Geheimnisse im Burgpark
Die Stadt Bad Vilbel bietet regelmäßig Führungen zu den unterschiedlichsten Themen an, meist zu historischen Themen. Eine Führung sollte auch die Gegenwart beleuchten. Es ging um die Kunst im Bad Vilbeler Burgpark. Viele Skulpturen stehen auf dem Grün, viele davon sind nicht gerade selbsterklärend. Die Kunstexpertin Katja Meiner kann dabei aber helfen.
Von NIKLAS MAG
Eine Handvoll Zuhörern ist zu der Führung am verregneten Sonntagmittag erschienen. Die Skulpturenexpertin Katja Meiner hat nicht nur Kunst studiert, sie arbeitet auch freiberuflich im Frankfurter Liebighaus. Wohnhaft in Bad Vilbel ist es nur nahe liegend, dass sie eine solche Führung im kunstgefüllten Burgpark anbietet. „Skulpturen sind kein neues Phänomen“, beginnt sie ihre Führung. Auch in griechischen Tempeln seien immer Skulpturen zu finden gewesen, die Römer hätten schließlich auch damit begonnen, in privaten Gärten Skulpturen aufzustellen.
„Heute wird solche Kunst gerne am Bau praktiziert, ein Beispiel ist die Verzierung der Kreisel in Bad Vilbel“, sagt die Vilbelerin. Zuerst verweist sie auf zwei Vögel, die im Wasser des Burggrabens stehen, ungefähr auf Höhe der Nikolaikirche: „Zwei Vögel aus Metall. Chris Kirchner aus Frankfurt ist eine Künstlerin, die auf Schrottplätzen unterwegs ist und sich dort Material und Inspiration holt.“
Darstellung des Nichts
Die Vögel seien bewusst unauffällig in das Wasser und in die Nähe eines großen Baumes gestellt, auch das gehöre zu dem Gesamtbild einer Skulptur, weiß Katja Meiner. An derselben Stelle, vor der aus man die Vögel sehen kann, befindet sich auch ein grauer Bogen, gerade groß genug, dass eine Person hindurchgehen könnte. „Die Skulptur ,Durchbruch‘ ist aus Marmor und von Dieter Oehm gearbeitet“, weiß Meiner.
Einst war der Bogen ein Marmorklotz. Seine herausgeschlagene Mitte steht einige Meter hinter dem Bogen. Nur aus einem bestimmten Blickwinkel fügt sich die Mitte in den Bogen ein. „Die Erklärung hierzu ist ziemlich philosophisch“, kündigt die Kunstexpertin an. „Als ein Block würde der Marmorklotz nicht wirken, er wirkt nur dadurch, dass das Eine nicht mehr im Anderen ist“. So solle eine Darstellung des „Nichts“ entstehen.
Rätselhafter Buchstabe
Etwas weiter die Straße hinunter steht die Skulptur „Die vier Elemente“ von Clemens Maximillian Strugalla. Hier ist genaues Hinsehen gefragt: „Vier menschliche Figuren sind in dieser Skulptur ineinander verwoben. Die Figur soll zeigen, dass das Eine nicht ohne das Andere kann“, erklärt Katja Meiner.
Der Künstler Dieter Oehm ist noch für eine weitere Figur im Kurpark verantwortlich: Etwas weiter, auf dem Weg in Richtung FFH entlang, stehen vier rote Metallstangen, eine senkrecht, die anderen liegen am Boden. „Mit viel Vorstellungskraft kann man ein dreidimensionales ,Y‘ erkennen“, beschreibt Meiner. Die Figur sei wegen ihrer Auffälligkeit ein Gegensatz zu den versteckten Vögeln im Burggraben und bietet ansonsten viel Interpretationsspielraum.