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Erneut Land unter in Vilbel

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Doppelt so stark wie in der Woche zuvor hat das Unwetter vom Samstagabend den Bereich rund um den Ritterweiher betroffen. Rund 60 Feuerwehrleute aus allen Bad Vilbeler Stadtteilen waren unermüdlich im Einsatz. Sie haben die Stadt vor Schlimmerem bewahrt, auch dank einer Technik, für die Stadtbrandinspektor Karlheinz Moll nun in den politischen Gremien kämpfen will.

Die ergiebigen Regengüsse nehmen in diesem Sommer kein Ende. „Diesmal war es richtig knapp“, schildert Stadtbrandinspektor Karlheinz Moll gestern in seiner Bilanz vom Einsatz, der ihm und seinen Kameraden körperlichen Einsatz bis zur Grenze der Leistungsfähigkeit abverlangte.

Gegen 19 Uhr wurde Bad Vilbel erneut von einer größeren Regenfront getroffen. „An insgesamt 22 Einsatzstellen mussten die freiwilligen Kräfte der Feuerwehren Hilfe leisten, nur die Feuerwehr Dortelweil blieb in der Wache, um angesichts des Gewitters auch bei eventuellen Bränden schnell Hilfe leisten zu können“, schildert Moll.

Haupteinsatzgebiet war aber erneut das Gebiet Wald und Ritterweiher. Wahre Sturzbäche drohten dort über den Bereich „Totenwiese“ und Spielplatz am Ritterweiher bis in die Bebauung in der Ritterstraße und Friedrich-Ebert-Straße zu gelangen.

Mehrere hundert Sandsäcke leiteten die Flut in den Ritterweiher um, sie waren aber dem Wasserdruck nicht gewachsen, die provisorischen Dämme drohten zusammenzubrechen, weitere Sandsäcke wurden aus Friedberg gebracht, auch um den Bereich rund um das Hexenloch schützen zu können. Weil auch der Weiher drohte überzulaufen, wurde die für die Kanäle zuständige Abteilung der Stadt Bad Vilbel zugezogen, um den Ritterweiher in das Kanalnetz zu entwässern. Damit wurde mehr Aufnahmekapazität für die Regenfluten geschaffen.

Nicht billig, aber wirksam

„Problem dabei war auch, dass unsere gelagerten Sandsäcke hart geworden und nicht mehr zu gebrauchen waren.“ Moll hat bereits neue Sandsäcke aus Friedberg nachgeordert, um bei der derzeit instabilen Wetterlage für alle Fälle gerüstet zu sein. 1000 müsse man derzeit schon vorrätig haben, rechnet er vor.

Hilfe kam in dieser bedrohlichen Situation aber aus Frankfurt-Höchst. Denn die Werksfeuerwehr des Unternehmens Infraserv half mit einer in Frankfurt entwickelten Technik aus: Aquariwa heißt das Produkt, das aus einer miteinander verbundenen Kette von Tonnen besteht. „Darin befinden sich große Nylontüten, mit einer Plane davor entsteht so ein effektiver Damm“, beschreibt Moll die Technik. 133 dieser Tonnen hatten die Kameraden zusammengebaut, sie garantieren je nach Ausführung eine Schutzhöhe von bis zu einem Meter. „Es war eine knappe Sache, doch jetzt ist die Situation erst einmal stabil“, freut sich Moll über den Erfolg des Einsatzes.

Doch er vollzieht auch eine kritische Betrachtung. „Unsere letzten Einsatzkräfte sind um 3 Uhr nachts abgezogen, sie waren völlig platt.“ Mit dem neuen System hätte man schon nach zwei Stunden einen sicheren Damm haben können. Moll hatte bereits kurz nach der Präsentation von Aquariwa auf die Vorzüge hingewiesen, damals sei es nicht zu einem Kauf gekommen.

Er räumt ein, dass man damals nicht damit habe rechnen können, dass sich die Unwetterereignisse derart häuften. Doch angesichts der derzeitigen „extrem geänderten Wetterlage“ will er noch einmal bei der Stadtverwaltung und den politischen Gremien vorsprechen. Er ist sich sicher, dass er mit seinem Anliegen Gehör finden wird, auch wenn er derzeit keinen aktuellen Preis für das System nennen kann. „Ganz so billig“ seien sie aber nicht.

Wald muss trocknen

Denn so, in diesem Ausmaß, habe er Hochwasserereignisse in so kurzer Abfolge noch nie in Bad Vilbel gesehen, sie erforderten eine „neue Einschätzung der Lage“. Sei das Aquariwa-System einmal aufgebaut, könne man hingegen recht schnell Herr der Lage werden, drückt Moll seine Hoffnung aus, dass schon bald über eine Anschaffung nachgedacht wird. „Das größte Nadelöhr ist jetzt erst einmal gesichert“, zieht der Stadtbrandinspektor eine positive Bilanz des Einsatzes. Auch habe es weder bei den Einsatzkräften noch bei den Anwohnern Verletzte gegeben.

Von der Tendenz her werde es in den kommenden Tagen ruhiger, die Regenwahrscheinlichkeit nehme ab. Doch bereits ab Dienstag oder Mittwoch könnte es wieder unruhiger werden, befürchtet Moll. „Wir haben es diesmal gerade noch hinbekommen, mittlerweile ist auch alles abgeflossen. Doch wenn der Wald nicht abtrocknet, droht das gleiche Szenario immer wieder.“

Moll dankt aber auch anderen Stellen. Nicht nur der Feuerwehr Friedberg für die Bereitstellung der Sandsäcke und der Werksfeuerwehr von Infraserv, sondern auch der Metzgerei Lukarsch, die den Einsatzkräften Verpflegung zur Verfügung gestellt hatte. Aber auch den Bad Vilbeler Einsatzkäften selbst wird viel Dank zuteil: Über die sozialen Medien melden sich Bürger, die den Männern und Frauen für die unermüdliche Arbeit zum Schutz ihrer Mitmenschen danken: „Ihr seid die Besten!“ und „Helden!“ war dort zu lesen.

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