Daumen hoch fürs Abitur
Für 155 Gymnasiasten des Georg-Büchner-Gymnasiums wird es nun ernst: jetzt starten die Abi-Prüfungen. Das lässt den Stress steigen und der nahende Abschied von der Schule stimmt die Schüler nachdenklich. Doch die meisten haben schon sehr konkrete Berufspläne und halten sich für einen insgesamt sehr braven Jahrgang.
Schon bevor an diesem Donnerstag, 16. März, der erste schriftliche Abi-Test ausgeteilt wird, bekommen die Georg-Büchner-Gymnasiasten Mut zugesprochen. Seit vergangener Woche haben Familienangehörige und Freunde bereits zahlreiche Unterstützertransparente für sie aufgehängt.
Auch in diesem Jahr sind der Fantasie der Fans und Freunde keine Grenzen gesetzt. „Du backst das!“ steht auf einem Stofftuch, wobei der Prüfling Brandt auf einem Foto eingerahmt ist von einer nachempfundenen Zwiebackpackung gleichen Namens. Vor dem Haupteingang hängt eine Amazon nachgeahmte „Abizon.de“-Bestellung, in der das Reifezeugnis zum Preis von „Schweiß, Stress, Bauchwehschlaflose Nächte“ angeboten wird. Und dem Hinweis: „Nach Erwerb beginnt das richtige Leben“. Als Befreiung soll eine Julia ihr Abi erleben. „Prisonbreak“ (Gefängnisausbruch) – ABIn die Freiheit“ wird ihr aufmunternd zugerufen. Und die Eltern von Sven, offenbar einem Zweiradfan, ermuntern ihn mit dem Motto: „Es gibt nur ein Gas – Vollgas!“
Prüfungen bis Juni
155 GGB-Schüler werden dieses Jahr ihre Abiturprüfung machen, teilt Schulleiterin Claudia Kamm mit. Die Prüfungen im schriftlichen Abitur finden statt vom 16. bis 30. März. Ende Mai bis Anfang Juni sind dann die mündlichen Tests dran. Kamm hofft auch, dass die Beschädigungen der Abi-Plakate vor zwei Jahren eine Ausnahme waren, vergangenes Jahr ging alles gut.
Das hoffen auch Schulsprecher Julian Zuber und Sophie Liebig von der Schülervertretung (SV). Die beiden sind noch ein G8-Jahrgang, doch jetzt, wo er sich dem Ende zuneigt, „ist da schon Nostalgie“, sagt Julian. Jahrelang habe man auf das Abi hingearbeitet und nun geht alles ganz schnell, „da kommt man schon ins Grübeln“. Wenn Sophie auf die Schulgemeinde blickt, sieht sie vor allem zwei lose Gruppierungen, „die Sportlichen und die Intellektuellen – die kommen aber miteinander klar.“
Unvergessliche Streiche
Der Abi-Jahrgang 2017 sei auf jeden Fall ein sehr naturwissenschaftlicher, sagt Sophie. Es gebe einen großen Informatikkurs, Leistungskurse in Physik und Chemie, zwei in Mathe und gleich drei in Biologie. „Ich habe den Eindruck, die Hälfte will Medizin studieren, mich eingeschlossen“, sagt sie. Der menschliche Körper habe sie schon immer fasziniert und „ich möchte Menschen helfen“. Auch ein Spezialgebiet hat sie sich schon auserkoren: die Orthopädie. Julian ist ebenfalls naturwissenschaftlich orientiert, absolviert einen Physik-Leistungskurs und möchte später Verfahrenstechnik studieren, da geht es um Anlagenbau und Kraftwerke. Hundertprozentig sicher ist er aber noch nicht. Nach dem Abi macht er ein Praktikum, will „erst gucken, ob sich der Berufswunsch bestätigt.“ Ein Mitschüler wolle Koch werden, wirft Sophie ein. Aber solche Nicht-Studien-Pläne seien klar die Ausnahme. Viele Mitschüler wollen nach dem Abi auch erst einmal reisen, bevorzugt nach Amerika, zu Studium oder Au-Pair, sagt Sophie. Das GBG habe die Schüler aber auch seit der Mittelstufe gefördert, sagt Julian: mit Projekttagen, Sprachreisen, der Mathe-Olympiade etwa. Das alles klingt sehr ruhig und zielorientiert. „Wir sind schon ein braver Jahrgang“, räumt Sophie ein. Einer, der „eher ernsthaft“ sei, ergänzt Gymnasiast Thomas Bürger – auch wenn sie noch nicht wissen, was das „Abi-Streich-Komitee“ aushecken wird. Das soll unvergesslich sein, hofft Sophie. Doch die Gedanken von ihr und ihren Mitschülern kreisen sehr um die kommenden Prüfungen. Den Stress versuche sie durch viel Schlaf abzufedern und regelmäßigen Sport, „damit mich das nicht total fertigmacht“. Wichtig sei, sich eine Struktur zu geben, die Prüfungsfächer abwechselnd zu üben und die Freistunden mit Lernmaterial nutzen, „statt beim Bäcker zu sitzen“.
Auf Augenhöhe mit Lehrern
Bei den Herausforderungen sei es gut, dass man inzwischen mit den Lehrern auf Augenhöhe reden könne, findet Julian. Sie seien „extrem hilfreich“, es gebe schon lange keine Hausaufgaben mehr, stattdessen werden Prüfaufgaben der vergangenen Jahre im Unterricht behandelt. Doch gefühlvoll wird es sicherlich. „Bei der Verabschiedung werde ich heulen“, ist sich Sophie jetzt schon sicher, denn die habe sie nie gehasst, vielmehr sei das ein schöner Ort mit vielen Freunden. In der Schule habe er die längste Zeit seines Lebens verbracht, sagt auch Julian.
Und was kommt dann – wird dem 2017er-Jahrgang später einmal auffallen, gar die Welt verbessern? „Da gibt es sehr viel Potential“, ist sich Julian sicher. Ein oder zwei Mitschüler wollen in die Politik gehen, „aber ob die später was zustande bringen, weiß ich nicht“, meint er lakonisch.