist eine Ausnahmesituation“, erklärt Klara Chytka. „Das ist einfach eine schlechte Zeit für Versteigerungen. Unser weltweites Publikum ist abgelenkt durch die WM.“ Normalerweise registriere man bei jeder Auktion rund 350 Bieter aus der ganzen Welt, viele davon aus China. Diesmal aber halten sich die Interessenten zurück. Auch bei einer handsignierten Original-Lithographie von Joan Miró, die für 5500 Euro angeboten wird. Ein Konvolut erotischer Farblithografien geht hingegen für 70 Euro weg.

Nach einigen Holzschnitten eines polnischen Künstlers kündigt Peter Hofmann schließlich einen der Höhepunkte der Versteigerung an: den gerahmten Druck einer Radierung von Pablo Picasso, handsigniert, der in einer Auflage von 50 Stück erschienen ist. Für 7900 Euro steht das Bild im Katalog. „Eines der schönsten und wertvollsten Werke dieser Auktion“, wirbt Hofmann. Vergeblich. Im Raum bleibt es still. Auch am Telefon und im Internet will niemand für den Druck bieten. Ein paar Sekunden lässt der Auktionator noch seinen Blick über die Stuhlreihen schweifen, bis er aufgibt: „Dann bleibt er eben noch mal hier.“ Aber möglicherweise nicht mehr lange.

Denn alles, was bei dieser Auktion nicht versteigert worden ist, steht in den nächsten vier Wochen zum Nachverkauf bereit, sagt Klara Chytka, manchmal sogar zu etwas günstigeren Preisen als im Versteigerungskatalog. Und es gebe etliche Interessenten, die sich dann noch meldeten. „Viele warten ab und spekulieren dann auf ein Schnäppchen“, sagt die Kunsthistorikerin. „Die freuen sich immer, wenn sie es dann vielleicht ein bisschen billiger bekommen.“

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