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Grundschullehrer protestieren mit roten Ballons gegen unfaire Bezahlung

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Von: Dieter Deul

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Sie sorgen für die Grundlagen der Schulbildung, aber sie verdienen am wenigsten: die Grundschullehrer. Dagegen protestierte die Gewerkschaft GEW gestern in Bad Vilbel. Ihre Forderung: „A 13 für alle“.

Dafür, dass der Unmut bei vielen Pädagogen schon seit Jahrzehnten schwelt, verläuft die Protestaktion auf dem Saalburg-Schulhof harmonisch ab. 36 Lehrerinnen und ein Lehrer aus Bad Vilbel, Karben und Florstadt versammeln sich dort mit Luftballons am Handgelenk und einem stimmungsvollen Lied auf den Lippen: “„Drum auf! Verkauft euch nicht unter Wert/Drum auf, jetzt wird sich endlich gewehrt!“

Doch der Anlass ist ein ernster. Die Gewerkschaft GEW hat für gestern zu einem landesweiten Aktionstag aufgerufen. Der 13. November ist kein zufälliges Datum. Denn: Während die Demonstranten nach der Besoldungsgruppe A 12 bezahlt werden, bekommen alle anderen Lehrer, von den Förder- bis zu den weiterführenden Schulen, ein höheres A 13-Gehalt. Die Differenz fällt so hoch aus, dass die schlechter bezahlten Lehrer sozusagen vom 13. November bis Ende des Jahres ohne Bezahlung arbeiten, erläutert Stefani Schleyer, die an der Dortelweiler Regenbogenschule unterrichtet und im Wetterauer Kreisverband der GEW tätig ist. Es müsse Schluss sein mit dem Politik-Motto „Kleine Kinder – kleines Geld“.

Die Aktion in Bad Vilbel ist die einzige öffentliche im Wetteraukreis, in Büdingen verteilen Gewerkschafter rote Nelken an die Grundschullehrer. Saalburg-Schulleiterin Evelyn Neumann erinnert daran, dass der Protest nicht neu ist, seit 30 Jahren werde um den gleichen Lohn gekämpft, den es zwischenzeitlich sogar ein, zwei Jahre gegeben habe, sagt sie.

Anforderungen gestiegen

Seit 22 Jahren unterrichtet Dorothea Reinig-Stender an der Saalburgschule und sie hat in dieser Zeit erfahren, wie die Belastung gestiegen ist. Damals habe es noch für ein Förderkind im „gemeinsamen Unterricht“, dem Vorläufer der Inklusion, einen zusätzlichen Lehrer mit vier Wochenstunden gegeben und die Klassen wurden verkleinert.

Heute würden die Klassen nicht mehr verkleinert, auch gebe es keine zusätzlichen Lehrerstunden. Dafür sind die Aufgaben immens gewachsen, klagt Reinig-Stender.

Tarif angleichen

Das fängt beim Deutschunterricht für die „Seiteneinsteiger“, Migranten und Flüchtlinge, an und endet bei den „nicht erzogenen Kindern“, wo die Lehrerinnen ohne Extraausbildung auch psychologische und erziehungspädagogische Beratung zu leisten hätten. „Wir wollen für diese Mehrarbeit auch mehr Geld“, fordert die Schleyer, auch als Zeichen, „dass unsere Arbeit wertgeschätzt wird“.

Aus Sicht der GEW ist die Tarifangleichung „schon deshalb geboten, um dem Mangel an Grundschullehrkräften in Hessen zu begegnen“. Hingegen jongliere das Kultusministerium mit befristeten Verträgen und der Nachqualifizierung von beruflichen Seiteneinsteigern.

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