Auf Huckleberry Finns Spuren
Nicht nur als traditionelle Marschkapelle überzeugt die Bad Vilbeler Stadtkapelle bei Festivitäten. Dass die Musiker auch als großes Orchester mit hohen technischen und musikalischen Anforderungen vertraut sind, beweisen sie bei ihrem Frühjahrskonzert.
Von NIKLAS MAG
Der Saal des Dortelweiler Kultur- und Sportforums ist in rotes Licht getaucht, Banner der Stadtkapelle sowie Blumen schmücken die Bühne, auf der bereits dicht aufgestellte Instrumente und Notenständer Konzertatmosphäre verströmen. Mit Applaus werden die Musiker auf der Bühne begrüßt, kaum eine Person mehr hätte dort oben noch Platz finden können.
Alexander Fry, Vorsitzender des Vereins, begrüßt die zahlreichen Gäste. Der 1883 gegründete Musikverein zählt heute über 60 aktive Mitglieder, mehr als 20 weitere Auftritte verteilen sich über das restliche Jahr. Mittlerweile gehören zur Stadtkapelle neben dem Hauptorchester auch ein Schülerorchester, eine Bläserklasse, sowie eine Blockflötengruppe.
Die Moderation des Abends übernimmt Martin Heß, Christoph Bernius dirigiert. Wie immer hat die Stadtkapelle sich nicht nur Mühe bei Dekoration und Auftritt gegeben, auch die Auswahl der Stücke ist durchdacht. Es geht los mit dem Stück „Lord Tullamore“ von Carl Wittrock, besonders interessant wird es bei der zweiten Darbietung des Abends: Die Stadtkapelle trägt die vierteilige „Huckleberry Finn Suite“ vor. „Franco Cesarini wollte vier Szenen dieses bekannten Werkes von Mark Twain musikalisch untermalen“, verrät Heß dem Publikum. Das 1848 veröffentlichte Buch sei wohl jedem bekannt und laut dem Autor Ernest Hemingway sogar die Grundlage für die gesamte moderne amerikanische Literatur. „So verlangt die Musik unserem Orchester rhythmisch und technisch einiges ab“, sagt Martin Heß.
Der Klang des Mississippi
In vier Teilen ist das inhaltsträchtige Stück geschrieben worden, es beginnt mit „Lazy Town“. Natürlich erinnert dieser erste Teil, wohl angelehnt an Huckleberry Finns Wohnort am Mississippi, an den Dixieland-Jazz, den jeder Hörer gleich mit dieser Region in Verbindung bringt. Schnelle Passagen sind vor allem für die Holzbläser recht anspruchsvoll. Doch ist das Stück, ebenso wie die weiteren vier Teile und auch der Rest des Programms, wie zugeschnitten auf das bläserlastige Bad Vilbeler Orchester.
Einnahmen für die Jugend
Lichteffekte und verschiedene Lichtfarben schaffen im Zuschauerraum eine dichte Atmosphäre, während das Orchester seine Klasse unter Beweis stellt, denn die Bad Vilbeler Musiker verfügen über eine unheimliche Präzision in ihrem Spiel und spielen ihre große Bandbreite an Dynamik voll aus. Gerade der vierte Teil der „Huckleberry Finn Suite“, ein Ragtime, klingt mit der eingesetzten Instrumentalisierung großartig.
„Mit dem Geld für den heutigen Abend soll unsere Jungendarbeit weiter gefördert werden“, kündigt Moderator Martin Heß an. Es ist erstaunlich, wie die Bad Vilbeler Stadtkapelle an diesem Abend durch ihre Musik Bilder in den Köpfen entstehen lässt, wie beispielsweise ein Bild von Huckleberry Finn am Mississippi.