Bald kein Schwimmunterricht mehr in Bad Vilbel?

In Vereinen, Schulen und Familien sorgt der bevorstehende Abriss des Bad Vilbeler Hallenbades für Gesprächsstoff. Vor allem der absehbare Ausfall des Schwimmunterrichts wird heftig diskutiert. Eltern und Schwimmer protestieren mit einer Unterschriftenliste.
„Alle Kinder, Kursleiter, Schwimmlehrer sowie viele Badegäste sind traurig über den bevorstehenden Abriss des Bad Vilbeler Hallenbades“, sagt Jutta D’Andrea. Bei ihr lernen 70 Kinder in sieben Schwimmkursen in der Woche Schwimmen. Das Angebot läuft unter dem Dach des örtlichen Kneipp-Vereins. Kinderschwimmkurse gehören neben Aquajogging und Wassergymnastik zu den beliebten Kursen des Kneipp-Vereins.
Aber auch andere Vereine wie die DLRG bieten im Hallenbad Kurse an. Die viereinhalb- bis siebenjährigen Kinder lernen bei der erfahrenen Schwimmlehrerin, die seit 26 Jahren Kurse gibt, nicht nur Schwimmen, sondern legen bei ihr das Seepferdchen, ihr bronzenes und silbernes Schwimmabzeichen ab. Seit September hat sie mit anderen Kursleitern des Kneipp-Vereins, unterstützt von vielen regelmäßigen Badegästen, Unterschriften für die von Carsten Gumbert initiierte Unterschriftenliste „Erhalt des Hallen- und Freibades“ gesammelt.
Der Nieder-Erlenbacher Gumbert kommt regelmäßig mit seinen Kindern zum Schwimmen nach Bad Vilbel. Er wie viele andere Eltern, Schwimmer, Lehrer und Kursleiter sind davon ausgegangen, dass es einen nahtlosen oder fast nahtlosen Übergang zwischen dem Abriss des Hallenbades mit fünf Bahnen für Schwimmer und der Eröffnung des neuen Kommunalbades mit acht Bahnen in der neuen Therme gibt. „Wir sind nicht gegen den Neubau, sondern machen uns Sorgen wegen des Ausfalls des Schwimmunterrichts und der Schwimmkurse“, sagt ein Vater von vier Kindern. Zudem befürchtet er, dass er sich bei höheren Preisen den Besuch im neuen Bad mit seinen Kindern später nicht mehr leisten könne.
„Wo sollen die Kinder hin?“
Badegäste, die am Samstagmorgen ihre Bahnen durch das Becken ziehen, bezweifeln vor allem die Zeitangaben, die Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) in seinem Brief an Carsten Gumbert macht. Dort ist von einer „voraussichtlichen Schließung des Hallenbades für einige Monate“ die Rede, die „zu Einschränkungen führen wird“. „Bereits die Erteilung der Baugenehmigung hat viel länger als geplant gedauert. Jeder, der ein Haus gebaut hat oder baut, weiß, dass es trotz optimaler Planung immer wieder zu Verzögerungen kommt“, sagt eine Vilbelerin.
Spätestens Mitte des Jahres soll mit dem Abriss des Hallenbades und den Umbaumaßnahmen auf dem Areal mit Kurhaussanierung, Bau einer Stadthalle, Hotel und Parkhaus begonnen werden. „Überall werden Schwimmbäder geschlossen, wo sollen die Kinder noch Schwimmen lernen?“, fragt Jutta D’ Andrea. Sie bezieht sich auf eine Meldung der DLRG, dass „jedes zweite Schulkind nicht schwimmen kann.“
Kreis übernimmt Fahrkosten
Sie macht ihre Kinder mit spielerischen Übungen vertraut mit dem Element Wasser und fit fürs Schwimmen. „Die Kinder lernen in diesem Kurs die Grundbewegungsabläufe für das Schwimmen und die Baderegeln“, sagt die Schwimmlehrerin. „Für uns geht es nicht weiter. Das Hallenbad in Karben ist viel zu klein und von Vereinen gut ausgebucht. Umliegende Hallenbäder sind für einige Familien, die mehrere Kinder haben, zu weit entfernt.“
Das Vilbeler Hallenbad sei stets gut besucht, vor allem bei Leuten, bei denen das Schwimmen an erster Stelle steht. Das vom Bürgermeister in seinem Schreiben angeführte Freibad stehe leider nur bei gutem Wetter im Sommer als Alternative zur Verfügung. Die Stadt suche mit dem staatlichen Schulamt sowie den Schwimmvereinen nach Ausweichmöglichkeiten in der Region, teilt der Bürgermeister mit. Kreissprecherin Petra Schnelzer kündigt an, dass der Wetteraukreis in der Übergangszeit die Fahrt- und Eintrittskosten für Schulkinder übernehmen werde, selbst wenn diese Schwimmbäder außerhalb des Wetteraukreises besuchen.
Jutta D’Andrea (59), die seit 16 Jahren für den Kneipp-Verein Schwimmkurse in Vilbel anbietet, verliert mit der Schließung zum zweiten Mal in ihrer Berufslaufbahn ihre Existenzgrundlage: „Ich betreue Kinder im Wasser und an Land.“